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Luzern

Die Josi-J.-Meier-Stiftung wird aufgelöst – Hilfe zur Selbsthilfe lautete ihr Motto

Die von der 2006 verstorbenen Josi J. Meier initiierte Stiftung unterstützte mit grosszügigen Vergabungen Menschen in Not. Jetzt ist das Stiftungskapital aufgebraucht.
Die 2006 verstorbene Luzerner CVP-Politikerin Josi J. Meier im Jahr 1998. (Bild: Emanuel Ammon - AURA)
Ständerätin Josi J. Meier und Ständerat Ulrich Gadient an der Frühlingssession im März 1984 im Bundeshaus in Bern. (Bild Keystone)

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Die 2008 gegründete Josi J. Meier Stiftung wird per Ende Juli dieses Jahres aufgelöst. Das teilte der Stiftungsrat mit. Die ehemalige Luzerner National- und Ständerätin Josi J. Meier hatte die Stiftung bei ihrem Tod 2006 testamentarisch verfügt. «Da die Stiftung nicht nur die Kapitalerträge ausschütten, sondern auch vom Stiftungskapital zehren konnte, neigen sich die finanziellen Mittel dem Ende zu», heisst es in der Medienmitteilung des Stiftungsrats.

Der Stiftungszweck habe jederzeit erfüllt werden können, und die Mittel hätten zielführend vergeben werden können, so der Stiftungsrat: «Der Fokus lag immer auf dem sozialen Bereich und der Integration.» Zahlreichen Menschen, die im Kanton Luzern leben, und auch hier ansässigen Institutionen habe geholfen werden können.

Meist vergibt eine Stiftung nur so viel Geld, wie sie jährlich durch Zinsen einnimmt. Das war in diesem Fall anders. Die Geschäftsführerin der Stiftung, die Luzerner CVP-Politikerin und heutige Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger, sagt dazu:

«Es war von Anfang an klar, dass wir für die jährlichen Vergabungen auch das Kapital aufbrauchen können. Nur so war ein nachhaltiger Einsatz der Mittel möglich. Auch nach der Liquidation der Stiftung werden die gesprochenen Mittel weiterhin ihre Wirkung erzielen.»

Wie gross das Stiftungskapital anfänglich war, verrät Gmür aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht. Sie sagt dazu aber: «Josi J. Meier wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und hat bescheiden gelebt. Über ihren Tod hinaus hat sie an Menschen in Not gedacht.»

In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen

Josi J. Meier wurde 1926 geboren, wuchs in Luzern in einfachen Verhältnissen auf und besuchte die örtlichen Schulen. Nach der Matura absolvierte sie ein Rechtsstudium in Genf und erlangte 1952 das Anwaltspatent. Im gleichen Jahr eröffnete sie ein eigenes Anwaltsbüro. Während Jahren kämpfte sie für die Einführung des Frauenstimmrechts und war gleichzeitig in verschiedenen Kommissionen (unter anderem IV, Jugendschutz) tätig. 1971, kurz nach der Einführung des Frauenstimmrechts, wurde sie für die CVP in den Grossen Rat des Kanton Luzern gewählt. Sie gehörte auch zu den ersten elf Nationalrätinnen der Schweiz und wechselte im Februar 1983 in den Ständerat, als Nachfolgerin des zum Bundesrat gewählten Alphons Egli. 1991 wurde sie zur ersten Ständeratspräsidentin der Schweiz gewählt.

Nach 24 Jahren im eidgenössischen Parlament trat Josi J. Meier im Herbst 1995 zurück. Weiterhin engagierte sie sich für die Armen und Benachteiligten. Ein besonderes Merkmal dieser aussergewöhnlichen Frau sei ihr Humor gewesen, schreibt der Stiftungsrat. Zeitlebens habe sie sich durch einen unabhängigen und kritischen Geist ausgezeichnet. Einer ihrer bekannten Sprüche lautet:

«Es gibt Leute, die sich ein Pferd oder eine Jacht leisten; ich leiste mir eine freie Meinung, die ist ebenso teuer.»

2016 wurde ein Platz in der Luzerner Altstadt, beim Zöpfli an der Reuss, wo die Politikerin wohnte, nach Josi J. Meier benannt.

Den Zweck ihrer Stiftung formulierte Josi J. Meier folgendermassen: «Humanitäres Wirken für Menschen, die im Kanton Luzern wohnen oder hier Asyl suchen, bei Notlagen aller Art.» Sie ernannte Mireille Kurmann-Carrel testamentarisch als Präsidentin der Stiftung sowie Jörg Halter als Willensvollstrecker und Stiftungsratsmitglied. Den Stiftungsrat vervollständigten der ehemalige Stadtluzerner Finanzchef Silvio Degonda sowie Bernadette Burger als ehemaliges Mitglied des Stiftungsrates von Impuls.

Integration von Menschen aus anderen Ländern

Die Stiftung Josi J. Meier unterstützte in erster Linie Jugendliche in Not, die soziale und berufliche (Wieder-)Eingliederung von Menschen in einer besonderen Notlage, aber auch die Integration von Menschen aus anderen Ländern. Ebenso bot die Stiftung Institutionen Hilfe, die dasselbe Ziel verfolgen. «Wichtig war dabei stets, dass der/die Gesuchsteller/in eine Eigenleistung erbrachte, sich bemühte, mit eigener Kraft und persönlichem Antrieb ein Problem zu lösen», so der Stiftungsrat. «Bewusst sollte Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden; dieselbe Person wurde jeweils nur ein einziges Mal unterstützt.»

So hat die Stiftung zum Beispiel einer alleinerziehenden Mutter die Ausbildung zur Pflegefachfrau ermöglicht oder die Raummiete für einen Kurs mit behinderten Menschen übernommen. Auch die Integration von jungen Menschen via unterschiedliche Formen von Brückenangeboten oder diejenige von Langzeitarbeitslosen war ein wichtiger Bereich, der unterstützt wurde. Die Hilfe zur Selbsthilfe vor allem auch für Frauen war Josi J. Meier bereits zu Lebzeiten ein wichtiges Anliegen. Stets setzte sie sich für Gerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen ein; ungeachtet dessen, ob es sich um einheimische oder ausländische Personen in Not handelte. So hatte die Stiftung immer wieder Kontakt zum Beispiel mit dem Frauenhaus oder der Caritas, welche die Stiftung Josi J. Meier «als Teil ihrer Familie» gesehen hat. Grosszügig unterstützt wurde die Caritas bei den Angeboten der sprachlichen Frühförderung, der Freiwilligenarbeit, der KulturLegi oder generell der Integration. Die Stiftung gewährte aber keine Hilfe bei Schuldensanierungen.

2011 fusionierte die Stiftung Josi J. Meier mit der Stiftung Impuls, deren Stiftungszweck die sinnvolle Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen beinhaltete. Dank dieser Fusion konnte die Stiftung Josi J. Meier dann auch kreative Projekte unterstützen, die es Jugendlichen ermöglichte, ihre Freizeit sinnvoll und nachhaltig zu verbringen. Eine alleinerziehende, berufstätige Mutter von drei Kindern schrieb einmal, als die Stiftung ein Ferienlager für ihr Trio bewilligte: «Zum ersten Mal in ihrem Leben können meine Kinder in die Ferien verreisen, und ich habe die Möglichkeit, mich während ein paar Tagen zu erholen. Ich kann es noch gar nicht fassen und weiss nicht, wie ich Ihnen danken soll!» Aber auch Jungwacht/Blauring und die Pfadi wurden berücksichtigt.

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