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Luzern

Die Escholzmatter Destillerie Studer produziert jetzt Desinfektionsmittel statt Schnaps

Diverse Schweizer Brennereien sorgen mit ihrem Alkohol dafür, dass die erhöhte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln gedeckt werden kann. So auch die Escholzmatter Destillerie Studer.
Juniorchef Jonathan Schönberger mit Flaschen des neuen Escholzmatter Desinfektionsmittels. (Bild: PD)
Neu in der Desinfektionsmittelproduktion tätig, von links nach rechts: Franziska Bucheli, Produktionsmitarbeiterin, Inhaber Ivano Friedli, Juniorchef Jonathan Schönberger und Brennmeister Reto Meier. (Bild: PD)

Pascal Linder

Pascal Linder

Seit über 130 Jahren werden in der Destillerie Studer in Handarbeit Schnäpse, Edelbrände und Liköre gebrannt. Der Familienbetrieb in Escholzmatt hat während der Coronakrise die Produktion von Desinfektionsmittel aufgenommen.

Begonnen habe alles Anfang März, erklärt Jonathan Schönberger, Schwiegersohn der In­haber der Destillerie Studer. Der Verband Schweizer Brenner habe einen Aufruf zur Solidarität gestartet – hochprozentiger Alkohol tötet nämlich Coronaviren ab. «Für uns war sofort klar, dass wir bei diesem Projekt mitmachen wollen», sagt Schönberger. Es sei eine grossartige Sache, wenn man als Destillerie helfen könne.

Eine Sonderbewilligung machte es möglich

«Alkohol wurde in der Geschichte schon immer für medizinische Zwecke verwendet. Jetzt wird er seinem Ursprung zurückgeführt», freut sich Schönberger. Für die Herstellung von Desinfektionsmittel braucht es normalerweise eine Zulassungspflicht. Der Bundesrat sowie die Eidgenössische Zollverwaltung erliessen Anfang März eine Sonderbewilligung. Diese erlaubt sämtlichen gewerblichen Brennereien, selbst Desinfektionsmittel nach vorgegebenem Rezept der WHO herzustellen.

Die Destillerie Studer produziert Desinfektionsmittel auf der Basis von Träsch, der wiederum werde aus diversem Fallobst gebrannt. «Träsch ist in der Herstellung nicht besonders teuer, weshalb er sich gut für die Produktion von Desinfektionsmittel eignet», erklärt Schönberger. Um den Alkohol ungeniessbar zu machen, wird Kampfer hinzugefügt. Dadurch wird er vergällt, und es entfällt beim Desinfektionsmittel die Alkoholsteuer. Zudem werde Gly­cerin hinzugefügt. Dies sorge dafür, dass die Hände beim Desinfizieren nicht austrocknen. Des Weiteren werde noch Wasserstoffperoxid beigemischt, der der Inaktivierung von Bakteriensporen dient, die in der Flasche oder den Ausgangsstoffen vorhanden sein könnten.

Die Destillerie Studer wurde von der Coronakrise hart getroffen. «Da bis Anfang dieser Woche sämtliche Bars, Restaurants und Hotels geschlossen waren, ist unser Umsatz massiv ge­sunken», sagt Schönberger. Die Produktion von Händedesinfektionsmittel sei für den Betrieb wichtig: «Ohne dieses Projekt hätten wir Kurzarbeit anmelden müssen.» Zu kaufen gibt es die Händedesinfektion aus der Biosphäre in drei verschiedenen Grössen, nämlich in Flaschen zu 50, 200 und 500 Milli­liter.

Desinfektionsmittel fürs Altersheim Escholzmatt

Das Desinfektionsmittel aus dem Entlebuch ist in diversen Verkaufsstellen erhältlich. So findet man es unter anderem in zahlreichen Coop-Filialen. Die handliche 200-ml-Flasche mit Sprühkopf und dem markanten Schweizerkreuz gibt es für 13 Franken zu kaufen. «Wir beliefern auch kleinere Fachgeschäfte», sagt Schönberger.

Händedesinfektion ist in Altersheimen von zentraler Bedeutung, die Produkte aus dem Hause Studer kommen daher auch dort zum Einsatz. «Das Alters- und Pflegezentrum Sunnematte in Escholzmatt fragte uns an, ob es bei uns Desinfektionsmittel beziehen könne. Daraufhin stellten wir eine gewisse Menge gratis zur Verfügung», sagt Schön­berger. Es sei für das Unternehmen wichtig, dass man sich im Dorf gegenseitig unterstütze.

Vielleicht eine Sparte für die Zukunft

Die Destillerie Studer erhalte regelmässig Rückmeldungen von Kunden. «Es rufen uns Leute an, die sagen, dass sie unser Des­infektionsmittel besonders gut vertragen», sagt Schönberger. Künftig könnte Desinfektionsmittel zum Standardsortiment der Destillerie Studer gehören. «Wir denken darüber nach, die Schiene weiterzuverfolgen», sagt Schönberger. Ein Desinfektionsmittel mit gutem Geruch und in schöner Flasche sei definitiv ein Nischenprodukt.

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