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Luzern

Die bewegte Geschichte der Obergrund-Villen – von 1890 bis heute

Seit 130 Jahren stehen die beiden Stadtvillen an der Obergrundstrasse 99 und 101 in Luzern. Die letzten Jahre waren geprägt durch Neubau- und Umbaupläne sowie Hausbesetzungen.
(Bild: Urs Flüeler/Keystone (16. April 2020))

Robert Knobel

  • 1890 werden die beiden Villen an der Obergrundstrasse erbaut. Erster Besitzer der Nummer 101 («Villa Toscana») ist Stadtrat Roman Scherer. Das Haus wird später als Sitz der Film-Firma Cinetyp bekannt. Die Nummer 99 wurde vom Engelberger Architekten Arnold Cattani erbaut, einem Schüler von Georg Semper, Architekt der berühmten «Semper-Oper» in Dresden.
  • 1997 gibt es Abrisspläne für das Haus Nummer 99, die aber nicht realisiert werden.
  • 2013 kauft der dänische Unternehmer Jørgen Bodum die beiden Villen. Er plant, dort den Hauptsitz der Bodum AG (bisher in Triengen) einzurichten sowie ein Service- und Designzentrum. Zudem sollen Wohnungen entstehen. Ein erstes Projekt des Architekten Norman Foster scheitert.
  • 2015 holt Bodum den Architekten Ronnie Yue an Bord. Dieser plant, das Haus Nummer 101 zu sanieren und die 99 abzureissen und durch einen Wohn-Neubau zu ersetzen. Die Stadtbehörden sind zwar mit dem Sanierungsprojekt einverstanden, nicht aber mit dem Neubau. In der Folge kommt es zum Zerwürfnis zwischen Bodum und der Stadt. Bodum gibt seine Pläne für einen Firmensitz an der Obergrundstrasse auf und zügelt die Firma nach Meggen.
  • 2016 wird das Haus Nummer 99 von der Besetzergruppe Gundula in Beschlag genommen. Bodum reicht Anzeige wegen Hausfriedensbruch ein. Über zwei Dutzend Personen werden in der Folge zu Bussen verurteilt.
  • 2017 wird kurzzeitig auch die Nummer 101 besetzt.
  • Mai 2019: Der Unterhalt an den beiden Villen sei vernachlässigt worden, schreibt Luzerns Stadtrat in seiner Antwort auf eine Interpellation der SP/Juso.
  • August 2019: Die beiden «baugeschichtlich wichtigen» Villen würden von der Eigentümerschaft nicht angemessen erhalten und nicht genügend vor Umwelteinflüssen geschützt, kritisiert der Architektenverband SIA Zentralschweiz. Die Obergrund-Villen befinden sich in der Ortsbildschutzzone B.
  • Im Februar 2020 verkauft Bodum die beiden Villen an das Luzerner Immobilien- und Architekturunternehmen Romano & Christen. Dank der immer noch gültigen Baubewilligung wollen sie das Haus 101 rasch umbauen. Vorgesehen ist, die Villa für die eigene Firma zu nutzen. Was mit der Nummer 99 passiert, ist noch offen.
  • Im April 2020 wird die «101» erneut für kurze Zeit besetzt. Nach dem Auszug der Besetzer starten mit den Vorbereitungen für die Umbau- und Sanierungsarbeiten.
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