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Luzern

Die Bergbahnen Sörenberg wollen den Berg besser verkaufen

Nachdem die Bergbahnen Sörenberg ihr ursprüngliches Ausbauprojekt abgeblasen haben, läuft die Suche nach einer Alternative. Theo Schnider muss als neuer Verwaltungsratspräsident die Weichen neu stellen.
Theo Schnider, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Sörenberg, beim Skilift Ochsenweid. (Bild: Boris Bürgisser, Sörenberg, 31. Januar 2019)

Roseline Troxler

Seit Mitte September präsidiert Theo Schnider (61) den Verwaltungsrat der Bergbahnen Sörenberg. Keine einfache Aufgabe, kurz nachdem das Ausbauprojekt nach zehnjähriger Planung abgeblasen wurde (siehe unten).

Zurück also auf Feld 1. Nun gelte es, aus der Vergangenheit zu lernen und vorwärts zu schauen. «Die Monate seit September waren sehr intensiv, es gibt viele Baustellen, die Energie kosten», sagt Theo Schnider beim Gespräch in Sörenberg. An jenem Vormittag ist ordentlich Schnee gefallen. Zur Freude des Verwaltungsratspräsidenten: «Die Verhältnisse sind sensationell», schwärmt er, blickt aber bereits wieder in die Zukunft.

Altes Projekt hatte zu starken Fokus auf Winter

2021 läuft die Konzession für die Pendelbahn aufs Rothorn aus. «Wir müssen möglichst bald eine neue Strategie vorlegen. Wir brauchen Fleisch am Knochen.» Eine Herausforderung sei es, das ganze Umfeld für eine neue Idee zu begeistern, sagt der Entlebucher und verrät erste Pläne. «Das alte Projekt hat sich stark auf den Winter konzentriert und ausserdem zu viele Mittel nur fürs Skierlebnis Rothorn gebunden.» Anders sei dies mit der neuen Vision. «Wir wollen die Gebiete Sörenberg und Rothorn das ganze Jahr hindurch attraktiv machen», erklärt Schnider. Dies liegt auch daran, dass die Gästezahlen im Winter rückläufig sind und der Betrieb laut Schnider an einem einzigen Wintertag 50 000 bis 70 000 Franken kostet, auch wenn kein Skifahrer auf den Pisten unterwegs ist.

Hat man beim ursprünglichen Projekt falsch geplant? Theo Schnider verneint. «Die Ersteintritte, also die Anzahl Personen, die auf den Berg fahren, hat uns vor zehn Jahren zuversichtlich gestimmt. Damals war das Ausbauprojekt verantwortbar.» Es seien aber laufend Zusatzaufwendungen an den Tag gekommen und unzählige Auflagen hätten das Projekt massiv verteuert. «Die Kostenentwicklung und die rückläufigen Ersteintritte mussten und müssen wir ernst nehmen.»

Zusammenarbeit mit Bernern wird geprüft

Nun will Theo Schnider das Rothorn bekannter machen – auch im Sommer. «Wir wollen das Rothorn neu positionieren und geschickt inszenieren und so nationale und internationale Gäste ansprechen. Wir müssen das Bergerlebnis verkaufen, Bergbähnli sind mehr oder weniger austauschbar.» Heute sind 90 Prozent der Tagesgäste Schweizer, von den Ausländern stammt die Mehrheit aus Deutschland. Schnider ist überzeugt: «Der höchste Berg im Kanton Luzern wird heute unter dem Wert verkauft», unterstreicht Schnider. Dafür wollen die Bergbahnen Sörenberg auch mit der Brienz-Rothorn-Bahn zusammenarbeiten, welche den Berg von Brienz im Kanton Bern her erschliesst.

Lauert bei der Inszenierung am Berg nicht die Gefahr des Vorwurfs eines Disneylands auf dem Berggipfel, wie ihn die Rigibahnen zu hören bekamen? «Wir stärken das, was heute schon den Markenkern des Rothorns ausmacht, die faszinierende Landschaft, die eigene Bewirtschaftungsweise, die lokalen Besonderheiten, die Kultur und schliesslich auch die Dienstleistungsqualität. Die Einheimischen müssen stolz sein auf ihr Rothorn und sich mit den Plänen identifizieren können», sagt Schnider, der auch noch als Direktor der Biosphäre Entlebuch tätig ist. Zwei Hüte zu tragen, sieht er auch als Vorteil, wenn es darum geht, Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Umwelt und Politik zu führen.

Er hat schon mehrfach den Stoppknopf gedrückt

Für Theo Schnider ist Nachhaltigkeit allerdings nicht schwarz-weiss. Es stelle sich immer die Frage, wie eine Idee umgesetzt werde. Als Touristiker habe er auch schon den Stoppknopf gedrückt. «So beim Rothorn, wo ein Anlass mit Helikoptern geplant war, oder bei der Schrattenfluh, wo es um eine rücksichtslose Verkommerzialisierung einer Naturhöhle ging. Da schritt ich ein, weil es nicht zu unserer Philosophie passt.» Wenn man eine Führungsrolle übernehme, könne man es nicht allen recht machen. «Sie müssen ab und zu die eigene Komfortzo­ne verlassen. Es ist immer auch ein Geben und ein Nehmen.»

Das neue Projekt kommt den Umweltverbänden sicher entgegen, findet Schnider. «Wir verzichten auf eine Erschliessungsstrasse und Parkplätze im Gebiet Witmoos und den Sessellift Witenlauenen und damit auf die Erschliessung einer weiteren Geländekammer.» Die Verbindung zwischen den Gebieten Rothorn und Dorf soll künftig zwar dennoch möglich sein, wenn auch weniger direkt als es ursprünglich geplant war.

Bei der Bahninfrastruktur aufs Rothorn wollen die Bergbahnen Sörenberg auf ein «Retrofit-Projekt» setzen, heisst: Die Tal- und Bergstation um- und nachrüsten und so möglichst viel Material erhalten. So soll auch künftig eine Pendelbahn die Touristen auf den Gipfel bringen. «Die Zeit eilt», so Schnider. Weitere Ausbaupläne gibt es für den Sommertourismus bei der Rossweid, wo das «Mooraculum» um 20 neue Erlebnisstation erweitert werden soll.

Skidepot für eine halbe Million Franken geplant

Trotz Plänen für den Sommer: Auch in den Winter investieren die Bergbahnen. So soll auf die nächste Wintersaison für eine halbe Million Franken ein modernes Skidepot bei der Talstation der Gondelbahn Sörenberg Rossweid gebaut werden. Ausserdem wird der Bahneingang erneuert, was laut Schnider mehr Komfort – vor allem für Kinder und Senioren – schaffen soll.

«Sobald die Strategie steht und die Kostenvoranschläge vorliegen, gilt es, die Gespräche mit Banken, dem Kanton und weiteren Partnern zu vertiefen und die Finanzierung zu sichern», sagt Schnider. Trotz des neuen Projekts ist er sicher:

«Die neuen Pläne werden am Schluss kaum günstiger sein. Aber wir bewirtschaften eine grössere Zeitachse und investieren prioritär in eine Ganzjahresnutzung.»

Obwohl Theo Schniders Terminkalender im Moment randvoll ist, ist er überzeugt, «in der schönsten Branche der Welt» tätig zu sein. Einen Ausgleich findet er beim Alphornspielen oder beim Hüten seiner Grosskinder. Und immer mal wieder, wenn sich ein kurzes Zeitfenster auftut, kurvt er für ein, zwei Stunden die verschneiten Hänge in Sörenberg hinunter.

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