«Wegschauen rettet nicht die Welt. / Wenn die Natur mal nicht mehr da ist, / was macht ihr dann? Fresst doch das Geld!». Mit solch expressiven Worten begleitet Jill Gabriel in ihrem Gedicht «Weltendialog» das gleichnamige Videoprojekt. Die Maturandin setzte den Text in Bilder um und fordert die Zuschauer mit eingeblendeten Fragen immer wieder auf, Verantwortung für die dargestellten Probleme zu übernehmen. Es ist eines der Kunstwerke, die zurzeit im Winkelriedhaus des Museums Nidwalden gezeigt werden. Hier stellt die Abschlussklasse Bildnerisches Gestalten des Kollegis Stans aus. Ähnlich wie Jill Gabriel geht Ella Dahinden vor. Sie projiziert in ihrer Arbeit «Die Spu-ren des Menschen» zehn digital gezeichnete Szenarien auf einer mit Acrylfarbe gemal-ten idyllischen Nidwaldner Landschaft, die von Windrädern, Strassen, Raketenstarts und sogar Kriegsszenen heimgesucht wird.
Krieg und Frieden
Beeinflusst von der aktuellen Politik zeigt Fabio Cometto in seiner Installation «Spiel ohne Regeln» einen stummen Dialog zwischen Donald Trump und Wladimir Putin, die sich, gesprayt im Stil von Bansky, an einem Tisch gegenübersitzen und auf einem Schachbrett in Form einer Weltkarte Länder und Menschen verschieben. Im gleichen Raum befindet sich die Plastik «Wer bewegt wen?» von Mauro Wernli. Dieses Mal sind es die Besucher, die durch Ziehen an der Konstruktion entscheiden, ob sich zwei grosse Holzfiguren die Hand reichen oder sich mit einer Waffe bedrohen.
Valentina Gessa erzählt in einer Guckkastenbühne mithilfe von beweglichen Bildstreifen zweimal die Geschichte «Die zwei Minas und ihre inneren Stimmen». Ob es dem kleinen Mädchen gut oder schlecht geht, hängt davon ab, ob es seine innere Stimme negativ oder positiv beeinflusst. Rina Schüpfer erwähnt in «Dialog ohne Worte» die Wichtigkeit der nonverbalen Verständigung. Zwischen Fotografien mit einem Liebespaar hängt ein zerbrochener Spiegel. Wer dort hineinschaut, wird möglicherweise für die Zerbrechlichkeit von Beziehungen sensibilisiert.
Auch das viktorianische Kleid aus Gehrock und Mieder, das Pascale Sawyere in Handarbeit anfertigte, setzt auf einen verborgenen Dialog. Der Titel «Wenn Blumen sprechen könnten ...» bezieht sich auf die floralen Stickereien auf dem Gewand, die versteckten Botschaften von damaligen weiblichen Tugenden und Wünschen eine Stimme geben.
In der Arbeit «Patches» von Nando Stamm stehen sich zwei gleiche Stühle gegenüber. Der eine wurde mit Plexiglas, Leder, Stoff und Kupfer aufgemöbelt, der andere hat für den stummen Dialog sein altes Kleid behalten. Sophia Näpflin benutzt in ihrer Arbeit «Vanitas» einen Touchscreen, um am Beispiel der Villa Sultana in Ligurien zu zeigen, dass von Menschen errichtete Gebäude seit jeher mit der Natur in einer Wechselbeziehung stehen..
Spielerische Dialoge
Sophie Franceschi hat die Schweiz aus Ton geschaffen und mit passenden Accessoires zu einem Buffet zusammengestellt. Unter dem Titel «Welche Schweiz wünsche ich mir?» fordert sie die Besuchenden auf, das Land mit Worten, in Bildern oder mit Knetmasse neu zu gestalten.
Vivienne Herdener präsentiert unter dem Begriff «Our Perception of Portraits» digital erstellte Bilder von Marie Vassilieff, Sofonisba Anguissola, Henri Matisse, William Turner und Roy Lichtenstein in ihren jeweiligen Malstilen. Die gleichen Porträts wurden in zahlreiche Puzzleteile zerlegt und können beliebig neu zusammengesetzt werden. Isabel Businger liess sich von einem Leiterlispiel inspirieren und benützt das selbst genähte Kleid einer grossen Puppe als «Spielfläche des Dialogs». Die Maturandin hofft, dass Kontakte entstehen, wenn sich Leute dort zum Spiel treffen..
Die Ausstellung erfüllt die Lehrpersonen Karin Arnet und Martin Brun mit Stolz. Sie sind erfreut, wie vielfältig die Klasse die gestellte Aufgabe umgesetzt hat und dass bei den Jugendlichen ein vertieftes Bewusstsein für Kommunikation entstanden ist.
Abschlussarbeiten der Maturaklasse Bildnerisches Gestalten des Kollegis Stans zum Thema «Dialog» im Museum Nidwalden Winkelriedhaus. Bis zum 4. Mai. Offen zu den üblichen Zeiten des Museums. Am Ostersonntag geöffnet. www.nidwaldner-museum.ch.
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.