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Matura

Der Mensch hinter der 6,0: So tickt der beste Maturand des Kantons

Tobias Wagner hat seine Matura am Gymnasium Alpenquai mit einer 6,0 abgeschlossen. Dafür hat er viel Zeit investiert – und alleine in einer Turnhalle trainiert.

Tobias Wagner ist eine Klasse für sich: Der 18-jährige Maturand hat seinen Abschluss mit einer Durchschnittsnote von 6,0 gemacht. Dafür hat er sowohl in sämtlichen Maturaprüfungen als auch bei allen Vornoten die Bestnote erzielen müssen. Damit ist er eine Ausnahmeerscheinung – die letzte perfekte Maturanote liegt neun Jahre zurück.

Tobias Wagner aus Kastanienbaum hat am Alpenquai die Matura mit der Note 6,0 abgeschlossen.
Bild: Manuela Jans-Koch (Kastanienbaum, 4. 7. 2025)

Wie er eine derartige Leistung erreichen konnte, verrät Tobias Wagner im persönlichen Gespräch. Er empfängt im Haus seiner Eltern. Auf einem Schreibtisch sind Urkunden, Zeugnisse und Hefte wie in einem Trophäenschrank säuberlich angeordnet. Für das Gespräch hat er sich vorbereitet: Auf seinem iPad hat er sich Notizen gemacht.

Tobias Wagner, Sie haben die Matura mit einer 6,0 abgeschlossen– hätte nicht auch eine 5,9 gereicht?

Ich will unbedingt in Oxford Engineering Sciences studieren, eine der qualitativ wohl besten Ausbildungen in diesem Feld. Und bei der Bewerbung wird unter anderem auch der Notenschnitt genau angeschaut. Ich habe mich gefragt, was ich jetzt schon machen könnte, um meine Chancen, angenommen zu werden, zu maximieren. Eine bestmögliche Maturanote zu haben, lag da nahe.

Sie haben die 6 also von Anfang an einkalkuliert?

Nein, das schon nicht. Ich habe mich zwar sehr gut vorbereitet, aber dass es dann eine 6,0 wird, hätte ich nicht erwartet. Das habe ich auch meinen Lehrpersonen zu verdanken, die mir immer geholfen haben und sich auch mal nach dem Unterricht Zeit für meine Fragen genommen haben.

Wie sah Ihre Vorbereitung aus?

Für die Maturaprüfungen gab es echt viel zu lernen, teilweise wusste ich dann nicht genau, wo beginnen. Irgendwann habe ich mir dann gedacht, dass es auch nichts bringt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen und einfach mal angefangen. Mit einem Zeitplan habe ich dann alles schön strukturiert. Über die Wochenenden habe ich jeweils den ganzen Tag gelernt, viel mehr als ich es sonst musste. Meine Freunde haben sich schon Sorgen gemacht, weil ich teilweise nur 10 Minuten am Tag am Handy war und mich gefragt, was mit mir denn passiert sei.

Ihr Vater hat uns ein Mail geschrieben, in dem er unter anderem Ihre 6 in Sport anpreist. Wieso war das für ihn so besonders – waren Sie früher etwa so unsportlich?

Nein nein, ich war schon immer sportlich tätig, war unter anderem lange im Skiclub. Es hat ihn wohl so gefreut, weil ich da am meisten üben musste. Meine Eltern haben ein Haus im Engadin, wo wir während der Schulferien meistens sind. Dort hatte ich die Möglichkeit, in einer Halle zu trainieren.

Sie waren dann also allein in der Turnhalle?

Ja genau. Da habe ich dann zum Beispiel einen Parcours aufgestellt oder Turnübungen gemacht. Ich weiss noch, wie ich den Überschlag trainiert habe.

Für Ihr Alter wirken Sie schon ziemlich diszipliniert. Wo kommt das her?

Das kommt wahrscheinlich schon von der Erziehung. Meine Mutter war früher auch eine sehr gute Schülerin und hat mir und meinen Geschwistern schon früh beigebracht, wie wichtig es ist, eine gewisse Struktur zu haben. Später, als ich dann in die Kanti bin, kam das von mir aus. Meine Mutter stand also nie mit einer Peitsche hinter mir, sondern hat mich eher unterstützt, wo ich es gebraucht habe. Ich wurde auch mehrere Jahre im Homeschooling unterrichtet, da musste ich mir meine Zeit selber einteilen.

Was waren die Vorteile für Sie, zu Hause unterrichtet zu werden?

Dadurch konnte ich effizient und in meinem eigenen Tempo lernen. Im Französischunterricht zum Beispiel hatte ich die Möglichkeit, die ganze Lektion über zu sprechen. Ein Vorteil war auch, dass ich dadurch mehr Zeit für meine ausserschulischen Hobbys hatte.

Und die wären?

Ich mache gerne Musik, war in der Kanti auch in der Musikklasse. Ausserdem singe ich noch in der Luzerner Kantorei. Sonst bin ich gerne in der Natur, beim Skifahren oder beim Segeln.

Wie geht es jetzt weiter für Sie?

Erst mal gönne ich mir zwei, drei Wochen Ferien, wir fahren ins Engadin. Dann werde ich anfangen, mich für die Aufnahmeprüfungen in Oxford vorzubereiten, die Ende Oktober stattfinden. Das wird noch mal eine Herausforderung. Ich hoffe sehr, dass es klappt. Falls nicht, werde ich mich an der ETH Zürich einschreiben. Das ist ja auch eine super Schule.

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