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Luzern

Der «Mann der Tausend Hüte» geht in Pension – bleibt das Maison du Chapeau der Luzerner Neustadt trotzdem erhalten?

Herbert Meier (76) zieht sich nach 25 Jahren aus dem Maison du Chapeau an der Sempacherstrasse zurück. Es bleiben Erinnerungen an illustre Kunden wie Roger Moore und Udo Jürgens. Und die Hoffnung auf einen Nachfolger.
(Bilder: Eveline Beerkircher (Luzern, 12. November 2020) )
Eine Auswahl an Damenhüten.

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Der Glanz und Glamour von Hollywood strahlte bis ins Geschäft. Promis aus nah und fern und gar Übersee gaben sich im Maison du Chapeau die Klinke in die Hand. Mit Corona blieb auch die internationale Kundschaft fern. Herbert Meier (76) lächelt trotzdem: «Den Erinnerungen kann das Virus aber nichts anhaben.»

Er erzählt von Roger Moore, von Udo Jürgens und dem Oscarpreisträger Barry Morrow, vom Filmfestival auf Capri und dem Tatort-Dreh in seinem Geschäft und schwärmt für Hannelore Elsner. «Jedem Kopf seinen Hut», lautet seine Devise. Mit der professionellen Beratung und dem geübten Blick verlässt jede Kundin, jeder Kunde gut behutet den Laden. Patron Herbert Meier ist überzeugt:

«Frauen mit Hut haben einen eleganteren Gang und Männer wirken selbstsicher.»

Herbert Meier kam vor einem guten Vierteljahrhundert von Köln nach Luzern und verliebte sich – in die Stadt und ihre Schönheiten. Er übernahm zusammen mit seinem Geschäftspartner Alexander Tenisch das Geschäft von Kirsten Bieri. Zusammen erlebten sie goldene Zeiten. Nach der Erkrankung und dem Tod seines Geschäftspartners vor über vier Jahren meisterte Herbert Meier nun zusammen mit Adelaide Nunes das Business:

Die Portugiesin sei die «Perle des Jahrhunderts», eine unbezahlbare Hilfe: «Ohne Adelaide hätte ich aufgegeben. Sie steht mir mit Tat und guter Laune seit Jahren zur Seite.» Und auch Adelaide trägt Hut: «Früher hatte ich nie einen Hut auf, jetzt gehe ich nicht mehr ohne aus dem Haus.»

Nicht nur das Huttragen habe sie vom Patron gelehrt, sondern auch die Begeisterung fürs Metier. «Sehe ich einen Kopf, weiss ich, welcher Hut drauf passen würde und meistens geht die Person dann auch mit dieser Kopfbedeckung aus dem Laden», erzählt Adelaide.

Beide fühlen sich der Tradition verpflichtet, wurde das Haus doch bereits 1900 eröffnet. Tradition, so hoffen beide, die weiter gepflegt werden kann.

Für das Geschäft, das wie Meier sagt, Kultstatus hat und eine Institution ist, suchen sie einen Nachfolger. «Interessierte können das Geschäft samt Inventar kaufen, ich biete alles für eine gewisse Summe an», erzählt Meier. Um wie viele Franken es sich dabei handeln soll, bleibt sein Geheimnis. Da schweige des Dichters Höflichkeit.

In seinem Hutgeschäft führt er auch die Marken Maike Schulz, Borsalino, Mayser und Bedacht. Herbert Meier greift ins Regal und zeigt gleich eine Auswahl an solchen speziellen Hüten: «Das sind alles Marken, für die Kunden extra nach Luzern kommen, denn es sind Spezialanfertigungen, die es nur im Maison gibt.»

An seinen ersten Hut erinnert er sich noch gut. Im zarten Kindesalter habe er einen Tirolerhut zur Lederhose getragen. Für Meier gibt es keinen Tag ohne Hut. Bei der morgendlichen Auswahl sitzt jeder Griff. Hut, Schal und Knickerbocker sind sorgfältig aufeinander abgestimmt. Zur Auswahl stehen übrigens 30 Knickerbocker.

An Hüten und Accessoires gibt es im Maison du Chapeau eine reichliche Palette:

Der 7. Tatort führte ins Hutgeschäft

Das Maison du Chapeau war auch schon ein «Tatort» – und zwar in der gleichnamigen Krimiserie. Gesendet wurde die 7. Folge des Luzerner Tatorts im Herbst 2014. Herbert Meier bescherte dieser Drehtag einen äusserst spannenden Tag und eine Rolle als staunenden Patron. «Perfekt», wie er sich erinnert und fügt an: «Das war eine sehr gute Werbung für das Geschäft. Viele kamen aus Neugier und gingen mit einem Hut.»

Die Tatort-Szene:

Das Geschäft an der Sempacherstrasse 1 in Luzern hat Kultstatus und das nicht nur wegen Patron Meier und Aldelaide. Dass damit bald Schluss ist, daran wollen sie gar nicht denken und hoffen weiter. «Optimismus ist wohl die beste Tugend, das hilft immer», sagt Herbert Meier und lächelt zu Adelaide.

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