Roman Hodel
Roman Hodel
Mit einem Glanzresultat – 27 von 30 Stimmen – hat der Horwer Einwohnerrat Anfang September Ivan Studer zu seinem Präsidenten gewählt (wir berichteten). Dass er bereits dieses Jahr zum Zug kommt, war nicht geplant. Grund dafür ist die Abwahl von Einwohnerrat Markus Bider, der für dieses Amt vorgesehen war. Geplant war aber sehr wohl, dass Studer eines Tages den höchsten Horwer gibt. Ihn reize das Vorbereiten und Leiten der Sitzungen. Zudem: «As bitzji Üfmerksamkeit han ich oi gäru», gibt der 47-Jährige in seinem gut hörbaren, mittlerweile aber etwas abgeschliffenen Walliser Dialekt unumwunden zu und lacht.
Obwohl er Visperterminen mit 20 Jahren verlassen hat und zwecks Geologie-Studium nach Bern umgezogen ist – die engen Verbindungen ins Wallis sind geblieben. Zwar wohnen seine Geschwister alle nicht mehr dort, doch seine Kollegen besucht er regelmässig. «Und wenn jemand von uns Hilfe braucht, sind wir immer füreinander da», sagt Studer. Dass er als Oberwalliser in der CVP politisiert, könnte man als standesgemäss taxieren, doch Studer widerspricht: «Ich bin erst in Horw und vor neun Jahren in die CVP eingetreten.» Parteien in der Mitte würden ihm entsprechen. Er sagt:
«Sie sind es, die im Gegensatz zu Pol-Parteien Lösungen anstreben und uns als Gesellschaft weiterbringen.»
Seine Arbeit als Kommunalpolitiker sieht Studer, der von sich sagt, viel Energie zu haben, auch als Integration in eigener Sache: «Ich habe das Dorf nochmals anders kennen gelernt, vor allem seit meinem Eintritt in den Einwohnerrat 2015.» Als seinen grössten Erfolg im Parlament bezeichnet er ein überwiesenes Postulat von 2016, das bei der Weiterentwicklung des Seefeld-Gebietes die Prüfung einer Gesamtbetrachtung forderte. Genau dies hat der Gemeinderat getan und Ende August das Siegerprojekt des Studienauftrags präsentiert. Nicht von ungefähr hat Studer für den Fototermin die Sportanlage Seefeld vorgeschlagen:
Er sagt: «Dies ist der letzte grosse Freiraum im Siedlungsgebiet, wo wir etwas mitgestalten können.» Der Platz sei jedoch beschränkt, die Nutzeransprüche vielfältig, entsprechend brauche es Kompromisse. Und da sind wir laut Studer wieder bei der CVP als Vermittlerin.
Mit der Streichung des C hat er keine Mühe
Eine Partei, die bald das C aus dem Namen streichen will. Für Studer kein Problem: «Mich hat das C zwar nie gestört und ich identifiziere mich mit den christlichen Werten – trotzdem glaube ich, dass es richtig ist, einen neuen Weg einzuschlagen.» Wenn die CVP weiterkommen wolle, müsse sie mutig sein, etwas wagen. «Natürlich sind nicht alle einverstanden, aber der Sturm hält sich bis jetzt in Grenzen», so Studer. Als Ortsparteipräsident und Mitglied der kantonalen Parteileitung muss er es wissen, wenn er sagt:
«Bei der Ämterrochade im Regierungsrat letztes Jahr ging es anders ab.»
Was ein gutes Stichwort ist. Auf die Frage, ob ein Exekutivamt auf kommunaler oder kantonaler Ebene dereinst in Frage komme, sagt Studer: «Im Moment sicher nicht, ich bin glücklich in meinem Job.» Er ist Direktionsmitglied bei der Swiss Re und leitet ein internationales Team in der Rückversicherungsbuchhaltung. Seit 16 Jahren pendelt Studer nach Zürich. Damals hätten er und seine Frau – sie ist im benachbarten Hergiswil aufgewachsen – einen Wohnort in der Mitte gesucht, also im Raum Zug. «Aber als wir eines Tages mit den Inline-Skates die Horwer Halbinsel abfuhren, war für uns klar, wo wir leben möchten.» Mittlerweile komplettieren zwei Töchter im Alter von 12 und 14 Jahren die Familie.
Ihm schwebt ein Dorf- oder Sommerfest vor
Doch so sehr es ihm in Horw gefällt: «Das gesellschaftliche Leben müsste man vermehrt aktivieren», sagt Studer. Wenn er abends mit dem Velo durchs Dorf fahre, sei es schon ziemlich verwaist, trotz der vielen Vereine. Ihm schwebt ein Dorf- oder Sommerfest vor. Das dürfte coronabedingt allerdings noch etwas dauern.
Zeitnaher umsetzbar sind seine Vorsätze fürs Präsidialjahr: Studer möchte einmal ein Jugendparlament durchführen. Dabei sollen die Schüler auch Anregungen an den Gemeinderat formulieren. Weiter will er den Einwohnerrat zu den Vereinen bringen, jeweils im Anschluss an die Sitzung, mit Umtrunk. Und dann ist da noch etwas Drittes: Die Digitalisierung. Er sagt: «Die Kommunikation innerhalb des Einwohnerrats ist manchmal etwas schwerfällig. Wenn wir eine Chat- und Videokonferenzplattform wie Teams nutzen könnten, wäre vieles einfacher.» Ansonsten aber wird sich Studer amtsgemäss nun etwas zurücknehmen müssen. Er sagt mit einem Schmunzeln:
«Meine Frau meinte, ‹das tut dir gut, wenn du mal ein bisschen schweigen musst›.»
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