
«Ich bin ein entspannter Mensch, weil es mir gut geht», sagt der 57-jährige Andreas Brennwald. Seit 2011 führt er die Frey + Cie Holding AG in Luzern und sitzt gleichzeitig allen operativen Aktiengesellschaften als Verwaltungsratspräsident vor – «um den roten Faden der Holding zu halten», wie er erklärt. Selbstkritisch ergänzt er mit einem Lächeln: «Ich bin eigentlich aus Holding- Sicht bei den Firmen zu nahe dran.» Die feine Balance zwischen zentraler Steuerung und föderalem Unternehmertum sei anspruchsvoll, aber aus seiner Sicht ein wirksamer und effizienter Führungsansatz.
Seit dem Management-Buy-out 1998 ist die Gruppe stark gewachsen. Damals startete man mit neun Firmen und rund 250 Mitarbeitenden. Ein Teil des Wachstums kam durch die Übernahme von mehr als einem Dutzend Unternehmen zustande. «Vermutlich haben wir die Übernahmen nicht so professionell abgewickelt wie in den Lehrbüchern beschrieben», sagt Brennwald – mit Humor und leichtem Understatement. Heute beschäftigen die 16 Aktiengesellschaften knapp 1000 Mitarbeitende.
Die Eigentümerschaft der Frey + Cie Holding AG umfasst rund 60 Aktionärinnen und Aktionäre. Die Bedingungen: Die Aktionärin oder der Aktionär muss im Unternehmen eine Führungsfunktion innehaben. Rund zwei Drittel der Anteile gehören Claudia Häfliger, Verwaltungsratspräsidentin der Holding, und ihrem Vater Werner Häfliger. Dennoch wird innerhalb der Gruppe bewusst demokratisch entschieden – damit das Mitinhaber-Modell wirksam und lebendig bleibt.
Keinen Anspruch, überall die Nummer eins zu sein
Andreas Brennwald versteht sich weniger als Chef denn als Sparringpartner und Coach. Er unterstützt die Geschäftsleitenden bei Entscheiden, Ideenfindungen und strategischen Herleitungen. «Unsere Geschäftsleiter stehen täglich unter hohem Druck des intensiven Tagesgeschäfts. Da ist es sinnvoll, wenn ich Rückendeckung geben und konkret unterstützen kann.»
Elektrotechnik bietet die Frey + Cie Gruppe mit ihren acht Systemunternehmen ein breites Portfolio im Bereich Haustechnik. Den Anspruch, überall die Nummer eins zu sein, stellt Brennwald nicht. Ein Bereich jedoch sticht hervor: die Ausbildungskultur mit dem hausinternen Ausbildungszentrum «Roter Bernstein ». Jüngste Erfolge wie der EM-Silberrang von Jana Gander 2025 bestätigen den eingeschlagenen Weg.
Gleichzeitig spürt die Gruppe den Fachkräftemangel stark. Eine zusätzliche Herausforderung sieht Brennwald darin, dass viele junge Berufsleute möglichst rasch in Büro- oder Kaderfunktionen wechseln möchten. «Die Jungen sind ungeduldiger und schätzen ihre Fähigkeiten manchmal etwas optimistisch ein.» Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, brauche es Anpassungen in der Führungsstruktur. «Wir müssen uns der Gesellschaft anpassen – nicht umgekehrt», ist er überzeugt. Erste Massnahmen sollen ab kommendem Jahr umgesetzt und kommuniziert werden. Details verrät er jedoch noch nicht.
Trotzdem reagiert Brennwald nicht mit pauschaler Kritik an der Jugend. «Die Jungen haben Power und sind motivierbar – man muss nur den richtigen Knopf drücken», sagt er schmunzelnd, während er durch das Ausbildungszentrum in Rothenburg führt. Rund 150 Lernende in acht Berufen zählt die Gruppe derzeit.
Das «U-Boot»
Obwohl seine strategischen Aufgaben seinen Alltag dominieren, ist der Ingenieur im Herzen ein Tüftler geblieben. Das zeigt sich bereits beim Betreten seines Büros: Es wirkt wie ein kleines UBoot – inspiriert von der «Nautilus» aus den 1960er-Jahren. «Fast alles hier ist selbst gemacht», sagt er. Vom CO2- Messgerät bis zum Dezibelmesser mit Nixie-Röhren finden sich liebevoll gebaute Eigenkonstruktionen. Laufend entstehen neue, manchmal auch etwas unsinnige Projekte. «Zu Hause arbeite ich gerade an einer m&m’s-Sortiermaschine. Anfang Jahr sollte sie fertig sein», erzählt er stolz.
Auch beruflich hat Brennwald noch einiges vor. «Ich möchte den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen und gleichzeitig stärker ins Offboarding investieren.» Viele langjährige Mitarbeitende würden die Gruppe nicht aus Unzufriedenheit verlassen, sondern weil sie Neues entdecken wollten. «Wenn man ihren Abschied gut gestaltet, steigt die Chance, dass sie eines Tages zu uns zurückkehren.»
Wirtschaftstisch
Viermal jährlich treffen sich die Teilnehmenden des «Wirtschaftstisches» zum Business-Lunch im Restaurant Olivo in Luzern. Als wechselnder Gast ist jeweils eine Führungskraft eines spannenden KMU aus der Region eingeladen.
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