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Richard-Wagner-Museum

Antisemitismus als «Anekdote» im Lebenslauf? Stadtparlament fordert Korrekturen im Wagner-Museum

Das neu gestaltete Richard-Wagner-Museum überzeugt nicht alle. Nun soll das Stadtluzerner Museum nachbessern – und auch die negativen Seiten Wagners thematisieren.
Das Richard-Wagner-Museum in Luzern.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 17. 7. 2023) 

Das Richard-Wagner-Museum soll auch die dunkle Seite des Komponisten thematisieren. Das fordert das Luzerner Stadtparlament mit der Überweisung eines Postulats von SP und Grünen. Die Stadt als Museumsbesitzerin erhält den Auftrag, Wagners Antisemitismus vertieft aufzuarbeiten. Zum Hintergrund: Richard Wagner (1813–1883) verbrachte sechs Jahre in Luzern. Die antisemitische Einstellung und die engen Kontakte seiner Nachkommen zu Hitler sind bekannt. Ein Teil von Wagners Hetzschrift «Das Judentum in der Musik» entstand zudem in Luzern.

Seit 1933 ist Wagners Wohnhaus im Tribschen ein Museum. Im Frühling wurde es neu gestaltet. Doch die problematischen Seiten würden dort kaum erwähnt, kritisiert Christov Rolla (Grüne): Wagners Judenhass werde im Audioguide nur am Rande erwähnt – und zudem auf verharmlosende, «achselzuckende» Weise: «Der Antisemitismus kann als Randnotiz, fast schon als Anekdote aufgefasst werden.»

Kein «Heldenort für den Komponisten»

Offenbar, so Rolla, wolle man den idyllischen Ort nicht mit problematischen Themen belasten. «Doch wir sollten dem Thema mehr und beständigen Raum geben.» Das sieht auch Adrian Albisser (SP) so. Die Absicht des Stadtrats, für 2025 eine Sonderausstellung zum Antisemitismus zu planen , sei zwar begrüssenswert. Noch besser wäre aber, dem Thema dauerhaft mehr Platz zu geben. Das sei auch eine Chance für das Museum, ein grösseres Publikum anzusprechen. Albisser denkt an «Leute, welche die Person Wagner über die Musik hinaus ergründen wollen». Das Museum dürfe nicht bloss ein «Heldenort für den Komponisten» sein. Die Schattenseiten zu thematisieren bedeute auch überhaupt nicht, auf die herkömmliche Inszenierung Wagners zu verzichten, wie Christov Rolla hinzufügt: «Für Wagners Musik, seine Möbel und seine Ménage à trois bleibt immer noch genügend Aufmerksamkeit».

Die Richard-Wagner-Büste neben dem Museum.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 17. 7. 2023)

Auch Mark Buchecker (FDP) findet das neu gestaltete Museum «kunsthistorisch gelungen», es werde aber der «kulturhistorischen Bedeutung Wagners nicht gerecht». Einzig die Mitte sieht keinerlei Handlungsbedarf: Man solle den Antisemitismus «nicht übernatürlich stark ins Zentrum rücken», so Silvana Leasi. Die aktuellen Pläne der Stadt würden «deutlich übers Ziel hinaus» schiessen.

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