notifications
Luzern

Den Wald für den Klimawandel fit machen: Das sieht der neue Waldentwicklungsplan vor

Wegen des Wandels der Gesellschaft und der Umwelt wurde der kantonale Waldentwicklungsplan teilrevidiert. Die Themen Klimawandel und Vitalität wurden neu aufgenommen.
Sturmschäden im Finsterwald bei Entlebuch. (Bild: Martina Odermatt (16. Dezember 2019))

Fabienne Mühlemann

Die Ansprüche an unseren Wald sind vielfältig: Er soll Holz produzieren und Lebensraum für Pflanzen und Tiere sein. Ausserdem soll er Schutz vor Steinschlag bieten, aber auch als Erholungsraum dienen. Für die Koordination dieser Interessen ist im Leitbild Wald sowie in den vier regionalen Waldentwicklungsplänen (WEP) Entlebuch, Willisau, Sursee-Hochdorf und Luzern festgehalten, was für eine nachhaltige Entwicklung zu berücksichtigen ist.

Diese WEP wurden von der kantonalen Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) nun revidiert und zu einem kantonalen Plan zusammengefasst. Denn seit deren Erstellung zwischen 2006 und 2016 «hat sich die Gesellschaft und die Umwelt gewandelt», heisst es im vorliegenden 44-seitigen Bericht. So würden neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Wald vorliegen. Zudem verstärke der gesellschaftliche und digitale Wandel das Bedürfnis der Menschen, ihre Freizeit im Wald zu verbringen. Gleichzeitig müssten störungsarme Gebiete für Wildtiere erhalten bleiben. Und schliesslich hinterliessen die Folgen des Klimawandels deutliche Spuren im Wald wie zum Beispiel durch Trockenperioden oder den Borkenkäfer.

Erhöhung der Baumartenvielfalt

Eine wichtige Veränderung sei daher die Aufnahme der Themen Klimawandel und Vitalität des Waldes in den WEP, sagt Bruno Röösli, Abteilungsleiter Wald beim Lawa. Der Wald sei nicht nur vom Klimawandel stark betroffen, er sei auch als CO2-Speicher für den Klimaschutz relevant. «Die Bäume werden durch Trockenheit und steigende Temperaturen krankheitsanfälliger. Mit einer Erhöhung der Baumartenvielfalt und der Vitalität von Einzelbäumen soll sich der Wald besser an den Klimawandel anpassen können», sagt Röösli. So sollen beispielsweise vermehrt Bäume bevorzugt werden, die an das künftige Klima angepasst sind. Weiter sollen Waldbestände regelmässig gepflegt und verjüngt werden. «Das sind Prozesse, die wir proaktiv steuern können.» Mit dem genutzten Holz wird im gleichen Zug der Klimaschutz gestärkt.

Diese Themen seien erst jetzt in den WEP aufgenommen worden, weil mittlerweile breiter abgestützte Entscheidungsgrundlagen durch die Wissenschaft bestünden. «Ausserdem liegen politische Grundlagen vor, wie zum Beispiel der kantonale Planungsbericht über die Klima- und Energiepolitik.» Weiter wurde im WEP auch die Ausscheidung der Vorrangflächen aktualisiert. So wurde beispielsweise der Wildvorrang – also die Fläche, welche für Wildtiere störungsarm bleiben soll – einheitlich ausgeschieden. «Weil immer mehr Personen den Wald als Erholungsort nutzen, gibt es auch mehr Störungen für die Tiere. Daher wurden etwas mehr Gebiete ausgeschieden, die dem Wild als Rückzugsort und der Vernetzung ihrer Lebensräume dienen.»

Lenkung im Bereich Mountainbike

Die angesprochene zunehmende Erholungsnutzung führe nicht nur vermehrt zu Konflikten mit dem Wild, sondern auch mit der Waldbewirtschaftung. «Insbesondere das Biken ist durch Corona nochmals stärker aufgekommen und sorgt für viele Störungen und Schäden», sagt Röösli. Häufig würden sich Bikende auf illegalen Wegen bewegen, da es im Kanton Luzern noch kaum signalisierte Mountainbike-Wege abseits von Waldstrassen gebe. «Hier läuft derzeit einiges. Wir wollen die Bikenden besser lenken. Dazu sollen mehr legale Wege unter Einbezug der verschiedenen Interessengruppen entstehen», so Röösli. Beim Kanton ist ausserdem eine Fachstelle für Velo, Bike, Fuss und Wandern geplant. Und zurzeit ist ein nationales Velogesetz in Vorbereitung.

Allen Interessensgruppen gerecht zu werden, sei insgesamt die grösste Herausforderung bei der Erarbeitung des WEP gewesen. Röösli sagt: «Eine positive Erfahrung war, dass in der Begleitgruppe, welche die Erarbeitung des WEP unterstützt hat, ein konstruktiver Austausch stattfand. Denn schlussendlich braucht es gegenseitigen Respekt und Verständnis.»

Kommentare (0)