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Nidwalden

Das Theater Ennetbürgen spielt alten Renner in neuem, poppigem Tempo

Jörg Schneiders Schwank «Liebe macht erfinderisch» war auf der Bühne und im Fernsehen der Renner. Und trotzdem gelingt es der Nidwaldner Landbühne, ihn mit poppigen Farben nochmals neu zu erfinden.
Der nimmersatte Taxichauffeur Hugo Meier mit seinen gleich zwei Frauen Brigitte und Monika. (Bild: Romano Cuonz (Ennetbürgen, 2. Februar 2019))

Romano Cuonz

Taxifahrer Hugo Meier ist ein ausgekochtes Schlitzohr. Nur dank dieser Eigenschaft gelingt es ihm, ein Leben im Stil der italienischen «Dolce Vita» zu führen: mit zwei grossartigen Ehefrauen zur gleichen Zeit. Oder anders gesagt: «Liebe macht erfinderisch.» Der englische Schwank mit diesem Titel hat im Schweizer Fernsehen dank Jörg Schneider geradezu unglaubliche Einschaltquoten erreicht.

Wie aber soll ausgerechnet eine Landtheaterbühne einem solchen Erfolgsstück nochmals einen neuen Anstrich geben? Nun: Das poppig gestaltete Programmheft verrät es schon auf der ersten Seite. Dort steht nämlich: «Erfolgreich zu sein erfordert Innovation und Innovation verlangt Offenheit für Neues.» Und diese Offenheit hat in Ennetbürgen – wo ein unglaublich erfinderisches Ensemble tätig ist – vor allem auch noch einen Namen: den von Regisseur Stefan Wieland. Wo immer der Obwaldner in Nidwalden Hand anlegt, lässt er Ideen nur so sprudeln. Den geradezu klassischen Schwank entstaubt er mit einer überaus originellen und konsequent durchgezogenen Pop-Art Version. Dabei sind ihm viele geniale Geister behilflich: Theres Mathis, Silvia Käslin und Ramona Aschwanden mit schrill lustigen Masken. Susanna Dickenmann mit bunten Kostümen. Und Eggi Gabriel mit einem knallig grellen Bühnenbild, das in viele Lichtvarianten getaucht wird.

So skurril wie ihre völlig ungewohnte Ausstattung ist auch die Geschichte selber. Hugo, der bigamistisch virtuose Taxichauffeur (Stefan Amberg mimt ihn mit wirbliger Komik) hat grosses Pech. Weil ihn eine alte Dame mit der Handtasche fast k.o. schlägt, gerät sein exakt terminiertes Doppelleben zwischen zwei Ehefrauen – einer in Alpnach und einer in Hergiswil – völlig aus dem Ruder. Als er zum trauten Stelldichein nicht pünktlich erscheint, alarmieren beide die Polizei.

Von einer kniffligen Situation zur nächsten

Ab jetzt nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ehefrau Monika (Sandra Galliker mit viel Temperament und sprichwörtlich schön blond) oder Brigitte (Eva Dickenmann elegant und so ziemlich «giggerig») geraten von einer kniffligen Situation zur nächsten. Die grotesk dimensionierten Telefone in gleich zwei schicken Wohnungen schrillen ununterbrochen, und der «Täxeler» Hugo hat mit dem Flunkern seine liebe Mühe. Dass nun gleich zwei Polizisten und sogar eine Blick-Reporterin (Natascha Hurschler) aufkreuzen, macht die Sache auch nicht besser. Den Stadtpolizisten spielt Werner Frank mit viel Geschick als scharfen, aber doch zahnlosen Hund. Theo Risi aber stellt den Kantonspolizisten rührend naiv mit viel Komik dar. Dass die beiden arg geprellten Ehefrauen den Braten doch noch einen ganzen wunderschönen Theaterabend lang nicht riechen, dafür sind zwei weitere Darsteller besorgt: Lebenskünstler Oskar und der etwas gar andersgeartete alternde Tänzer Bobby. Mario Röthlisberger und Roli Gabriel ziehen in diesen beiden Rollen das ganze Register der Slapstick-Kunst.

Das Theater Ennetbürgen hält punkto Innovation, was es verspricht. Und weil die acht Akteure auf der Bühne und unzählige Helfer hinter den Kulissen in praktisch jedem Detail ideenreich sind und dabei bewundernswerte Arbeit leisten, kommt auch das Publikum auf seine Rechnung. Jedenfalls könnten die Theaterleute getrost ein Versprechen abgeben: Nämlich, dass jeder, der an diesem Abend über die unzähligen in geradezu horrendem Tempo servierten Gags nicht lauthals lachen kann, das Geld zurück erhält. Es würde die Vereinskasse bestimmt keinen einzigen Franken kosten!

Theater Ennetbürgen: Liebi macht erfinderisch. 10 weitere Aufführungen in der Mehrzweckhalle bis zum 23. Februar. Infos: www.theatergruppe-ennetbuergen.ch

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