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Nidwalden

Das Nidwaldner Inventar der Bodenaltertümer ist fast fertig – nicht so die archäologische Forschung

Mit der archäologischen Baubegleitung beim Stanser Dorfplatz vor zehn Jahren begann man auch mit dem Erstellen einer speziellen Landkarte.
Archäologe Jörn Heimann untersuchte damals die Baugrube beim Stanser Rathaus. (Bild: Nidwaldner Zeitung (12. Juli 2011))

Matthias Piazza

In der Stanser Spielgasse wurde im Juli 2011 eigentlich nur gegraben, um Leitungen für den Wärmeverbund zu verlegen. Doch dass man im historischen Dorfkern, im Siedlungskern des Nidwaldner Hauptortes, in den Untergrund vorstiess, stellte sich für die Archäologen als wahrer Glücksfall heraus, galt doch das Gebiet Rathausplatz und Kloster als weisser unerforschter Fleck auf der archäologischen Landkarte Nidwaldens.

Die Grabungen lieferten einen Querschnitt durch die Stanser Dorfgeschichte. Sie brachten einige interessante Funde zu Tage, so etwa die Scherbe eines Tonkrugs. Anhand der Machart und des Randes können die Fachleute den Gegenstand dem jeweiligen Jahrhundert zuordnen. Auch Tierknochen wurden gefunden. Anhand der Schnittspuren des Schlachtens lässt sich das Alter bestimmen, da die Schlachtverfahren sich im Laufe der Jahrhunderte veränderten. Auch Reste eines alten Kanalisationssystems tauchten auf. Eine hilfreiche historische Marke ist auch der sogenannte Brandhorizont, also die Schicht, die aus dem Stanser Dorfbrand von 1713 stammt. Sie hilft bei der zeitlichen Einordnung, die unteren Schichten stammten vor, die oberen nach dem Brand.

Solche Grabungen würden wichtige neue Erkenntnisse liefern. «So wissen wir auch aufgrund von Ausgrabungen, dass ein Teil der Stanser Pfarrkirche älter ist als ursprünglich angenommen. Er stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Spätantike oder dem Frühmittelalter. Auch der Stanser Dorfkern ist älter als bislang bekannt. Die Schmiedgasse besteht als Gewerbequartier schon seit dem 11. Jahrhundert», erzählt der Nidwaldner Staatsarchivar Emil Weber.

Die Karte wächst

Die Befunde flossen in das Inventar der Bodenaltertümer ein. Auf dieser archäologischen Landkarte wurden die einzelnen Puzzlestücke zu einem Gesamten zusammengefügt, um daraus historische Erkenntnisse ableiten zu können.

Was damals eine Neuheit war, wurde mit den Jahren auf immer mehr Nidwaldner Gemeinden ausgedehnt. Jetzt erfasst diese spezielle Landkarte den ganzen Kanton, bis auf Stansstad, wo wegen der Pfahlbausiedlung noch Abklärungen laufen.

Auch für den Baggerführer hilfreich

Dieses Inventar der Bodenaltertümer, das im Internetabrufbar ist, zeigt auf einer Karte die Gebiete mit nachgewiesenen oder vermuteten archäologischen Bodenschätzen blau eingefärbt. «Bei Baugesuchen in diesen Gebieten können die Bewilligungsbehörden dies berücksichtigen und entsprechend reagieren, so etwa veranlassen, dass die Bauarbeiten archäologisch begleitet werden», erklärt Emil Weber. «Man weiss dann auch, ob man mit dem Bagger vorsichtig sein muss, weil das Gebiet ‹archäologisch› verdächtig ist.» Bereits 2003 wurde der Dorfplatz archäologisch aufgearbeitet, als dieser neu gepflastert wurde.

Auch wenn Stans wohl als historischer Hotspot in Nidwalden gelte, schlummerten überall im Kanton noch unentdeckte archäologische Schätze, die oft nur per Zufall entdeckt würden, ist Emil Weber überzeugt.

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