Anian Heierli
Für einen Saisonbetrieb ist es wohl etwas vom Ärgerlichsten, was passieren kann: mitten in der Hauptzeit schliessen zu müssen. Vor dieser Situation steht aktuell das neue Hotel Klausenpass, das Anfang Juli glänzend eröffnete (wir berichteten).Auf der Betriebswebsite und auf sozialen Medien publizierten die Verantwortlichen folgende Meldung:
«Liebe Gäste! Ihr habt uns mit einem fulminanten Start im neuen Hotel verwöhnt! Aufgrund von akutem Personalmangel und zum Schutz der Gesundheit unserer Mitarbeiter öffnen wir an zwei Tagen die Türe zu unserem Restaurant ausnahmsweise nicht. Wir heissen euch aber gerne im Alpenkiosk Clariden auf der Passhöhe willkommen. Danke fürs Verständnis! Euer Hotel-Klausenpass-Team.»
Bei den angesprochenen geschlossenen Tagen handelt es sich um heute Donnerstag, 19. August, sowie um den kommenden Mittwoch, 25. August. Tatsächlich gehen die Stimmen der User in sozialen Medien zur Meldung auseinander. Jemand schreibt: «Erholt euch gut. Hier in Holland hört man auch viel über Personalmangel.» Oder: «Danke schön für die Info.» Andere wiederum üben Kritik, ohne aber den genauen Hintergrund der Situation zu kennen. Nun beantwortet der stellvertretende Betriebsleiter des Hotels Klausenpass, Jonas Wyrsch, offene Fragen.
Personal arbeite im Rahmen der Möglichkeiten
Seine Mitarbeiter sind nicht krank und sollen es auch nicht werden. «Das Personal arbeitet im Rahmen seiner Möglichkeiten», so Wyrsch. «Konkret geht es bei den beiden geschlossenen Tagen um die Gesundheit wegen der grossen Arbeitsbelastung.» Denn etwas möchten die Verantwortlichen mit allen Mitteln verhindern: «Unser Team darf nicht früher oder später gegen eine Wand laufen», so Wyrsch. Und weiter:
«Mit den Mitarbeitern sind wir sehr zufrieden und untereinander herrscht ein gutes Klima.»
Trotz des nassen Sommers kann man sich beim Hotel nicht über fehlende Gäste beklagen. Im Gegenteil: Der Betrieb, der sieben Tage die Woche von 7 bis 23 Uhr offen ist, wird sehr gut besucht. Wyrsch erklärt: «Im Juli und August haben wir gegen 20 Vollzeitstellen verteilt auf 40 bis 50 Personen.» Allein in der Küche arbeiten vier bis fünf Profis und Hilfskräfte. Nun ist aber eine Person in der Küche aus persönlichen Gründen plötzlich abgesprungen. Zudem ist es laut Wyrsch auch sehr schwierig, laufend genügend Servicekräfte zu rekrutieren.
Allgemein hat die Gastrobranche zurzeit Mühe, Personal zu finden. Casimir Platzer, Präsident des Branchenverbands GastroSuisse, sagte diesen Sommer zur Nachrichtenagentur AWP. Das Problem habe schon vor der Coronakrise bestanden, habe sich nun aber eher noch akzentuiert. Insofern ist es offensichtlich, dass es für ein Passhotel noch einmal schwieriger ist, Leute zu rekrutieren.
Der stellvertretende Betriebsleiter Wyrsch erklärt: «Ja, es ist eine spezielle Situation. Wir sind ein Saisonbetrieb.» Das Hotel hat nur Betrieb, solange die Passstrasse offen ist. Je nach Wetter dauert die Saison in der Regel also von Mai bis Oktober. Und solche befristeten Stellen sind nicht jedermanns Sache. Andererseits liegt das Hotel unmittelbar vor der Passhöhe. «Von Altdorf aus dauert die Anfahrt rund 30 Minuten», so Wyrsch. Vom glarnerischen Linthal aus sei es etwas weniger. Wer also keine Passstrasse fahren will, muss jeweils vor Ort übernachten.
Der Standort bietet auch Vorteile
Wyrsch betont aber auch, dass der Betrieb diverse Vorteile bietet: «Unsere Infrastruktur ist wunderschön und topmodern und wir sind an einer herrlichen Lage. Zudem haben wir mit Chefkoch René Gisler ein riesiges Glück. Er geht sehr empathisch mit den Köchen um.» Gisler hat sich auch innerhalb der Branche einen Namen als Küchenvirtuose gemacht. Zehn Jahre war er Gastgeber im Seedorfer Schloss A Pro. Personal wird aktuell also in der Küche und im Service gesucht. Gespräche sind bereits am Laufen.
Innerhalb der Urner Gastroszene erhielten die Verantwortlichen des Hotels Klausenpass laut eigenen Angaben Verständnis für die beiden Freitage. Entsprechend hätten auch Kunden reagiert. So mussten keine Tischreservationen abgesagt werden. Bei den Hotelgästen kam es nur zu wenigen Absagen. Wyrsch sagt abschliessend: «Wir sind motiviert. Es schmerzt, wenn man schliessen muss.» Doch die Gesundheit seines Teams stehe für ihn an erster Stelle.