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Vierwaldstättersee

Dampfschiff Gallia fährt erstmals mit Solar-Diesel

Das erste Dampfschiff ist mit Solar-Diesel auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Ab 2027 soll das Schiff vollständig damit betrieben werden.
Chefkapitän Michel Scheurer vor dem Dampfschiff Gallia.
Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 14. 5. 2025)

Ein technologischer Schritt für die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee: Das über 110-jährige Dampfschiff Gallia wurde von Synhelion mit dem ersten Fass Solar-Diesel betankt – nun läuft das Schiff das erste Mal mit dem neuen Kraftstoff aus. Für die Synhelion-Gründer Philipp Furler und Gianluca Ambrosetti sei dies ein wichtiger Schritt zur Emissionsreduktion.

190 Liter des neuartigen Treibstoffes wurden dem regulären Diesel beigesetzt, sagt Carmen Murer, Kommunikationschefin von Synhelion. Es sei ein symbolisches Fass gewesen – «ein Versprechen auf mehr», betont sie. Noch reicht die Produktionsmenge nämlich nicht aus, um das Schiff vollständig zu betanken. Laut der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) verbraucht ein Dampfschiff auf der Strecke von Luzern nach Flüelen und zurück rund 1500 Liter Heizöl pro Tag (wir berichteten) .

Ab 2027 soll die «Gallia» ausschliesslich mit Solar-Diesel fahren. Ein entsprechender Abnahmevertrag über fünf Jahre ist bereits unterzeichnet. Rund 100 Tonnen werden jährlich an die SGV geliefert. Zu den Kosten macht Synhelion auf Anfrage keine Angaben. Langfristig soll die Produktion von einem Liter Solartreibstoff einen Franken kosten. Die SGV ist weltweit das erste Schifffahrtsunternehmen, das Solar-Diesel von Synhelion nutzt. Der Treibstoff ist mit bestehenden Motoren kompatibel – es sind keine Anpassungen nötig.

Luxusangebot auf dem Vierwaldstättersee startet

Die SGV bietet neu eine exklusive Rundfahrt an. Die vierstündige Tour auf dem Dampfschiff Gallia beinhaltet unter anderem ein 5-Gang-Menü sowie Geschichten aus der Region. Die Fahrt, die heute Donnerstag zum ersten Mal stattfindet, richtet sich an wohlhabende Touristen und Einheimische. Kostenpunkt: 550 Franken. Die Teilnehmerzahl ist auf 65 Personen begrenzt, die tägliche Fahrt ist ab 15 Personen garantiert. Die heutige Fahrt sowie die Fahrt am 20. Mai sind ausgebucht. (rem)

Herstellung von Solar-Treibstoff

Doch wie wird Solar-Diesel hergestellt? Statt fossile Ressourcen zu verbrennen, wird der Prozess umgekehrt: CO 2 und Wasserdampf sind dabei die wesentlichen Bestandteile. Damit daraus wieder Treibstoff entstehen kann, braucht es eine Menge Energie in Form von Wärme, welche Synhelion aus Solarenergie herstellt. Die Solarwärme treibt einen chemischen Prozess an – es entsteht Synthesegas. Dieses wird zu Rohöl verflüssigt und in Raffinerien weiterverarbeitet, die daraus neben Solar-Kerosin und Solar-Benzin auch den Solar-Diesel herstellen. Die Produktion ist CO 2 -neutral: Bei der Verbrennung des Solartreibstoffs entsteht nicht mehr CO 2 , als bei der Produktion aufgewendet wird. Die Technologie sei ausgereift – jetzt brauche es beträchtliche Investitionen, um grosse Anlagen bauen zu können. Ziel ist es, fossile Treibstoffe weltweit abzulösen, betont Murer.

Auch Michel Scheurer, Chefkapitän der SGV, freut sich: «Wir streben in der SGV eine Dekarbonisierung an.» Doch Dampfschiffe mit Elektromotoren zu betreiben, sei nicht möglich. Daher sei Solartreibstoff zur «Erhaltung der Dampfschiffe essenziell.» Die SGV sammelt bereits Erfahrungen mit alternativen Antriebsweisen: Das MS Saphir, welches vor allem für Rundfahrten im Luzerner Seebecken eingesetzt wird, wird ab Herbst 2025 auf ein Wasserstoff-Brennstoffzellensystem umgerüstet – gespeist aus regionaler, grüner Produktion aus dem Kanton Uri. Das Schiff soll voraussichtlich im Juni 2026 wieder in Betrieb genommen werden. Das Motorschiff Rütli, das am Dienstag den 96. Geburtstag feierte, fährt bereits mit Elektroantrieb.

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