Sandro Renggli
Wie erwartet hat der Tourismus in der Zentralschweiz massiv unter der Coronapandemie gelitten. Wie Luzern Tourismus mitteilt, wurden im vergangenen Jahr in der Stadt Luzern 484’891 Übernachtungen gezählt – ein immenser Rückgang von 64,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtregion Luzern-Vierwaldstättersee – die Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Obwalden und Nidwalden – verzeichnete 2'139'580 Logiernächte. Dies sind 45,3 Prozent weniger als im Jahr 2019.
In der Stadt Luzern sind die Zahlen aus den ausländischen Märkten am markantesten zurückgegangen. Von den Reiseeinschränkungen vergleichsweise am wenigsten betroffen waren die Europa-Märkte, die mit einem Minus von 54,6 Prozent abgeschlossen haben. «Die üblicherweise wichtigsten ausländischen Gäste, jene aus den USA, blieben fast vollständig fern», bestätigt Marcel Perren, Direktor Luzern Tourismus. Lediglich rund 15'000 Nächte im Vergleich zu 266'000 im Vorjahr seien gezählt worden, was einem Minus von 94,3 Prozent entspreche. Auch für die asiatischen Gäste waren Reisen nach Europa während eines Grossteils des Jahres 2020 nicht möglich, was in einem Minus von 90,2 Prozent resultierte.
Schweizer Markt überraschend stark
In der Konsequenz sei der Marktanteil des Heimmarktes in der Stadt Luzern von 23 Prozent auf 60 Prozent gestiegen – aber nicht nur, weil die ausländischen Märkte eingebrochen sind: 2020 wurden 292'131 Logiernächte gezählt, was ein vergleichsweise kleiner Rückgang von 7,7 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Von Juli bis Oktober haben sogar mehr Schweizerinnen und Schweizer in der Stadt übernachtet als im Jahr 2019.
«Die erfreulichen Zahlen des Inland-Marktes waren sicherlich ein Lichtblick im letzten Jahr», so Marcel Perren. Luzern Tourismus habe aufgrund der fehlenden internationalen Gäste bewusst versucht, die Schweizer Kundschaft zum Ferienmachen in der Zentralschweiz zu bewegen. «Das hat dann gut funktioniert», freut sich Perren.
Auch in der Erlebnisregion Luzern-Vierwaldstättersee hat der Anteil der Schweizer Gäste von 41 Prozent im Jahr 2019 auf 73 Prozent zugenommen – dank mehr und neuen Gästen, vor allem aus der Romandie. In der Gesamtregion haben lediglich 2,3 Prozent weniger Schweizer Gäste als im Vorjahr übernachtet. Dafür haben auch hier die ausländischen Märkte massiv eingebüsst. Europa insgesamt verzeichnet ein Minus von 48,4 Prozent, bei Asien und Amerika sind die Verluste mit jeweils minus 91,6 Prozent riesig. Insgesamt wurden in der Erlebnisregion Luzern-Vierwaldstättersee im Jahr 2’139’580 Nächte gezählt, 45,3 Prozent weniger als im Vorjahr.
«Den massiven Rückgang der internationalen Gäste konnten auch die erfreulichen Ergebnisse des inländischen Marktes nicht kompensieren», erklärt Marcel Perren. Der Luzerner Tourismus sei grundsätzlich sehr international ausgelegt.
Mehr Werbung im Inland und in Europa geplant
Vor der Coronakrise belegte Luzern im Ranking der Sommerdestinationen die Spitzenposition, wie die aktuelle Studie von BAK Economics zur Performance von 150 internationalen Destinationen im Alpenraum zeigt (die Studie bezieht sich auf Daten von 2019). Über das ganze Jahr gesehen belegt Luzern Rang 3. Für Luzern Tourismus ein gutes Zeichen: «Diese komfortable Ausgangslage macht Hoffnung, dass unsere Tourismusregion bald wieder an die Erfolge vor der Pandemie anknüpfen kann.»
Wann für den hiesigen Tourismus wieder Normalität einkehren wird, lässt sich derweil nur schwer abschätzen. «2021 und 2022 werden wir unser Marketing stärker auf den Schweizer Markt und den europäischen Nahmarkt auslegen», so Marcel Perren. «Mit einer vollständigen Erholung und der kompletten Wiedereinbindung von Fernmärkten wie Asien oder der USA rechnen wir erst etwa 2024.» Ob die Impfung oder ein negativer Test bald Voraussetzung zum Reisen sein werden, weiss Perren nicht. «Die Tendenz zeigt in diese Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viel geimpft werden kann und die Reiserestriktionen wegfallen.»