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Luzern

Circus Knie auf der Allmend: Humoristische Höhenflüge unterm Zirkuszelt

Ab Freitag gastiert der Circus Knie mit seinem Jubiläumsprogramm auf der Luzerner Allmend. Im neuen Zelt wirbelt allerlei durch die Luft – Akrobaten, Bälle und Pointen. Denn Giacobbo und Müller lassen altbekannte Figuren aufleben.
Mike Müller (links) als Mike Shiva und Viktor Giacobbo als Fredi Hinz mischen die Manege auf. (Bild: Melanie Duchene/Keystone, Rapperswil-Jona, 21. März 2019)

Nathalie Ehrenzweig

Der Circus Knie feiert auf seiner aktuellen Tournée seinen 100. Geburtstag. Und lässt dabei das Publikum zu verschiedenen Gelegenheiten während des zweistündigen Programms ins Familienalbum schauen. Dabei wird vor allem auch den älteren Besuchern klar, wie viele Erinnerungen man an den Cirkus Knie hat, sei es an eine Nummer, an die Tiere, an den Kinderzoo oder auch einfach nur an ein altes Plakat. Klar wird ausserdem auch, wie gross die Familie ist und mit wie viel Leidenschaft und Freude sie ihren Zirkus betreibt. Die Leidenschaft und Freude zeigt sich auch etwa daran, dass man nicht aus Spargründen auf das Zirkusorchester verzichtet. Oder daran, dass die Familie zu Beginn des Jahres über 250'000 Franken gespendetes Geld in ein neues Zelt investieren konnte, das auf die Zeltmasten verzichten kann.

Das Jubiläumsprogramm, von Géraldine Knie inszeniert, lässt das Publikum immer wieder den Atem anhalten. Der wohl unbestrittene Höhepunkt ist das Duo Ballance. Die Rumänen Constantin Ciobotaru und Dan-Florin Tazlauanu zeigen eine sehr athletische, gleichzeitig aber auch anmutige Handstand-Akrobatik. Der eine macht praktisch während der ganzen Nummer den Handstand auf dem Körper des anderen. Dieser legt sich hin, steht auf, setzt sich und trägt seinen Partner dabei auf dem Kopf, auf dem Nacken. Das Besondere dabei ist, dass die beiden beinahe gleich gross und schwer sind. Mehrmals geht ein Raunen durch das Publikum.

Eindrucksvolle Vertrauensbeweise

Golden Dream bleibt nicht wie das Duo Ballance auf dem Boden, sondern schwebt über der Zirkusmanege an zwei Tüchern. Ambra Faggioni und Yves Nicols sehen aus wie goldige, griechische Statuen mit ihren Körpern. Wie in Zeitlupe, vollkommen kontrolliert, bewegen sie sich. Und wenn sie sich, viele Meter über Boden, nur mit ihren Händen an seinem Nacken festhält, wünscht sich das Publikum, dass er nicht zu sehr schwitzt. Golden Dream wie auch Nummern wie die Sokolov-Truppe, die mit dem Schleuderbrett auftreten, zeigen eindrücklich, wie viel Vertrauen zwischen den Artisten bestehen muss. Jeder Griff muss zu 100 Prozent sitzen.

Auch die verschiedenen Pferdenummern der Familie Knie ist eine Demonstration von faszinierender Dressurkunst, aber auch vom Vertrauen der Tiere in die Menschen, die mit ihnen arbeiten – etwa, wenn über zwanzig Pferde in der Manege in drei unabhängigen Kreisen gegeneinander laufen. Besonders auffällig ist, dass die Pferde selten viel Schmuck tragen. Ohne Firlefanz stehen die Tiere mit ihrer natürlichen Eleganz und Kraft im Zentrum. Neben den Pferden präsentiert die Familie Franco Knie Junior eine Papageiennummer mit viel Humor. Wenn die bunten, grossen Aras durchs Zelt fliegen, sind die Besucherinnen und Besucher beeindruckt.

Doch nicht nur die Papageien fliegen im Circus Knie. Anastasia Makeeva fesselt das Publikum mit ihrer waghalsigen Luftakrobatik, die Brüder Maycol und Guido Errani zeigen ihre Ikarier-Nummer, bei der Maycol seinen jüngeren Bruder mittels Beinkraft durch die Luft wirbelt. Der Ukrainer Viktor Lee macht dasselbe – nur mit zahlreichen Bällen. Seine Jonglage erinnert an ein Ballett, poetisch spielt er mit den Bällen, lässt sich an seinen Händen kleben; auch den leuchtenden Ball, in den man viel Symbolik reininterpretieren kann.

Vergangenheit trifft auf Zukunft

Neben der Knie-Familie führen Viktor Giacobbo und Mike Müller als roter Faden durchs Programm. Die zwei Schweizer Comedians schöpfen aus dem Vollen, lassen bekannte Figuren wie Fredi Hinz ebenso aufleben, wie etwa Mike Shiva. Sie ernten viele Lacher, auch wenn das Publikum bei der Fragestunde von Mike Shiva etwas scheu ist. Auch die Clowns Yann Rossi, Davis Vassallo und Francesco Fratellini, die zusammen mit Chanel Knie die Umbau-Pausen gekonnt überspielen, vermögen bestens zu unterhalten – in traditioneller Zirkusmanier. Den Rahmen bilden schliesslich die Tänzerinnen und Tänzer des Circus-Theater Bingo mit einer Sängerin – wer Glück hat, darf Nubya zuhören.

Das Jubiläumsprogramm verbindet die Vergangenheit gekonnt mit dem Heute. Mit dem neuen Zelt hält auch die Zukunft Einzug. «100 Jahre Knie» vermag von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen. Atemberaubende Akrobatik, poetische Kostüme und jede Menge Lacher versprechen auch im Jahr 2019 einen tollen Abend.

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