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Luzern

Büezerin an der Fasnacht: «Ich verkleide so viele Leute, da brauch’ ich es selber nicht»

Bei Anja Hinnen herrscht das ganze Jahr über Fasnacht: Die 39-Jährige arbeitet im Fasnachtsbazar bei der Pauluskirche in Luzern – und hat auch für Fasnächtler in Not eine Lösung parat.
Anja Hinnen arbeitet im Fasnachtsbazar. (Bild: Roman Hodel, Luzern, 2. März 2019

Aufgezeichnet von Roman Hodel

«Dieser Ausnahmezustand während der Fasnacht – das hat mir schon immer gefallen. Nur, seit einigen Jahren gehe ich selber nicht mehr feiern. Mit gutem Grund. Bei mir ist das ganze Jahr über Fasnacht. Ich arbeite inzwischen seit 15 Jahren im Fasnachtsbazar bei der Pauluskirche. Und das nicht ganz zufällig: Der langjährige Partner meiner Mutter, Peter Meyer, hat den Fasnachtsbazar vor 33 Jahren gegründet. In meinem Job verkleide ich so viele Leute, dass ich es bei mir selber nicht mehr brauche.

Seit dem 27. Dezember läuft unsere Hauptsaison. Das bedeutet für uns viel Arbeit. Schon während der Vorfasnacht rennen uns die Leute insbesondere an den Samstagen fast die Bude ein. An den Fasnachtstagen wird es dann richtig extrem. Nehmen wir den vergangenen SchmuDo mit dem schönen Wetter. Unglaublich, wie viele Kunden wir zählten. Denn nicht wenige entscheiden sich spontan für einen Besuch an der Fasnacht und brauchten noch schnell eine Verkleidung. Gleiches merken wir auch am Rüüdige Samschtig und am Güdismontag. Bei letzterem kommt dazu: Jene, die in der ersten Ferienwoche Skifahren gehen, schauen manchmal erst am Güdismontag bei uns vorbei und möchten eingekleidet werden.

Arbeiten in einem fröhlichen Business

Grundsätzlich ist es etwas Schönes, Kundinnen und Kunden für die Fasnacht einzukleiden. Sie kommen hierher, suchen etwas zum Anziehen für einen lustigen Anlass. Es ist also das Gegenteil von Kleidern für die Arbeit. Man kann sagen, ich arbeite in einem fröhlichen Business. Auch wenn es während der Fasnacht streng ist – und man schon einiges erlebt. Zum einen sind gewisse Kunden gut parat wegen ihres Alkoholkonsums, was aber meistens unterhaltsam ist. Zum anderen tragen die meisten eine Verkleidung. Das ist nicht unproblematisch, wenn es Kleider von uns sind. Da müssen wir dann aufpassen, wer mit welchen Kleidern reinkommt und mit welchen wieder rausgeht. Sie verstehen, was ich meine.

Speziell ist aber noch etwas anderes: Nicht wenige Kunden kommen, weil Teile ihrer Verkleidung kaputt oder verloren gegangen sind. Vor allem Perücken, Hüte und Accessoires. Manchmal verlieren Kunden sogar ihr ganzes Kleid. Nun ja, das kann jedem passieren. Ich finde es nicht schlimm, im Gegenteil – für unseren Umsatz ist es gut. Verkaufsrenner waren auch dieses Jahr Kleider im Stil des Steam-Punks, und der 1980er-Jahre sowie der Klassiker Pirat. Rückläufig hingegen ist das Interesse an Clown- und Tierkostümen.

Am Güdisdienstag wird es bei uns schon merklich ruhiger sein, und am Aschermittwoch sowieso. Ab dann gelten bei uns auch wieder die normalen Öffnungszeiten. Das bedeutet: Am Montag und sonst unter der Woche über Mittag geschlossen.

Wer aber denkt, wir hätten nun nichts mehr zu tun, der irrt sich. Bei diversen Guuggenmusigen stehen noch Gönnerabende auf dem Programm. Zudem beginnt an anderen Orten wie Basel oder Langenthal die närrische Zeit erst – selbst von da kommen Kunden zu uns. Und danach profitieren wir von Mottopartys und irgendwann geht es dann schon wieder Richtung Oktoberfest. Langweilig wird uns jedenfalls nie. Ich bin aber froh, wenn ab dem Aschermittwoch wieder etwas ruhigere Zeiten anbrechen – egal wie sehr ich die Fasnacht mag. So habe ich wieder mehr Zeit für mich und meine elfjährige Tochter.

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