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Ausbau der Theaterbox?

Bröckelndes Luzerner Theater: Mitte will Provisorium zur Rettung in der Not machen

Eigentlich sollte die temporäre Theaterbox nur wenige Jahre bestehen. Nun kommt gar eine Erweiterung aufs Tapet.

«Momentan scheint es eine Schockstarre zu geben. Es braucht nun aber wirklich schnell eine Lösung für den laufenden und künftigen Theaterbetrieb, denn das Gebäude bröckelt», sagt die Luzerner Grossstadträtin Diel Schmid Meyer (Mitte). Per Postulat fordert sie deshalb zusammen mit ihrer Fraktionskollegin Elena Wiss, dass der Stadtrat eine verlängerte Nutzung der Box des Luzerner Theaters neben der Jesuitenkirche prüft. Denn diese sollte Ende 2026 abgerissen werden. Und: Sogar einen Ausbau des Provisoriums soll der Stadtrat ins Auge fassen.

Die Box beim Theaterplatz in Luzern.
Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 21. 5. 2025)

Die Forderung folgt, nachdem die Luzerner Bevölkerung im Februar den Projektierungskredit für einen Neubau des Luzerner Theaters abgeschmettert hatte : Mit 58 Prozent Nein-Stimmen wurde das Projekt «überall» der Ilg Santer Architekten aus Zürich abgelehnt. Ein Ersatzprojekt gibt es derzeit noch nicht.

Die Box spiele eine «tragende Säule des Luzerner Theaterbetriebs in einer Zeit der Unsicherheit», schreiben die Postulantinnen. Aktuell fehle eine «bauliche Perspektive für das Theater, während sich der Zustand des Stammhauses dramatisch verschlechtert». Zur Erinnerung: Kurz vor Ostern mussten 145 von gesamthaft 480 Sitzplätzen gesperrt werden . Nach Reparaturarbeiten sollen sie im Herbst wieder genutzt werden können.

145 Sitzplätze auf dem Ersten Rang des Theaters sind aktuell gesperrt.
Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 29. 4. 2025)

Aufstockung oder Erweiterung

Gemäss den Grossstadträtinnen würde ein ersatzloser Rückbau der Box «den Theaterbetrieb ernsthaft gefährden». Konkret soll die Exekutive daher prüfen:

Ob und unter welchen Voraussetzungen eine Verlängerung der Nutzung der Theaterbox über das Jahr 2026 hinaus möglich ist.

Welche betrieblichen, rechtlichen und städtebaulichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen.

Ob die Theaterbox baulich oder funktional ausgebaut werden könnte, um den zunehmenden Einschränkungen im Stammhaus Rechnung zu tragen.

Wie der Theaterbetrieb insgesamt abgesichert werden kann, solange keine bauliche Erneuerung oder Alternative bereitsteht.

«Man könnte die Box aufstocken oder Richtung Buobenmatt erweitern», führt Schmid Meyer aus. Stadt und Theater müssten sich diesbezüglich austauschen. «Angesichts der Dringlichkeit dürfte die Stadt im Hinblick auf Bauvorschriften und Bewilligungen auch etwas grosszügiger sein.»

Beim Luzerner Theater stösst das Anliegen der Politikerinnen auf Zuspruch. Zwar sei die Box nur für einen temporären Betrieb konzipiert, aber momentan «nach der Hauptbühne die wichtigste unserer drei Spielstätten und somit für unseren Theaterbetrieb unverzichtbar», sagt eine Sprecherin des Theaters auf Anfrage. «Speziell in der aktuellen Situation mit einem Theaterbau, der dringend sanierungsbedürftig ist, sind wir auf die Box als zweitgrösste Bühne aber zwingend angewiesen.»

Figurentheater nutzt die Box ebenfalls

Ohne diesen Spielort sei es unmöglich, einen derart vielseitigen Spielplan anzubieten. So würden in der Box neben Uraufführungen und Stückentwicklungen auch berühmte Werke aufgeführt. Zudem biete man in der Box ein «breites Programm für Kinder und Jugendliche» an. So musste etwa vor zwei Jahren das Figurentheater vom alten Käselager an der Industriestrasse ausziehen – seither ist es in der Box zu Hause. «Es ist daher absolut im Interesse des Luzerner Theaters, die Box über das aktuell benannte Enddatum hinaus betreiben zu können», so die Sprecherin.

Theater-Nein: Analyse folgt

Nach dem Nein zum Projektierungskredit für das neue Luzerner Theater hat die Stadt Luzern eine fundierte Analyse in Auftrag gegeben, mit der sie die Gründe der Bevölkerung für die Ablehnung des Projekts erfahren will. Wann die Erhebung publiziert wird, ist noch unklar, teilt die Stadt Luzern auf Anfrage mit. Die Veröffentlichung werde voraussichtlich vor der Sommerpause erfolgen. (may)

Auch bei der Stadt könnten die Postulantinnen mit ihrem Anliegen auf offene Ohren stossen: So sagte Stadtpräsident Beat Züsli (SP) kurz nach dem Abstimmungssonntag gegenüber dieser Zeitung, dass die Box so lange benötigt werde, «bis es fürs Luzerner Theater eine neue Lösung gibt».

Nun könnte also die Box für das Theater zu einer Notlösung werden. Eigentlich sollte die Spielstätte, die 2016 eröffnet wurde und Platz für rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer bietet, längst passé sein. Ursprünglich war geplant, dass die Theaterbox Ende 2021 abgerissen wird. 2020 hatte die Stadt Luzern die Konzession des Luzerner Theaters für die Box bis 2026 verlängert.

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