Die Idee kam wie aus dem Nichts: Für unseren viertägigen Ausflug könnten wir doch an den Bodensee wandern. Viel draussen, viel Bewegung, viel Natur – perfekt! Eine Freundin und ich planten vorfreudig die Etappen: von Zug nach Zürich, dann nach Winterthur, weiter nach Frauenfeld und das Ziel in Kreuzlingen. Wir buchten drei Unterkünfte, besorgten uns gute Rucksäcke und suchten die Routen raus.
Bei schönstem Wetter ging’s los. Die erste Etappe würde die längste werden, das war uns klar. Und die erste Challenge stellte sich uns schon früh: Die Wasserflaschen waren leer, die Blasen voll. Nun startete die Schnitzeljagd: Wo ist das nächste Dorf? Wo könnte ein Brunnen stehen, wo ein WC? Die Intuition leitete uns richtig: An einer Kreuzung sprudelte das Wasser – eine bessere Erfrischung gab’s noch nie. Und beim Einkaufsladen durften wir nach freundlichem Fragen auch die Toilette benutzen.
Als diese Bedürfnisse gestillt waren, meldete sich der Körper: Die Knie schmerzten, der Hüftgurt drückte, die Schultern waren müde. Wir erreichten nach sieben Stunden Wandern den Zürichsee, wo gefühlt die halbe Stadt den Freitagabend genoss. Doch wir hatten nur ein Ziel: das Hotel, die Dusche, das Bett. Und als wir um 21 Uhr eincheckten, schafften wir es nicht mal mehr, uns Essen zu besorgen. Zum Glück gibt’s heute Lieferservice.
Schlaf wirkt Wunder. Und die Landschaft tat ihr Übriges: durch Dörfer, über Felder, durch Wälder, an Flüssen entlang. Erstaunlich war auch, wie der Körper sich an die Belastung gewöhnte, es war nur eine Sache der Einstellung. Und auf der dritten Etappe liessen wir uns auch nicht vom Regen oder einem schrägen Blick der Kassiererin in einem Einkaufsladen – «Geht ihr jetzt etwa wandern?» – aufhalten.
Die letzten zwei Stunden vor dem Ziel waren dann aber ziemlich zäh. Doch Blasen, Muskelkater, Müdigkeit – alles war vergessen, als wir am Bodensee standen. Was bleibt? Stolz über das Erreichte. Und Vorfreude aufs nächste Abenteuer.
Am Freitag äussern sich jeweils Gastkolumnisten und Redaktorinnen unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.
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