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Uri

Bilanz der kleinen Skigebiete – so trotzte das Urner Unterland der Krise

Die Zentralschweizer Skigebiete verzeichnen einen deutlichen Umsatzrückgang wegen Corona. Anders sieht die Situation bei den meisten kleinen Skigebieten in Uri aus. Sie scheinen krisenresistent.
Das Skigebiet Biel-Kinzig hat momentan nur noch Wochenendbetrieb. (Bild: PD Biel-Kinzig Ag)
Bei den Eggberge ist man überzeugt: «Auch kleine Skigebiete überleben.» (Bild: Urs Hanhart (Altdorf, 6. Februar 2020) )
Auf dem Ratzi genossen die Gäste den Blick auf die Schächentaler Berge. (Bild: PD)

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Corona überschattete auch im Februar die Schweizer Skigebiete. Die kumulierten Umsatzzahlen der Bergbahnen gingen in der Zentralschweiz im Vorjahresvergleich um gut 30 Prozent zurück, wie Seilbahnen Schweiz in einer Mitteilung schreiben.

Erklärt wird der Rückgang der Gästezahlen mit den derzeit fehlenden Gastroangeboten, den Kapazitätsbeschränkungen für geschlossene Gondeln und mit dem Ausbleiben von internationalen Touristen. Doch der Kanton Uri scheint sich ein Stück weit aus der Situation herausnehmen zu können. Dies zeigt eine Nachfrage bei den Skigebieten im Unterland.

Eggberge sprechen von guter bis sehr guter Saison

Die Eggberge ob Altdorf verzeichnen kaum einen Umsatzschwund. «Wir können auf eine gute bis sehr gute Saison zurückblicken», sagt Remo Bulgheroni, Verwaltungsratspräsident von Skilift und Bahn. Seit dem 30. Dezember ist der Betrieb wieder in Gang und sollten die Schneeverhältnisse es zulassen, will man bis zum Josefstag am kommenden Freitag die beiden Skilifte offen halten.

Die kurze Schliessung des Skibetriebes über Weihnachten, also zwischen dem 22. und 29. Dezember, empfindet Bulgheroni als nicht besonders einschneidend: «Der Unterbruch war verkraftbar, wir hatten ohnehin Föhnlage und Sturm.» Der grosse Schnee folgte im Januar, im Februar war dann das Wetter top. «Wir hatten sehr viele Gäste.» Anfänglich sei es zwar zu Menschenschlangen bei der Talfahrt gekommen. «Aber schon bald hatten wir das Konzept dank einlösbarer Nummern im Griff.» Für die Zukunft des Skigebietes Eggberge ist der Verwaltungsratspräsident übrigens optimistisch gestimmt: trotz Sonnenlage der Pisten.

«Der Klimawandel verschont uns, wir hatten selten solche Schneemengen wie dieses Jahr.»

Für die Eggberge zeige der hundertjährige Kalender eher schwankende anstelle von abnehmenden Wintern. «Die kleinen Skigebiete können weiterhin überleben», ist er überzeugt. Deshalb investiert man bei den Eggberge ins Marketing. «Wir wollen über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt werden.»

Haldi rechnet stets mit früher Schneeschmelze

Im Skigebiet Haldi ob Schattdorf stehen die Skilifte bereits seit dem 3. März still. «Der Föhn im Februar hat uns den Schnee enorm zusammengeschmolzen», sagt Werni Arnold. Dies nimmt der Skiliftchef aber sportlich: «Auf unserer Höhe muss man es akzeptieren.» Trotzdem blickt man auch auf dem Haldi auf eine gute Saison zurück.

Über die letzten zwanzig Jahre gerechnet fiel der Umsatz nur knapp unterdurchschnittlich aus. «Die vergangenen Jahre waren mager. Aber in der Saison 20/21 konnten wir einen Top-Winter verzeichnen.» Die coronabedingten Abstriche fielen nur leicht ins Gewicht. «Die Gäste verteilten sich meist auf zwei Schichten: jene, die vor dem Mittag zu uns Skifahren kamen, und jene danach.»

Urner Skigebiete profitieren von kantonaler Politik

Recht gut lief es auch für das Skigebiet Biel-Kinzig im Schächental, wie Verwaltungsratspräsident Bernhard Riedi auf Anfrage mitteilt. «Den Unterbruch über Weihnachten konnten auch wir wegstecken, weil da ohnehin nicht viel Schnee auf der Piste lag.» Den Umständen entsprechend zeigt man sich auf dem «Biel» zufrieden, ab dem 30. Dezember konnte man bereits wieder über die Pisten kurven. Riedi dazu:

«Im Kanton Uri profitierten wir stark davon, dass die Terrassen lange offenblieben und dass wir im Vergleich zu anderen Kantonen früher wieder öffnen durften.»

Dahingehend attestiert Riedi der Urner Regierung eine wohlwollende Rolle. Dies erklärt auch, weshalb die Umsatzeinbussen in Uri weniger stark ausfielen als im Zentralschweizer Schnitt. Einzige Einschränkung: Biel-Kinzig blieb den einheimischen Gästen vorenthalten. «Wir sind froh, dass wir immerhin den Urnerinnen und Urnern ein gutes Erlebnis bieten konnten.» Das Skigebiet hat noch zwei Wochen lang an Wochenenden geöffnet.

Erste Velofahrer auf dem Ratzi

Betriebsleiter Markus Müller vom Ratzi im Schächental konnte bereits beobachten, wie der erste Velofahrer die Strasse zum Skilift hochfuhren. «Am Nachmittag ist der Schnee etwas sulzig, viele geniessen nun einfach die Sonne in unserem Ski- und Wandergebiet.»

Die Bilanz auf dem Ratzi sei im Grossen und Ganzen gut ausgefallen, vor allem dank dem vielen Schnee. Einzig die verordneten Terrassenschliessungen im Februar bedauert Müller. «Jeder Skifahrer geht gerne ins Café», sagt er.

Beim Brüsti ob Attinghausen hatte man mit grossen Hoffnungen die Wintersaison begonnen. «Das Wetter und die Schneeverhältnisse waren sensationell, wir waren – abgesehen vom kurzen Weihnachtsunterbuch - gut in die Saison gestartet», berichtet Verwaltungsratspräsident Kari Briker. Ende Februar folgte aber mit der Schliessung der Terrassen «der Genickbruch», wie Briker es ausdrückt: «Die Personenfrequenzen fielen um 10 Prozent auf minus 28 Prozent im Vorjahresvergleich.» Und dies in einer aufgrund von Schutzkonzepten eh schon erschwerten Situation:

«Die Bahn fuhr 9 Prozent häufiger und konnte gleichzeitig 30 Prozent weniger Gäste transportieren.»

Dass die Gäste wegen der Terassenschliessung wegblieben, erklärt sich Briker wie folgt: «Niemand will seinen Kaffee auf dem Boden im Schnee trinken, wenn man bereits durchgefroren ist.» Dies erhöhe sogar die Unfallgefahr. Beim Brüsti will man die Saison wie geplant durchziehen: «Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir noch bis Ostermontag für die Wintersportler da sein.»

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