notifications
Zug

«Ausschlaggebend ist das Gesamtpaket»: Was Unternehmen nach Zug lockt

Zug ist als Standort von Unternehmen beliebt. Das liegt nicht nur an den tiefen Steuern. Andere Faktoren sind genauso wichtig.
Das Team der Kontaktstelle Wirtschaft Zug (von links): Alberto Diaz, Peter Müllhaupt, Yvonne Valentino, Ursula Kottmann Müller und Beat Bachmann. (Bild: Peter Hofstetter / Volkswirtschaftsdirektion Kanton Zug)

Interview: Harry Ziegler

Bei der Ansiedlung von Unternehmen im Kanton Zug spielt die Kontaktstelle Wirtschaft Kanton Zug eine grosse Rolle. Der Leiter Beat Bachmann erklärt, was Unternehmen nach Zug lockt.

Beat Bachmann, der Steuersatz im Kanton Zug ist tief. Was ausser dem Steuersatz zieht Firmen in den Kanton?Beat Bachmann: Ausschlaggebend ist das Gesamtpaket der hervorragenden Standortbedingungen im Zuger Wirtschaftsraum: Dazu gehören nebst einem attraktiven Steuerumfeld die langfristige finanzielle und politische Stabilität, die grosse Innovationsfähigkeit, die hohe Verfügbarkeit von Fachkräften in wichtigen Branchenclustern sowie auch die leistungsfähige Infrastruktur hier. Zudem sind auch der ­faszinierende Lebensraum und damit die Lebensqualität wichtig. Dazu hören wir oft, dass die tatsächlich gelebte Wirtschaftsfreundlichkeit im Kanton Zug von Zuger Firmen und auch von Ansiedlungsinteressierten sehr geschätzt wird.Interessieren sich Firmen speziell für gewisse Areale/Cluster in Zug?Die Branchengruppen sind breit diversifiziert: Es sind dies der Grosshandel wie Konsumgüter und Rohstoffhandel, High Tech, Deep Tech Industrie, Life Science wie Pharma, Biotech oder Medtech, die Finanzwirtschaft, Asset Management, Private Equity oder ­Family Offices Dazu gehören auch ICT, inklusive Fintech und Blockchain sowie auch Headquarters. Je nach Bedürfnissen interessieren sich Firmen für Büroflächen in Baar, zum Beispiel der Quadrolith der Alfred Müller AG, das renovierte Onyx-Gebäude oder der Neubau Neuhof 21. Dazu wird das Spinni-­Areal mit Wohnbauten ergänzt. In der Stadt Zug sind es beispielsweise das L&G-Areal, der Ausbau des Metalli-Areals sowie der entstehende Tech Cluster der Metall Zug mitten in der Stadt. In Cham entsteht ein urbanes Eingangstor bei der Städtlerallmend mit Bürobauten der Häusler AG und mit dem Neubau der Coop-Fachmärkte. Auf dem Papieri-Areal entwickelt die Cham Group ein neues Wohn- und Arbeitsquartier. Hünenberg hat mit dem Projekt «Zukunft Bösch» eine visionäre Weiterentwicklung ihres Gewerbegebietes geplant. Und in Rotkreuz wird die Suurstoffi fertig erstellt und mit dem Neubau des Bahnhofs Rotkreuz kann ein Mobilitätshub der Zukunft entstehen.Wohin zieht es die meisten ­zuziehenden Firmen?In die Lorzenebene, die Talgemeinden. Da sind seit Jahrzehnten die ­meisten Firmen und Arbeitsplätze vorhanden. Aufgrund der zahlreichen ­Zu­pendlerinnen und -pendler, die werktags mit dem ÖV oder dem Auto nach Zug reisen, sind die Nähe zu Bahnhöfen mit Anschluss an IC- und Schnellzugverbindungen sowie eine gute Verkehrsanbindung wichtig. Wohl auch deshalb sind neben Zug seit Jahren auch Baar und Rotkreuz die beliebtesten Standorte. Dahinter folgen Cham und Steinhausen.Was können Sie für die Entwicklung im Ägerital machen?An den Netzwerk- und Wirtschaftsanlässen der Berggemeinden nehmen wir aktiv teil, um auch da die Vernetzung zu fördern. Wir werden ab und an angefragt, unsere Erfahrungen und Einschätzungen betreffend Bedürfnisse der Firmen weiterzugeben. Wir sind mit den Gemeindevertretenden im Kontakt und unterstützen sie bei Bedarf bei der Entwicklung von Arealen gemäss ihren Strategien.Fördern Sie Ansiedlungen in Clustern, beispielsweise durch gezieltes Ansprechen möglicher Unter­nehmen?Bei der Begleitung von ansiedlungsinteressierten Unternehmen arbeiten wir eng mit der regionalen Organisation Greater Zurich Area und der schweizerischen Standortförderung zusammen. Diese bewerben die Vorzüge der Schweiz und des Raums ­Zürich im Ausland. Dabei spielen die hier präsenten, global führenden Branchencluster eine grosse Rolle. Die proaktive Unterstützung und Betreuung von ansässigen Firmen, also die Wirtschaftspflege, steht an erster Stelle. Mit über 100 Firmenbesuchen pro Jahr und mit der Vernetzung der Firmen untereinander in den Branchenclustern wollen wir einen Beitrag leisten, damit die Unternehmen hier erfolgreich tätig sein können. Wie muss man sich das vorstellen?Die aktive Ansprache von Firmen und Investoren erfolgt in erster Linie über die erwähnten Partner. Diese bieten neben Informationen auch gezielte Veranstaltungen an wie virtuelle Anlässe, Roadshows vor Ort und andere. Hier nehmen wir nach Bedarf teil und unterstützen im Standortmarketing, indem wir laufend Infos zu den ak­tuellen ansässigen Branchenclustern, Firmentestimonials und Weiteres beisteuern. Wenn sich konkrete Ansiedlungsprojekte ergeben, steigen wir ins Rennen und erklären die Vorzüge des Wirtschaftsraums Zug. Ein bedeutender Teil der Ansiedlungsprojekte kommt auch via unsere Multiplikatoren wie Steuerberater, Anwälte, Treuhänder und andere nach Zug. Diese haben teilweise auch Standorte im Ausland und sprechen Firmen direkt an. Es erfolgen auch direkte Anfragen von ansiedlungsinteressierten Firmen an die Kontaktstelle Wirtschaft.Nicht immer kommt es nach ­Kontakten zu Ansiedlungen – ­welches sind die Gründe?Jedes Unternehmen hat einen spezifischen Anforderungskatalog für seine Standortwahl. Und oft legen die Firmen nicht alle Kriterien sowie die Gründe des Standortentscheids offen. Wenn sich ein Unternehmen für ein Land oder eine Region entschieden hat, können aus unserer Erfahrung nebst den allgemeinen Standortfak­toren vielfältige Gründe ausschlag­gebend sein. Zum Beispiel eine perfekt passende Immobilie, die Nähe zu Universitäten, Kunden oder Lieferanten. Oder sogar verfügbare Schulplätze für die Kinder der zuziehenden Führungskräfte.
Kommentare (0)