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Luzern

Auf diesem Krienser Veloweg sind schnelle E-Bikes unerwünscht

Entlang der Freizeitanlage Langmatt ist es zu Sicherheitsproblemen gekommen, so die Stadt Kriens. Auch andere Agglogemeinden kennen Konflikte mit schnellen E-Bikes, weitere Verbote sind derzeit aber nicht geplant.
Auf diesem Veloweg entlang der Freizeitanlage Langmatt gilt ein Verbot für schnelle E-Bikes. (Bild: Nadia Schaerli (Kriens, 24. August 2020))
Das Signal eingangs Langmattweg in Fahrtrichtung Obernau. (Bild: Nadia Schaerli (Kriens, 24. August 2020))
Der Emmer Baudirektor Josef Schmidli.
(Bild: Eveline Beerkircher)
Korintha Bärtsch, Co-Präsidentin Pro Velo Luzern. (Bild: Jakob Ineichen)

Stefan Dähler

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Stefan Dähler

Stefan Dähler

Auf dem Veloweg entlang der Freizeitanlage Langmatt kommt es offenbar immer wieder zu gefährlichen Situationen mit schnellen E-Bikes. «Wir haben mehrere entsprechende Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten», sagt der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn (FDP). Die Stadt reagiert nun mit einer Info-Kampagne, wie sie mitteilt. Im Herbst sollen Plakate daran erinnern, dass für schnelle E-Bikes – also jene mit gelben Kontrollschildern und einer Tretunterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h – auf dem Langmattweg eigentlich ein Fahrverbot gilt.

Signalisiert ist dort schon seit Jahren ein Fahrverbot für Töfflis, weil der Weg dort nicht besonders breit ist, so Senn.

Das Verbot gilt auch für schnelle E-Bikes, da diese gesetzlich den sogenannten Kleinkrafträdern beziehungsweise Motorfahrrädern gleichgestellt sind. «Offenbar ist das vielen Leuten nicht bewusst, obwohl es zumindest den Besitzern schon bekannt sein sollte», sagt Senn. Sollte die Info-Kampagne keine Wirkung zeigen, habe die Stadt mit der Polizei vereinbart, dass vor Ort Kontrollen durchgeführt werden.

Nutzer schneller E-Bikes müssen nun auf dem Veloweg die Tretunterstützung ausschalten oder die Hauptstrasse nutzen. Dort existieren derzeit aber noch keine Velostreifen. «Zwar ist man mit einem schnellen Zweirad quasi in den motorisierten Verkehr integriert. Die Situation ist aber sicher nicht ideal», sagt Senn. «Darum hat sich die Stadt auch dafür eingesetzt, dass im Rahmen des geplanten Ausbaus der Strasse durch den Kanton Velostreifen realisiert werden.» Bis dahin dauert es aber noch eine Weile. 2021 soll der Kantonsrat über das Projekt entscheiden, der Baustart ist 2023 geplant, heisst es auf Anfrage beim kantonalen Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement.

Kriens dürfte in der Agglo bisher ein Einzelfall sein

Das Krienser Verbot für schnelle E-Bikes auf einem Veloweg dürfte in der Agglomeration ein Einzelfall sein. In der Stadt Luzern und den Gemeinden Emmen, Horw und Ebikon sind solche Verbote weder bekannt noch geplant, heisst es jeweils auf Anfrage. Ein Töffverbot ist zwar auch auf dem Freigleis signalisiert, davon sind E-Bikes jedoch explizit ausgenommen. Konflikte mit schnellen E-Bikes sind aber überall bekannt. Roland Beyeler, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Ebikon, sagt:

«Hotspot ist vor allem die
Kaspar-Koppstrasse, auf der seit dem Lockdown generell deutlich mehr Velos unterwegs sind.»

Die Gemeinde erhalte immer wieder mal Rückmeldungen von Anwohnern, die sich über das Tempo einiger Velos beschweren. «Es ist derzeit aber nicht so gravierend, dass ein Verbot schneller E-Bikes zur Diskussion steht.» Ausserdem habe man bereits im vergangenen Herbst an neuralgischen Stellen auf der Kaspar-Koppstrasse Temposchwellen erstellt. «Das hat dazu beigetragen, das Tempo aller Verkehrsteilnehmenden zu drosseln», sagt Beyeler.

Auch die Gemeinde Horw erhalte «einzelne Rückmeldungen» wegen schnellen E-Bikes, wie Bauvorsteher Thomas Zemp (CVP) sagt. «Doch akut ist es derzeit nicht.» Man registriere jedoch, dass der Veloverkehr grundsätzlich zunimmt und schneller wird. «Diese Verlagerung der Mobilität ist ja auch so politisch gewollt, wirft aber innerhalb des Langsamverkehrs Fragen der Koexistenz auf.» Horw hat diesbezüglich einen Richtplan Fuss- und Veloverkehr erstellt, der im Juni öffentlich aufgelegt wurde. Dieser enthält total 44 Massnahmen, um mittel- und langfristig Schwachstellen im Fuss- und Velonetz zu beheben. Die aufwändigste ist die Verbesserung der Sicherheit entlang der Ringstrasse bei der Bahnunterführung.

E-Bikes sollen Tempo anpassen

Aus der Sicht von Roland Koch, Bereichsleiter Mobilität Stadt Luzern, entstünden Probleme mit E-Bikes «weniger auf eine bestimmte Situation bezogen», sondern vor allem, wenn die Lenkerin oder der Lenker seine Fahrweise nicht anpasse. «Das gilt genauso bei allen anderen Verkehrsmitteln.»

Auch der Emmer Baudirektor Josef Schmidli (CVP) sagt, dass die schnellen E-Bikes in den stark befahrenen urbanen Gebieten die Geschwindigkeit anpassen müssen. «Ansonsten gehören sie nicht auf den Radweg.» Die Zukunft sieht die Gemeinde Emmen bei gemischten Velo- und Fusswegen. Die schnellen E-Bikes, aber auch Rennvelos, sollen vermehrt wieder auf der Strasse mit Velostreifen fahren. «Die Koexistenz von Fussgängern und schnellen Radfahrern ist in unseren räumlich engen Verhältnissen schwierig umzusetzen.»

Pro Velo fordert mehr Platz für Zweiräder

Einen anderen Lösungsansatz hat Pro Velo Luzern. Das in Kriens gewählte Vorgehen sei den engen Platzverhältnissen geschuldet. «Langfristig kann das aber keine Lösung sein», sagt Co-Präsidentin Korintha Bärtsch. Sie ortet das Problem auch bei der Verkehrsplanung, in der der Velo- und Fussverkehr häufig gemeinsam unter dem Begriff «Langsamverkehr» abgehandelt wird. «Das ist heute jedoch ein alter Zopf», sagt Bärtsch. «Gemischte Velo- und Fusswege mögen im gemütlichen Freizeitverkehr funktionieren, nicht jedoch im Pendlerverkehr. Will man das Velo als schnelles Verkehrsmittel fördern, muss man ihm auch genügend Platz einräumen.» Aus diesem Grund plant Pro Velo eine Initiative für die Errichtung eines Velobahnnetzes in der Stadt Luzern. Diese Velobahnen sollen eine Breite von mindestens zwei Metern aufweisen. Bärtsch:

«So wäre auch genügend Platz vorhanden, damit schnelle E-Bikes normale Velos überholen können.»

Die Initiative beschränkt sich jedoch auf die Stadt Luzern. «Wir haben nun auch Anfragen von Mitgliedern aus der Agglomeration erhalten, die sich wünschen, dass wir auch in deren Gemeinde aktiv werden», sagt Bärtsch. «Wir werden das nun im Vorstand diskutieren.» Möglich wären weitere kommunale Volksinitiativen oder, dass das Anliegen mittels Vorstössen in den jeweiligen Parlamenten aufs Tapet gebracht wird.

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