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Stadt Zug

Diese Plakatausstellung vergisst niemand schnell: Wie Alzheimer Zug das Unsichtbare sichtbar macht

Am Zugerseeufer westlich der Katastrophenbucht stehen noch bis Ende September zehn Informationstafeln zum Thema Demenz. Zug spielt eine Pionierrolle innerhalb der Schweiz.
Mit der Plakatausstellung «Demenz begegnen» macht Alzheimer Zug das Unsichtbare sichtbar.
Bild: Matthias Jurt (Zug, 10. September 2025)

Der Zuger Regierungsrat und Landammann Andreas Hostettler kramte bei der Vernissage zur Plakatausstellung von Alzheimer Zug beim Rehgarten gelbe Haftzettel hervor. Im Alltag helfen Haftnotizen und andere Erinnerungshilfen, dass nichts vergessen geht, so Hostettler.

Beim Austausch mit einer an Demenz erkrankten Person führt diese Zettelwirtschaft jedoch nicht mehr in jedem Fall zum gewünschten Effekt. Der Begriff Demenz leitet sich vom lateinischen «de mens» ab. Das bedeutet sinngemäss übersetzt «weg vom Geist».

Die Demenz kennt verschiedene Stadien und noch mehr Ursachen. Die Internetplattform netdoktor.ch schreibt dazu: «Das charakteristische Merkmal aller Demenzformen ist eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und anderer Hirnleistungen.»

Helene Zimmermann sagte bei der Eröffnung der Plakatausstellung zur Demenz am Zugerseeufer zwischen der Zuger Katastrophenbucht und dem Rehgarten: «Wir wollen eine unsichtbare Krankheit sichtbar machen.» Zimmermann ist Präsidentin des Vereins Alzheimer Zug, der die Plakatausstellung zusammenstellte. Informationen zur Demenz sind im Internet leicht greifbar. Die Open-Air-Ausstellung am Zugerseeufer versucht, wie schnell zu erkennen ist, das Wissen über diese Volkskrankheit einzuordnen.

Alzheimer-Krankheit erst 1906 beschrieben

Den Betrachter erwartet eine optisch geschickt aufgebaute Informationsstrecke. Die Alzheimer-Erkrankung ist die am häufigsten auftretende Form der Demenz. Als Erster hat sie 1906 der deutsche Psychiater und Facharzt für Erkrankungen des Zentralnervensystems Alois Alzheimer (1864-1915) beschrieben. Er entdeckte bei einer verstorbenen Patientin ein «eigenartiges Krankheitsbild» im Gehirn. Es war unter anderem geschrumpft.

Bis Alzheimer für seine Beobachtungen innerhalb der Forschung anerkannt war, dauerte es noch. Dies deshalb, weil der deutsche Arzt widersprüchlich beurteilt wurde. Damals ging man in Ärztekreisen noch davon aus, dass «Altersblödsinn» keine biologischen Ursachen habe, sondern die Folge eines «unzüchtigen Lebenswandels» sei. Eine These, die sich längst überlebt hat. Die häufigste Ursache für die Alzheimer-Demenz ist das Absterben von Gehirnzellen.

Allen Demenzformen ist gemein, dass sie schleichend beginnen und verschiedene Stadien durchlaufen. Bei der schwersten Form kann der Betroffene nicht mehr selbst für sich sorgen. Wie die Plakatausstellung beim Rehgarten in Zug eindrücklich zeigt, sind Betroffene im Krankheitsverlauf zunehmend auf Hilfe angewiesen. Wie Helene Zimmermann von Alzheimer Zug an der Vernissage der Informationsschau eindrücklich darlegte, kommen auf einen Erkrankten drei Mitbetroffene. Die Betreuung in den eigenen vier Wänden ist dabei innerhalb der Schweiz vorherrschend und fordert das Umfeld Tag für Tag.

Auf einem Plakat der Open-Air-Ausstellung ist zu lesen, dass Demenz in der Schweiz pro Jahr rund 11,8 Milliarden Franken Kosten auslöst, wovon rund 47 Prozent durch Angehörige – die ohne Lohn rund um die Uhr mithelfen – abgedeckt sind. Auch diesen Aspekt streicht die Plakatausstellung hervor.

Dabei ist zu bemerken, dass die helfenden Hände, die keinen Lohn beziehen, oftmals durch ihre Tätigkeit an den Rand ihrer Möglichkeiten kommen.

Zuger Pionierrolle

Ebenfalls am Zugerseeufer zu lesen sind zahlreiche Tipps, die Demenz vorbeugen können. Es sind dies körperliche Aktivitäten, geistige Fitness und gesunde Ernährung – oder ganz allgemein formuliert: ein gesunder Lebensstil.

Im Kanton Zug – so schätzt Alzheimer Zug – leben rund 2000 an Demenz erkrankte Menschen. In Zukunft, so erwähnt Helene Zimmermann von Alzheimer Zug, werden es mehr werden. Also höchste Zeit für eine umfassende Darstellung der gesellschaftlichen Herausforderungen durch Demenzerkrankungen.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass die Zuger Ausstellung in ihrer Art schweizweit ein Novum darstellt. Vielleicht lässt sich bewerkstelligen, dass diese Krankheit auch anderswo für Gesprächsstoff sorgt. Dann hätte die Zuger Ausstellung schon viel bewegt.

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