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Alpentöne-Vielfalt: Jodel-Algorithmus, Sagen und murmelnde Steine

Beim internationalen Musikfestival werden Kunst und Kultur der Alpenwelt in einem breiten Spektrum gezeigt.
Nadja Räss jodelte beim Forschungssymposium mit Andrea Küttel und Dayana Pfammatter. (Bild: Markus Zwyssig/Urner Zeitung)
Nadja Räss, Jodlerin. (Bild: Markus Zwyssig)
Lisa Brudermann arbeitet bei der Klanginstallation Murmelnde Steine im Garten im Kulturkloster mit. (Bild: Markus Zwyssig)
Marco Schenardi liest im Rahmen des Alpentöne-Festivals Sagen im Garten des Hauses der Musik. (Bild: Angel Sanchez (Altdorf, 13. August 2021))
Augustin Martz aus Winterthur improvisierte im Garten im Haus der Musik zu Urner Sagen. (Bild: Markus Zwyssig)

Markus Zwyssig

Gejodelt wurde am Freitagmorgen im Cinema Leuzinger. Nadja Räss trat zusammen mit Dayana Pfammatter und Andrea Küttel auf. Das Forschungssymposium der Hochschule Luzern, das in Zusammenarbeit mit dem Haus für Volksmusik stattfand, drehte sich ums Thema Nachbarschaft. Dabei ging es um Eigenheiten und Unterschiede in Jodelgesängen in Österreich und in der Schweiz. Cornelia Metzig vom Imperial College London und Yannick Wey von der Hochschule Luzern – Musik analysieren mit einem Algorithmus die Melodien der Schweizer Jodelstile. Sie zeigen dabei auf, wie sich die für Aussenstehende oft gleich klingenden regionalen Jodeltraditionen der Schweiz unterscheiden.

Raymond Ammann von der Hochschule Luzern – Musik und Thomas Nussbaumer von der Universität Mozarteum Innsbruck machten anhand der «Tirolerei» deutlich, wie die Volksmusik durchs Nachbarland musikalisch und gesellschaftlich beeinflusst und verändert wurde.

Nadja Räss fand es spannend, dass das Jodeln am Symposium von verschiedenen Seiten beleuchtet wurde. «Persönlich werte ich den Jodelgesang eher weniger mit dem Computer aus», sagte die Jodlerin. «Ich setze mich aber sehr mit den klanglichen Unterschieden und der Differenzierung der verschiedenen Arten auseinander.» Zum Schluss stehe und falle es mit der Jodlerin selber: «Jeder Mensch hat seine eigenen Klangfarben in der Stimme.» Zur immer wieder nachgesagten Engstirnigkeit meinte Nadja Räss: Innerhalb des Jodlerverbands gebe es viele Leute, die sehr offen seien. «Wenn so viele Menschen beisammen sind, braucht es gewisse Regeln, die halt auch einschränken.» Das sei nicht so einfach in der Volksmusik, bei der frisch von der Leber weg gesungen werde. Daher sei es manchmal ein bisschen «stiär» an den Jodlerfesten. «Es zählt das, was auf den Noten steht.» Es werde authentischer in der Nacht, wenn spontan gejutzt werde.

Klanginstallation macht Garten noch geheimnisvoller

Im Garten des Kulturklosters Altdorf klang es geheimnisvoll. Hier murmelten die Steine. Lisa Brudermann und Rafal Skoczek schafften die Klanginstallation zusammen mit Till Bürgin und Seelik Tristan Mutti. «Wir liessen uns von der Umgebung und von der Sagenwelt inspirieren», sagt Lisa Brudermann. Den Garten beim ehemaligen Kapuzinerkloster finden die vier Kunstschaffenden ideal für ihre Klanginstallation. «Es ist einer der schönsten Plätze, den wir in Altdorf fanden», sagte Rafal Skoczek. «Die Klänge verbinden sich sehr gut mit den Geräuschen, die in der Umgebung zu hören sind.» Lisa Brudermann sprach von einem magischen Gärtchen, welches durch die Klanginstallation noch mystischer werde.

Geiger improvisierte zu Urner Sagen

Aufmerksam hörte das Publikum im Garten im Haus der Musik Marco Schenardi zu. Der Altdorfer erzählte in markigem Urner Dialekt eher unbekannte Sagen aus der Sammlung des Spitalpfarrers Josef Müller. Zudem hatte er auch eine eigene Geschichte auf Lager, die bewies, dass die Welt der Sagen auch heute nichts an Aktualität verloren hat. Dazu improvisierte Augustin Martz und spielte einen Schottisch aus dem Schächental. Der junge Geiger aus Winterthur konnte die Sagen vorgängig lesen und sich davon inspirieren lassen. Er ist erstmals bei Alpentöne dabei und schwärmt von der Stimmung: «Man kann eine grosse musikalische und kulturelle Vielfalt an einem Ort erleben.»

Hinweis: Die Klanginstallation Murmelnde Steine ist heute Samstag ab 12 Uhr im Garten des Kulturklosters nochmals zu erleben. Marco Schenardi erzählt um 17.45 Uhr im Garten im Haus der Musik Sagen, begleitet vom Trio Bann.



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