In unserer Postille las ich kürzlich einen Leserbrief. Jemand findet den inflationären Gebrauch des Wortes «mega» schade. Alles sei megaschön, megatoll. Mich erstaunt eher, dass dies im Jahr 2025 für Bedauern sorgt, wird «mega» doch gefühlt seit den Nullerjahren grosszügig eingesetzt.
Es kann natürlich sein, dass diese Entwicklung in Luzern erst später eingesetzt hat. Mir kommt dazu ein anderes Beispiel in den Sinn: «Alles gut!» Als ich einer Freundin aus Zürich neulich davon erzähle, dass plötzlich gefühlt alle um mich herum «alles gut!» sagen, etwa wenn man sich entschuldigt, sagt sie: «Ach, das sagen in meinem Umfeld die Leute seit längerem oft.» Ich denke mir: Nicht wahr. Was in Luzern trendet, ist in der Regel zuvor in Zürich angesagt – und nochmals davor in Berlin. Was die Freundin quasi bestätigt, indem sie ergänzt: «Dieses ständige ‹alles gut!› ist mir zuerst bei meinen Freunden aus Deutschland aufgefallen.»
Jedenfalls benutzt meine «Mama due» inzwischen auch dauernd «alles gut» – es ist mir vorher echt nie so aufgefallen. Sogar die unverdächtige Verkäuferin in der Bäckerei meines Vertrauens ist damit eingestiegen. Als ich vor ein paar Tagen ein Brot zahlen will und «mit Karte» sage, blinkt der Betrag bereits am Terminal auf. Mein Hinweis war demnach überflüssig. Ich so: «Sorry, hatte es nicht gesehen.» Sie so: «Alles gut!» Da haben wir’s! Zumal es streng genommen auch nicht stimmt: «Alles gut?» Schön wär’s.
Gleichwohl bin ich mittlerweile ebenfalls im «alles gut»-Club gelandet. In der Regel versichern wir uns auf der Redaktion am Freitag nochmals, wer am folgenden Montag die wöchentliche Kolumne bestreitet, die Sie hier gerade lesen. Mein Chef fragt mich also: «Wie sieht’s aus mit dem nächsten ‹Stadtwärts›?» Sie ahnen meine Antwort.

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