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Obwalden

Abheben trotz Bodenhaftung: Rotex Helicopter AG feiert 25-jähriges Bestehen

Trotz Risiko gingen fünf jungen Männer das Wagnis ein und gründeten mit Rotex ein Helifirma. 25 Jahren später ist das Obwaldner Unternehmen auf 60 Mitarbeitende mit drei Helis angewachsen – mit Einsätzen in ganz Europa.

Ein Kaman K-Max der Rotex AG im Einsatz.
Bild: Bild: Raphael Rohner (8. November 2021, Niederteufen)

Die Rotorblätter sind eben zum Stillstand gekommen. Zielstrebig geht Urs Riebli auf den Piloten zu, welcher dem Cockpit des Helikopters entstiegen ist. Seit 2014 ist der 49-jährige Obwaldner Riebli Alleineigner des Kägiswiler Unternehmens Rotex Helicopter AG und damit nicht nur Inhaber von drei Lastenhelikopter vom Typ Kaman K-Max, sondern auch Chef von 60 Mitarbeitenden. «Zwischendurch lasse ich mich für Einsätze im Feld einteilen. Ich liebe es, einfach unter dem Heli zu stehen, das Kerosin zu riechen, den Abwind zu spüren und in der freien Natur tätig zu sein. Und abgesehen davon schätzen es die Mitarbeitenden, wenn der Chef mit ins Feld kommt.»

Seit 2014 ist Urs Riebli Alleininhaber der Rotex Helicopter AG mit 60 Mitarbeitenden.
Bild: Bild: Beat Christen

Der gelernte Forstwart weiss, wovon er spricht. Der Giswiler war gerade mal 24 Jahre alt, als er zusammen mit Willy Gantner, Daniel Brunner, Heinz Leibundgut sowie Robi Hurschler die Rotex Helicopter AG gründete. «Wir waren jung, motiviert und hatten eine gemeinsame Vision. Und wir waren definitiv die richtigen Leute beisammen und wollten Verantwortung übernehmen», so der Mitgründer des Unternehmens.

Alles auf eine Karte gesetzt

Auf Partnerschaften haben die damaligen Jungunternehmer verzichtet. Unabhängigkeit war ihnen wichtig. «Wir haben damals alles auf eine Karte gesetzt», erinnert sich Urs Riebli. Dies war auch mit dem Fluggerät nicht anders. Der einsitzige Helikopter vom Typ Kaman K-Max ist weltweit eines der wenigen Fluggerät, welches mehr als sein Eigengewicht abheben und transportieren kann. Weltweit wurden bis heute von diesem Helikoptertyp gerade mal 60 Exemplare gebaut. Drei davon stehen heute bei der Rotex Helicopter AG im Einsatz.

Für Urs Riebli ist dies nach wie vor das ideale Arbeitsgerät für den Transport von schweren Lasten. Dies hauptsächlich dann, wenn gerade in den Bergen oder in städtischen Gebieten der Einsatzort unzugänglich ist. Kam der erste Helikopter vorwiegend im Forst zum Einsatz, sind in den letzten 25 Jahren vermehrt auch Montage- und Demontageflüge hinzugekommen. «Nebst den Arbeiten im ganzen Alpenraum erhalten wir immer wieder Aufträge bis hin zur Nordsee und England», sagt Riebli und ergänzt, dass sie versuchen, «die Arbeiten so speditiv zu erledigen, dass dadurch möglichst wenig Einschränkungen für Dritte entstehen.» Eine gute Planung und Arbeitsvorbereitung ist deshalb das A und O. Dass die Rotex Helicopter AG seit 25 Jahren Bestand hat und es zu einem stattlichen KMU des Kantons Obwalden geschafft hat, erfülle ihn mit Stolz.

Die Helikopter der Rotex AG kommen häufig bei Forstarbeiten zum Einsatz.
Bild: Bild: PD

Deswegen abheben kommt für Urs Riebli nicht in Frage. «Das tun bei uns nur die Helikopter. Als Unternehmen haben wir trotz den nachweislichen Erfolgen die Bodenhaftung nicht verloren und sind bodenständig geblieben.»

Vorreiter in Europa

Seit der Firmengründung beschäftigt sich das Obwaldner Unternehmen mit Aufträgen im Bereich der Spezialholzerei. Dazu gehört unter anderem das Entfernen von noch stehenden Bäumen, welche direkt an einem mit dem Heli verbundenen Seil befestigt und erst dann vom Strunk getrennt und dann weggeflogen werden. «Diese Art von Einsätzen sind in Städten, auf Spielplätzen oder auch entlang von Bahnlinien und Autobahnen gefragt», erzählt Urs Riebli und zeigt dabei auf eine in wenigen Minuten zum Einsatz kommende und von Rotex selber entwickelten Greifzange, nachdem der Helikopter zuvor mit einem zusätzlichen Hydrauliksystem ausgerüstet worden ist.

«Dank diesem System können wir bei Verklausungen eines Bachlaufes oder unzugänglichen Gebieten ganz Bäume ergreifen und ausfliegen, ohne dass sich dabei ein Forstwart oder einer unserer Flughelfer in das Gefahrengebiet begeben muss. Die Greifzange bietet Rotex als einziges Unternehmen in Europa an und kommt regelmässig im In- und Ausland zum Einsatz.», so Urs Riebli.

Seit 2008 auf der Suche nach Heliport

Für Urs Riebli ist das nun ihm gehörende Unternehmen längst zur Lebensaufgabe geworden. «Um den Fortbestand und die Unabhängigkeit der Firma längerfristig zu sichern, sind wir auf einen eigenen Heliport dringend angewiesen.» Seit 2008 sucht der Firmeninhaber deshalb im Kanton Obwalden eine nachhaltige Lösung auch zur Sicherung der Arbeitsplätze. «Seit gut acht Jahren bin ich nun mit dem Kanton Obwalden und der Flugplatzgenossenschaft Kägiswil an einem Projekt und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Das braucht Geld und noch mehr Geduld», so Urs Riebli.

Aufgeben kommt für den Rotex-Chef nicht in Frage, auch wenn ihm im eigenen Kanton von Seiten der Politik oftmals ein klares Bekenntnis für ein europaweit tätiges Unternehmen fehlt. «Dafür habe ich in den letzten 25 Jahren zu viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt.»

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