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Luzern

Ab heute landen die Wertstoffe in Ibach statt in Emmen: Das neue Recyclingcenter öffnet seine Türen

Das neue Recyclingcenter Ibach hat an diesem Montag seine Mulden geöffnet. Die Mitarbeitenden hatten schon ab der ersten Minute alle Hände voll zu tun.
So präsentiert sich das neue Recyclingcenter Ibach am Morgen seiner Eröffnung.
(Bilder: Nadia Schärli (Montag, 24. August 2020))
Andrew aus Luzern mit dem «Zeugs seiner Freundin».
Transportiert mit dem Töffli Gartenmaterial: Andreas Rölli aus Emmenbrücke.
Die Real-Mitarbeiter bereiten sich auf den ersten Arbeitstag am neuen Standort vor.

Simon Mathis

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Ibach, Montagmorgen. Die ersten Autos fahren vor, voll beladen mit Kartons, Möbeln, Gläsern und PET-Flaschen. Es ist der erste Betriebstag des neuen Recyclingcenters Ibach der Real. Die auffällige Holzhalle auf Ebikoner Boden, direkt neben der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage in Ibach, fungiert fortan als regionales Recyclingcenter für Haushalte. Es löst den Ökihof in Emmenbrücke ab, der vergangene Woche geschlossen wurde. Ab 7. September wird auch das Gewerbe hier den Kehricht abgeben können. Dafür wird die bisherige Gewerbe-Sammelstelle an der Reusseggstrasse 4 Ende August aufgelöst. Im neuen Recyclingcenter befindet sich zudem die Garage für die 14 Real-Sammelfahrzeuge.

Kurz nach der Eröffnung um 8.30 Uhr haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits alle Hände voll zu tun. Bald schon reihen sich vor dem Recyclingcenter Auto an Auto. Der Stadtluzerner Andrew etwa hievt eine ganze Wagenladung Karton in die Mulde. «Das ist alles Zeugs meiner Freundin», so der vor Kurzem Umgezogene. «Sie muss heute noch ihr Klavier zügeln, deshalb ist sie entschuldigt», sagt er mit einem Lachen.

Das Recyclingcenter erfindet die Abfallentsorgung nicht neu, vereinfacht den Ablauf jedoch um einiges. Die Kunden fahren durch eine Schranke, wo sie ein Ticket lösen. Auf diesem Ticket werden dann die Gebühren für die kostenpflichtigen Abfälle verbucht. Diese zahlt man dann an einem Ticketautomaten – wie bei einem Parkhaus. Fallen durch den Abfall keine Gebühren an, ist auch die Ausfahrt gratis.

Die vier bis fünf Mitarbeiter weisen den Leuten den Weg – und erinnern sie daran, das Ticket mitzunehmen. Denn dieses bleibt hin und wieder noch im Auto vergessen. Auch die Sprachbarriere führt zuweilen zu Verwirrung. «Wir haben uns darum bemüht, alles möglichst verständlich zu beschildern», sagt Martin Zumstein, Vorsitzender der Real-Geschäftsleitung beim morgendlichen Rundgang. «Aber natürlich stehen unsere Mitarbeiter bei Fragen immer mit Rat und Tat zur Seite.»

Überhaupt sei die Arbeit im Recyclingcenter äusserst vielseitig: «Wir begegnen hier einem Querschnitt der Bevölkerung, durch alle Bildungsschichten, Kulturen und Wertvorstellungen.» Auch der Abfall selbst erzählt viel über die Menschen: quietschbuntes Kinderspielzeug sieht man da etwa, zerlesene Astronomiebücher, eine zerfasernde Fast-Food-Tüte oder ausgebeulte Lederkoffer.

Auch Irene aus Luzern gehört zu jenen, die am Tag Eins auf der Matte stehen. «Ich bin sehr froh, hier die Mitarbeiter vom Ökihof in Emmen wieder zu sehen», sagt sie. «Durch die altbekannten Gesichter fühle ich mich gleich wieder wie daheim.» Sie ist hier, weil sie vergangenen Freitag in Emmen unverhofft vor verschlossenen Ökihof-Türen stand. Der neue Standort störe sie jedoch keineswegs: Abfall sei schliesslich Abfall.

Abgegeben werden die Wertstoffe im «Thekensystem». Anders als in Emmen verteilen die Mitarbeiter den Abfall zurückversetzt hinter der Reihe kleinerer Mulden. Das soll das Gewusel der Rollwägen vermindern. «Das neue Recyclingcenter kann doppelt so viel Wertstoffe umsetzen wie der Ökihof Emmen», sagt Martin Zumstein, Vorsitzender der Real-Geschäftsleitung. Das heisst: 6000 Tonnen pro Jahr – statt den bisherigen 3000 Tonnen in Emmen. Daher rechnet Real auch mit einem doppelt so hohen Besucheraufkommen.

Ein Grossteil der Privatpersonen bringt den Abfall mit dem Auto ins Recyclingcenter. Vor dem Gebäude steht allerdings auch ein Parkplatz für Velos und Motorräder. Tatsächlich findet auch dieser bereits Verwendung: Eine junge Frau bringt einen Abfallsack mit dem Roller – und Andreas Rölli fährt mit einem Töffli vor. «Ich brauche den nur selten, meist bin ich zu Fuss unterwegs», so der Mann aus Emmenbrücke. Die Entsorgung von schwerem Gartenmaterial machte den Ausflug per Töffli jedoch nötig.

«Wir sind gespannt, wie viele Motorräder und Velos bei uns vorfahren werden», sagt Martin Zumstein. Denn das Recyclingcenter sei zwar gut per Velo erschlossen, befinde sich aber nicht direkt im Zentrum.

Das neue Gebäude sei flexibel und modular, erläutert Zumstein. «Wir wissen nicht, wie sich das Recycling in der Zukunft entwickeln wird, welche neuen Ansprüche und Regulierungen auf uns warten.» Deshalb habe man die Halle so hoch gebaut, dass zum Beispiel auch eine Sortieranlage Platz hätte.

In ein paar Jahren wird rund ums Recyclingcenter Ibach eine Grossbaustelle entstehen; der Bund wird hier den Bypass bauen. Das Center selbst soll unangetastet bleiben, sei aber durchaus auch verschiebbar. «Wir können alle Elemente ab- und anderswo wieder aufbauen», so Zumstein. Auf dem Dach befindet sich eine grosse Fotovoltaik-Anlage, das Holz des Recyclingcenters selbst sei zu 100 Prozent recycelbar. Das Holz kommt laut Zumstein fast vollständig aus dem Kanton Luzern.

Neben dem Recyclingcenter steht ein kleinerer Neubau aus Holz, in dem die Administration des Gemeindeverbandes Real untergebracht ist. Dort arbeiten rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Abbrucharbeiten an der Verbrennungsanlage Ibach, die 2015 ausser Betrieb genommen wurde, laufen bereits. Der sichtbare Rückbau beginnt im Oktober.

Hinweis: Geöffnet hat das Recyclingcenter Ibach Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 17.30 Uhr, sowie samstags von 8 bis 12.30 Uhr.

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