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Luzern

9. Adventsfenster: Eine Sinfonie von Geisslen und Trychlen in Kriens

In unserem neunten Adventsfenster zeigen wir den Samichlausumzug in Kriens. Neben den traditionellen Chläusen gaben sich hier auch amerikanische Santas die Ehre.
Ein Schmutzli unterwegs mit dem Spendekässeli.
Ein schöner, traditioneller Samichlaus am Umzug in Kriens.

Am Abend des 8. Dezembers trat ich in Kriens mit gemischten Gefühlen aus dem Bus. Denn hier war ein intensiver Klang zu hören: Das «Chlöpfen» der Geisseln. Zwar ist mir dieser Klang bestens bekannt, als Kind war er mir allerdings eher unangenehm. In Kriens nun wartete ein breiterer Geissel-Klangteppich auf mich, als ich ihn gewohnt war. Umso gespannter war ich darauf, wie meine sensiblen Ohren auf den Krienser Samichlausumzug 2019, organisiert von der Galli-Zunft, reagieren würden.

Schon im Bus herrschte Chlaus-Stimmung. Bevor eine grosse Gruppe Menschen beim Bellpark ausstieg, nuschelte ein Bub besorgt: «Mami, da draussen läuft ein Schmutzli herum, der hat es sicher auf uns abgesehen!» Neben dem Gemeindehaus erblickte ich dann bereits einen kleinen Junge, der mit beachtlicher Durchschlagskraft die Geissel schwang. Auf dem Dorfplatz wurde es noch lauter: Dort chlöpfte eine Erwachsenengruppe, erst im Gleichtakt, dann verzögert, aber immer satt und kräftig, an den Häuserwänden widerhallend.

Ab 17 Uhr herrschte Surround-Sound; die kleinen und grossen Geisslechlöpfer eroberten die Strasse, die für den nahenden Umzug gesperrt worden war. Mittlerweile hatte ich mich klanglich akklimatisiert. Zugegeben: Meine dicken Kopfhörer halfen mir dabei, das Knallkonzert etwas abzudämpfen. Ich nahm mir an den Kleinsten ein Vorbild; denn einige von ihnen waren mit bunten Ohrenschützern unterwegs.

Unterwegs mit Rollerblades und Motorrad

Der Umzug begann mit amerikanischer Note: Vier Santas samt Rudolph kurvten mit leuchtenden Rollerblades über die Strasse, dann näherten sich Trommeln; die Krienser Feldmusik spielte beherzt «Jingle Bells». Ein Schmutzli jagte eine Meute Kinder durch die Strasse, freudiges Gekicher waren zu hören. Die 15 traditionellen Chläuse wurden bei Erscheinen sogleich von Kindern belagert, die ihnen strahlend die Hände schütteln. Hinter dem Chlaus folgten jeweils Kinder mit Trychlen. Natürlich zog es auch erwachsene Trychlergruppen an den Umzug – fünf an der Zahl, unter ihnen auch die Krienser Trychler. Der Klangteppich wurde reichhaltiger. Ganz still, aber nicht weniger schön, kamen die Schulklassen daher, die ihre selbst gemachten Laternen präsentierten. Trotz der Kälte verfolgten Hunderte von Zuschauern das Spektakel, viele von ihnen vom Schmutzli schwarz angemalt und grinsend.

Den Abschluss des abwechslungsreichen Umzugs bildete wiederum ein Santa – und zwar ein besonders exzentrischer. Dieser fuhr nämlich mit einem brummenden Motorrad durch die Gegend, verziert mit denkbar kitschigen Lichterketten. Auf dem Dorfplatz erzählte der Goldene Samichlaus der Galli-Zunft davon, wie sich Chlaus und Schmutzli einst befreundeten. Nach der kurzen Ansprache waren in den Strassen von Kriens schon bald wieder die Knalle der Geisseln zu hören. Vor allem die Kinder bekamen nicht genug vom Chlöpfen; sie zeigten keine Spur von Müdigkeit. Von mir konnte man das hingegen nicht behaupten. Mich zog es noch vor dem Schau-Chlöpfen um 21 Uhr nach Hause. Das nächste Mal aber bin ich dabei. Der Krienser Samichlausumzug vermochte meine Freude am Klang der Geissel zu wecken.

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