Man hat sich bereits daran gewöhnt, dass die Rechnung der Stadt Luzern jedes Jahr um ein Vielfaches besser abschliesst als budgetiert. Auch dass Jahr für Jahr die Rekorde purzeln, ist längst normal. Und doch bleibt man jedes Mal für einen Moment sprachlos angesichts der schwindelerregenden Höhe des Betrags. Jetzt ist die Rechnung 2024 da – mit einem Gewinn, der erstmals die 100-Millionen-Grenze knackt. Konkret beträgt das Plus 124,8 Millionen Franken. «Auch für uns ist diese Zahl fast nicht fassbar», sagt die städtische Finanzdirektorin Franziska Bitzi (Mitte), die einmal mehr hochzufrieden ist mit der Bilanz.
Zur Einordnung: Das Budget 2024 sah ein Plus von gerade mal 6,5 Millionen Franken vor. Das effektive Ergebnis ist also fast zwanzigmal besser.
Der grösste Teil stammt von Firmensteuern
Die Gründe sind auch dieses Mal dieselben wie in den Vorjahren : Die Firmen in der Stadt Luzern zahlen viel mehr Steuern als erwartet. 2024 lagen die Einnahmen aus Firmensteuern 87 Millionen Franken über dem Budget. Und wie in den Vorjahren war es eine Handvoll extrem erfolgreicher Firmen – meist aus dem Pharmabereich –, die für den Geldsegen verantwortlich sind. Die Grundstückgewinnsteuer bescherte der Stadt ebenfalls deutlich mehr Einnahmen als budgetiert.
Bei allem Erfolg – der Stadtrat wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass die Rechnungsergebnisse so stark von den Budgets abweichen. Wieso liegt der Stadtrat mit seinen Finanzprognosen seit Jahren derart daneben? Franziska Bitzi sagt, dass die Entwicklung der Firmensteuern immer mit grosser Unsicherheit behaftet ist – erst recht, wenn wie jetzt der Grossteil der Mehreinnahmen aus Nachsteuern aus Vorjahren besteht. «Das ist weitgehend unkalkulierbar», so Bitzi. Während die Stadt auf der Einnahmenseite nur indirekt Einfluss nehmen kann, so kann sie die Ausgaben mehrheitlich selber steuern. Und dort, so betont Franziska Bitzi, seien die Abweichungen zum Budget extrem gering. «Das ist sehr erfreulich.»
Ebenfalls Grund zur Freude gibt es laut Bitzi bei den Investitionen. Früher hatte die Stadt das Problem, dass sie trotz guter Finanzlage nicht alle geplanten Investitionen umsetzen konnte. Gründe waren beispielsweise blockierte Bauprojekte. Doch nun zeigt die Rechnung 2024: Von den geplanten Bruttoinvestitionen von 96 Millionen Franken konnten über 90 Prozent auch tatsächlich realisiert werden.
Ohne Steuersenkung wäre das Plus noch viel höher
Erstaunlich ist der Rekordabschluss 2024 auch, weil die Stadt gleichzeitig noch die Steuern gesenkt hat, nämlich von 1,7 auf 1,65 Einheiten. Wäre der Steuerfuss 2024 gleich geblieben, wäre der Gewinn noch viel höher ausgefallen.
Für 2025 wurde bereits eine weitere Steuersenkung (1,55 Einheiten) beschlossen . Ob die Steuern 2026 gleich nochmals runtergehen, wird sich zeigen. Wahrscheinlich ist, dass nun entsprechende Forderungen von Bürgerlichen im Parlament kommen werden.
Die Linken haben indessen andere Pläne: Auch die SP findet zwar, dass ein Teil des Gewinns wieder an die Bevölkerung zurückgegeben werden soll - allerdings nicht in Form einer Steuersenkung, sondern als «Volksdividende», die nicht vom Einkommen abhängt. Ausserdem sei jetzt die Gelegenheit, die Buobenmatt-Überbauung zu kaufen, um das Theater zu erweitern. Die Grünen fordern zudem den Bau eines neuen Hallenbads.

Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.