Ein Tag, so wunderschön wie heute: Nationaltrainer Patrick Fischer bringt es genau so auf den Punkt: «Es war ein schöner Tag.» Wahrlich, das war es. Den Schweizern gelingt das perfekte Spiel. Mit einer Balance zwischen Maloche und Magie, Taktik und Kreativität, die im unberechenbaren Hockey selten zu sehen ist. Die Amerikaner (nur ein Spieler in ihrem Kader ist nicht NHL-Profi) sind von der ersten bis zur letzten Sekunde chancenlos und verlieren 0:3.
Wenn nach der bestmöglichen Mannschaftsleistung trotzdem ein Einzelspieler am meisten interessiert (und nicht Leonardo Genoni, der zum besten Spieler gewählt wird) – dann muss es eine aussergewöhnlicher Spielerpersönlichkeit sein: Kevin Fiala (29). Dazu kommt: Er hat bewegende Tage hinter sich.
Seine Los Angeles Kings sind in der ersten Playoff-Runde gescheitert. Tagelang ist die Frage: Wird er erneut für die Schweiz spielen? Er ist bei der letzten WM in Prag zum MVP – also zum wertvollsten Spieler – und zum besten Stürmer gewählt worden. Die Frage, ob Kevin Fiala kommt, interessiert die ganze Hockeywelt: Wenn er nach Hering kommt, wird er einer der brillanteste, charismatischste Spieler der hier domizilierten WM-Gruppe sein.
Mehr Ausstrahlung als Xherdan Shaqiri
Eine Woche dauerte die Ungewissheit. Am Sonntag trifft er in Herning ein. Und ist schon am Montag der überragende Einzelspieler beim 3:0 gegen die USA. Der Dynamo des Offensivspiels – er bereitete das 2:0 von Jonas Siegenthaler vor – mit einer Ausstrahlung stärker als die von Xherdan Shaqiri auf die Offensive beim FC Basel.
Nach dem Spiel sagt Kevin Fiala, was der Grund für die Ungewissheit war: «Meine Frau war wieder schwanger. Wir haben das Kind leider verloren. Ich will da nicht mehr ins Detail gehen.» Patrick Fischer stand mit ihm im Kontakt. Am Samstag war dann klar, dass Kevin Fiala zur WM kommen wird. Seine Frau und seine einjährige Tochter sind mit ihm nach Herning gereist.
Das Interview mit Kevin Fiala und seine traurige Nachricht (Video: SRF)
Wer ist Kevin Fiala? Ein launisches Genie, gereift zum Weltstar und zu einer starken, beeindruckenden Persönlichkeit. 2014 bestreitet er im gleichen Jahr die U-18-, die U-20- und die richtige Weltmeisterschaft. Als weltweit erst dritter Spieler. Mit 16 wechselt er von den ZSC Lions nach Schweden. Sein Talent steht nie zur Debatte und doch muss er einen langen Weg gehen: Er gilt als selbstverliebt, an der Grenze zur Hybris. Als James Dean des Hockeys.
Der ehemalige SCB-Stürmer Andreas Johansson kennt ihn aus seiner Tätigkeit beim schwedischen Erstligisten HV71. Er attestierte ihm bereits im Juniorenalter ein Potenzial «hoch wie der Himmel». Sagte aber auch: «Er muss noch viel lernen. Vor allem mental. Es dauert eine Weile, erwachsen zu werden.»
Sieben Jahre Vertrag im Hollywood des Hockey
Inzwischen hat sich Kevin Fiala in der National Hockey League (NHL), der besten Liga der Welt durchgesetzt und ist zu einer starken Persönlichkeit gereift. Die Los Angeles Kings – sie gelten als Hollywood des Hockeys – haben ihm im Sommer 2022 mit einem Siebenjahresvertrag im Gesamtwert von 55,125 Millionen Dollar brutto verpflichtet.
Von Uzwil nach Hollywood – eine wunderbare Geschichte, die mit einer ganz besonderen Begebenheit begonnen hat. Ivan Bencic und Jan Fiala stürmen Ende der 1990er Jahre für den legendären EHC Uzwil, Stammklub unter anderem von Mathias Seger und des Leuenberger-Clans (Hugo, Sven und Lars Leuenberger). Nach einem durchzogenen Spiel sitzen sie zusammen beim Bier und versprechen sich gegenseitig: «Also, unsere Kinder sollen es einmal im Sport weiterbringen als wir.»
Ihre Kinder haben es wahrlich weitergebracht als die Väter. Sie sind Weltstars in ihrem Sport. Belinda Bencic ist Olympiasiegern im Tennis und Kevin Fiala zählt zu den besten und bestverdienenden Eishockeystürmern der Welt. Aber er hat den Stanley Cup hat er noch nicht gewonnen und Weltmeister (was in etwa dem Olympiasieg von Belinda Bencic entsprechen würde…) ist er auch noch nicht.
2018 verpasst er in der Finalverlängerung gegen Schweden eine goldene Chance. Hätte er sie verwertet, wäre er mit der Schweiz Weltmeister geworden. Auch vor einem Jahr in Prag hat es im Final gegen Tschechien (0:2) noch nicht gereicht. Aber was nicht ist, kann noch werden. Warum nicht 2025 in Stockholm?
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