Je schlechter es läuft, desto grösser wird ihr Einfluss. Die Rede ist von den beiden Coaches des Schweizer WM-Teams. Und weil der Turnierstart mit vier Niederlagen in sechs Partien die Equipe um Skip Sven Michel früh an den Rand des Scheiterns gedrängt hat, ist ihre Präsenz in Basel umso wichtiger. Robert Hürlimann, der Michel als Teamcoach bereits seit vier Jahren betreut, und Nationaltrainer Andreas Schwaller versuchen, ihre Erfahrung gewinnbringend einfliessen zu lassen. Beide wüssten, wie es geht. Schwaller feierte 2006 in Basel den Europameistertitel, Hürlimann gewann an den Olympischen Spielen 1992 in Albertville den Demonstrationswettbewerb.
Und das Duo, das gemeinsam die Taktik für jedes Spiel vorgibt und während der Partie in der Pause und bei einem Time-out direkt Einfluss nehmen kann, harmoniert hervorragend. Nicht nur, weil sie beide Solothurner sind und sich seit 30 Jahren kennen. Als Spieler standen sich Hürlimann und Schwaller mit ihren Teams zumeist gegenüber, als Coaches arbeiten sie perfekt zusammen. Wobei Andreas Schwaller betont: «Es gibt keine Hierarchie. Meine Rolle ist es, den Team- coach zu ergänzen. Ich musste als Natitrainer noch nie gegen einen Coach entscheiden. Mit Robert bin ich praktisch immer gleicher Meinung. Oder wir sind beide ratlos...»
Helfen, zu vergessen
Einig sind sich die Solothurner Taktgeber über ihre Rolle, wenn es auf dem Eis harzt. «Wir helfen dem Team, zu vergessen», sagt Hürlimann. «Wir bringen die Spieler dazu, vorwärts zu schauen und nicht zu jammern», sagt Schwaller. In Basel ist diesbezüglich Qualitätsarbeit gefragt. Die vier Niederlagen hinterliessen tiefe Kerben, denn ein kurzer Moment entschied jeweils gegen die Schweiz. Zumeist war es ein einziges End, welches das Team Adelboden aus der Spur warf. Gegen Japan und Finnland kassierte man je ein Viererhaus. Kein alltägliches Vorkommnis, jedoch mit der mentalen Wirkung einer Dampfwalze. «Die Spieler leiden extrem», ist dem 45-jährigen Schwaller aufgefallen. Und sein drei Jahre älterer Mitstreiter Hürlimann sagt: «Die anfängliche Überzeugung ist einer spürbaren Verunsicherung gewichen.»
So kommt es, dass am Dienstagmorgen nach der erneuten Pleite gegen die USA bereits bilanziert werden musste: Ab sofort zählen nur noch Siege! Gegen Schottland, Dänemark, Russland, Norwegen und Kanada ist Verlieren für Sven Michel und Co. verboten.
Mit Leib und Seele dabei
Teil 1 der Schweizer Aufholjagd mit dem Rücken zur Wand gelingt am . Gegen den zweifachen Vizeweltmeister Schottland entwickelt sich die nächste ganz enge Kiste. Das Spiel wird erst im Zusatzend entschieden. Die Schweiz nutzt den Vorteil des letzten Steins, Michel spielt ihn zentimetergenau ins Haus. Auf der Trainertribüne ist die Erleichterung gross. Die Anspannung in den Gesichtern von Hürlimann und Schwaller bleibt dennoch sichtbar. Denn gewonnen ist noch nichts. Es ist nur noch nicht verloren. «Hoffen wir, dass dieser Sieg den nötigen Mumm gibt», sagt Robert Hürlimann. An ihm wird es nicht scheitern, denn auch Skip Sven Michel stellt fest: «Robert sorgt dafür, dass es uns gut geht. Er ist mit Leib und Seele dabei.»
Aufruhr um neues Hightech-Material: Auf zum munteren Besentausch
er Curling-Sport ist in Aufruhr. Mit neuartigen Hightech-Besen lässt sich die Richtung der Steine beeinflussen und man bringt diese sogar zum Curlen. Der Ärger der Spitzenspieler ist gross: «Es ist höchste Zeit, dass wieder gelungene Steine ein Spiel entscheiden und nicht die Besen», sagt der Schweizer Skip Sven Michel. Coach Robert Hürlimann hält fest: «Das Spiel wird verfälscht.» Er fordert die Einführung von Einheitsbesen und ein Verbot des Hightech-Materials. Vorerst hat der Curlingverband die Anzahl Besen pro Spiel auf vier limitiert. Weil sich das Material im Verlauf einer Partie schnell abnutzt, müssen die Teams ihr Werkzeug haushälterisch einsetzen. Als Folge davon sieht man ein neues Phänomen: Die Spieler tauschen ihre Besen ständig untereinander aus.
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