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Snowboard

Zum Ende wurde er greifbar

Shaun White verpasst in seinem letzten Wettkampf eine Olympia-Medaille knapp. Der US-Snowboarder springt in der Halfpipe auf Platz 4 und wird bei seinem Abschied von den Emotionen übermannt.
Shaun White verabschiedet sich nach dem Wettkampf in Peking
Bild: KEYSTONE/EPA/DAN HIMBRECHTS

Noch einmal hatte Shaun White, der dreifache Olympiasieger, an einer Medaille geschnuppert. Doch der letzte Versuch misslang. Seinen letzten Sprung stand er nicht. Der 4. Rang stand für die neue Realität. Whites Zeit als Nummer 1 ist abgelaufen, das Abschneiden als 35-Jähriger im hochklassigen Feld aber sehr beachtlich.

Jahrelang schien White in der Halfpipe nichts aus der Balance zu bringen. Erst zum Schluss wurde der Überflieger irdisch. Das Bild des weinenden White im Zielraum sprach Bände. Scherrer umarmte ihn und klopfte im tröstend auf die Schulter. "Ich bin nicht traurig wegen des Resultats", betonte White. "Es war einfach super emotional."

White prägte die Szene wie kein Anderer. Das einstige Wunderkind aus Kalifornien gewann 2006, 2010 und 2018 Olympiagold. Wegen seiner Überlegenheit, aber auch seines sportlichen Alleingangs und extravaganten Lebensstils war White für die Mitstreiter lange nicht greifbar. "Er sprang auf einem anderen Level und war auf einem eigenen Planeten. Er war unantastbar", sagte Scherrer.

Erst zum Ende seiner Laufbahn wurde White zugänglich. In China logierte er im gleichen Hotel wie die Konkurrenz, man ass und sass zusammen. "Es hat etwas Schönes. Shaun kommt einem heute sehr dankbar vor. Er sieht sich nicht mehr als etwas Besseres, sondern als Teil der Szene. Er integriert sich jetzt viel mehr", stellte Scherrer fest.

35 Jahre alt musste der Kalifornier dazu werden. Über Jahre bewegte sich der seit dem Kindesalter gehypte Star in seinem eigenen Universum, mit Bodyguards, Privatteam und einer eigenen Pipe irgendwo abgelegen, wo niemand ausser er mit seinem Privathelikopter Zugang hatte. Dank seinem riesigen Luftkissen zum Einüben seiner neuen Tricks war er der Konkurrenz anfangs weit voraus. Seine Gegner hatten diese Möglichkeit damals noch nicht.

White war der Erste, der sich richtig pushte. Aus seiner Kindheit kursieren Videos, auf denen er mit und ohne Snowboard Tricks vollführt, er über Schanzen und von Dächern springt, wie eine Katze, die immer auf den Beinen landet. Der verrückte Junge mit den roten Haaren und den Sommersprossen im Gesicht.

Als White 2006 seine erste von drei Goldmedaillen an Winterspielen gewann, steckte vieles in der Sportart noch in den Kinderschuhen. Whites Vorgänger hiessen Gian Simmen und Ross Powers. Die Freestyler waren damals noch keine Hochleistungssportler, sondern... Freestyler. Die Eingliederung in den Weltcup und ins olympische Programm war für viele ein No-Go. 2014 war Iouri Podladtchikov in Sotschi der Erste, der White an Olympischen Spielen bezwang. (sda)

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