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Fussball

Wieso Pia Sundhage ihr Prinzip über den Haufen werfen muss und Verteidigerinnen ohne Spielpraxis einsetzt

Startplatz ohne Spielpraxis? Eigentlich unvorstellbar für Nati-Trainerin Pia Sundhage. Doch an manchen Orten ist es nicht vermeidbar, Spielerinnen aufzustellen, die in ihrem Klub wenig bis keine Einsatzzeit erhalten.

Die Devise von Natitrainerin Pia Sundhage ist klar. Je mehr Einsatzzeit im Klub, desto wahrscheinlicher ist ein Nati-Aufgebot. Wer nicht oder nur wenig spielt, muss während der Länderspielpause daheimbleiben.

Nadine Riesen erfuhr das beispielsweise erst kürzlich am eigenen Leib. Weil sie bei Eintracht Frankfurt nur noch eine kleine Rolle spielte, verpasste sie den Nations-League-Zusammenzug im April. Als sie im Folgemonat wieder mehr spielte, stand sie Ende Mai prompt im Kader. Gleiches gilt bei Alisha Lehmann. Bei Juventus Turin kam sie nur selten zum Einsatz – Sundhage bot sie erst dann auf, als andere sich verletzten.

Luana Bühler, vorne, und Nadine Riesen. Beide hatten es bei ihren Klubs zuletzt nicht einfach.
Bild: Urs Lindt/Freshfocus

Ausnahmen bestätigen die Regel

Doch auch wenn die Nati-Trainerin gerne konsequent wäre, kann sie ihr Prinzip nicht überall durchziehen. Dafür fehlen ihr die Spielerinnen. So macht die Schwedin bei Captain Lia Wälti, die nach einer Verletzung keine grosse Rolle mehr bei ihrem Klub Arsenal spielte, immer eine Ausnahme.

«Eine Lia, die nicht bei 100 Prozent ist, ist besser als keine Lia», hiess es. Und so dürfte die Mittelfeldspielerin, die noch immer nicht voll und ganz fit ist, so oder so im EM-Kader stehen. Ähnlich sieht es in der Abwehr aus. Luana Bühler und Viola Calligaris sind als Verteidigerinnen in der Nati eigentlich gesetzt. Doch im Klub hüteten sie die Bank zuletzt mehr, als sie auf dem Platz standen.

Sundhages Unzufriedenheit über die Situation zeigte sich im April. Die Trainerin bot die in der Schweiz unbekannte Laia Ballesté auf. Bei ihrem Klub RCD Espanyol spielt die Spanierin mit Schweizer Mutter beinahe jede Minute. Die perfekte Lösung müsste man meinen. Doch als sie gegen Island zum Zug kam, war sie schwach, trug Mitschuld an einem Gegentor und konnte nicht zeigen, was sie eigentlich können würde.

So wird sich Sundhage an der EM mit Verteidigerinnen zufriedengeben müssen, die nur wenig Praxis mitbringen. Immerhin ziehen Noelle Maritz und Julia Stierli die Bilanz etwas nach oben, die bei ihren Klubs Aston Villa beziehungsweise SC Freiburg nur selten nicht von Beginn an spielen.

Kein Grund zur Panik

Spielte im Klub zwar selten, trainiert nun dafür umso mehr: Viola Calligaris.
Bild: Urs Flueeler/Keystone

Die betroffenen Spielerinnen selbst scheinen nicht allzu besorgt zu sein. So sagt Viola Calligaris beispielsweise: «Ich habe seit Januar nicht viel gespielt, davor aber schon. Genau wie ich auch in der Nati stets gespielt habe. Ich habe keine Angst, keine Spielpraxis zu haben.» Man könne nicht immer spielen, so sei der Fussball. Zudem habe sie noch eine kleine Verletzung gehabt.

Auch Calligaris’ Abwehrkollegin Luana Bühler gibt sich optimistisch: «Wenn ich gespielt habe, konnte ich Selbstbewusstsein tanken. Denn ich konnte zeigen, dass ich auch ohne viel Spielpraxis sehr gute Leistungen erbringe.»

«Wir haben diese Woche viel trainiert. Es ist klar, dass man nochmals mehr gibt, um eine allfällige Lücke zu schliessen», schliesst Calligaris ab. Auch bei Juventus werde sie alles geben, um in der Startelf zu stehen, aber nun gelte der volle Fokus der EM.

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