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Tennis

Wie Jannik Sinner während seiner Dopingsperre zum Muskelprotz und Favoriten bei den French Open wurde

Einst schmächtig und von Krämpfen geplagt, kehrt Jannik Sinner mit mehr Muskelmasse aus seiner Dopingsperre zurück. Nun fordert er bei den French Open in Paris Titelverteidiger Carlos Alcaraz heraus.
Jannik Sinner hat merklich an Muskelmasse gewonnen.
Bild: Fabio Frustaci / EPA

Als er Anfang Mai nach dreimonatiger Dopingsperre in Rom zurückkehrte, versuchte Jannik Sinner sein Möglichstes, die Erwartungen zu dämpfen. Er wisse nicht, wo er stehe. Es gehe darum, Matchpraxis zu sammeln. Bald schon war klar: Das war Tiefstapelei. Der Italiener ist, was er davor schon gewesen war und geblieben ist: Die aktuelle Nummer 1 des Männertennis.

Auch die Finalniederlage in Rom gegen Carlos Alcaraz ändert an dieser Erkenntnis nichts. Neben dem Titelverteidiger aus Spanien ist Sinner bei den am Sonntag beginnenden French Open im ersten Jahr nach dem Rücktritt des einstigen Sandkönigs Rafael Nadal (14 Titel in Paris) Favorit.

Sinner hat seine dreimonatige Zwangspause optimal genutzt.
Bild: AP

Krämpfe und schlechte Marathon-Bilanz

Und zwar auch deshalb, weil der dreifache Grand-Slam-Sieger während seiner Sperre nicht untätig geblieben ist, im Gegenteil. Sinner hat massiv an Muskelmasse zugelegt – an den Beinen, Armen und am Gesäss. Denn der fragile, wenig austrainierte Körper war bisher seine Achillesferse.

Anfang Jahr plagten Sinner auf dem Weg zum Sieg bei den Australian Open Krämpfe. Seine Bilanz in Fünfsätzern: 6:9. Bisher nur einmal hat er einen Kontrahenten aus den Top Ten in fünf Sätzen bezwingen können. Zum Vergleich: Rivale Carlos Alcaraz hat 12 seiner 13 Fünfsätzer gewonnen.

Mitte Mai traf Jannik Sinner den neuen Papst Leo XIV.
Bild: AP Vatican Media

Sinner: Erst ein Titel auf Sand

Im Vorjahr verspielte der Südtiroler im Halbfinal der French Open eine 2:1-Satzführung gegen Alcaraz. Deshalb war die Losung für die Zwangspause klar: Muskeln aufbauen, um dem Spanier künftig auch auf Sand die Stirn bieten zu können. Seine Transformation ist eindrücklich. In Rom wirkte Sinner wie eine Fleisch gewordene Marmorstatue aus dem Foro Italico.

17 von 19 Turniersiegen gelangen Sinner auf Hartplatz, einer auf Rasen und nur einer auf Sand. Obschon er auch auf dieser Unterlage auch bisher zu den Besten gehörte, gestaltet sich das Spiel auf Sand weitaus komplexer, namentlich: längere Ballwechsel, Richtungswechsel und Rutschphasen. Die Folge: Eine stärkere Belastung der Fussgelenke und der Adduktoren.

Im vergangenen Jahr verspielte Sinner in Paris eine 2:1-Satzführung.
Bild: Thibault Camus / AP

Alcaraz und Sinner wie Federer und Nadal

Sinner reiste spät nach Paris, wo er am Donnerstag erstmals trainierte und wo ihn in der ersten Runde bereits eine erste echter Härtetest erwartet. Mit Arthur Rinderknech (29, ATP 72) ist sein Gegner ein Einheimischer. Zwar hat Sinner zwei der bisher drei Duelle gewonnen, beide auf Hartbelag, vor vier Jahren aber verloren – und zwar ausgerechnet auf einem Sandplatz.

Bei den letzten fünf Grand-Slam-Turnieren seit Anfang 2024 teilten Jannik Sinner, 23, und Carlos Alcaraz, 22, die Siege jeweils unter sich auf. Drei Mal gewann der Italiener, zwei Mal der Spanier. In Paris bilden sie zudem das jüngste Duo an der Spitze der Setzliste eines Grand-Slam-Turniers seit den US Open 2006 mit Roger Federer und Rafael Nadal (damals 25 und 20).

Sinner und Alcaraz dominieren das Männertennis.
Bild: AP

Erster Final bei Grand-Slam-Turnier?

Mit Aussenseiterchen in Paris spielen Madrid-Sieger Casper Ruud (ATP 7), der zweifache French-Open-Finalist (2022 und 2023), der dreifache Sieger Novak Djokovic (38, ATP 6), der seit anderthalb Jahren kein Turnier mehr gewonnen hat, sowie Vorjahresfinalist Alexander Zverev (28, ATP 3).

Die Favoriten aber heissen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. In Rom trafen sie bereits zum 12. Mal aufeinander, als Alcaraz die 26 Spiele andauernde Siegesserie Sinners beendete. Nach zuletzt vier Siegen in Serie führt der Spanier im Direktvergleich mit 7:4. Wie er auch überall sonst (noch) die Nase vorne hat: 4:3 Grand-Slam-Titel, 3:1 auf Sand, 2:1 in Finals.

Nur etwas gab es bisher noch nie: Ein Finalduell bei einem Grand-Slam-Turnier. Gut möglich, dass es in zwei Wochen erstmals so weit ist. Und Jannik Sinner und Carlos Alcaraz um die Coupe des Mousquetaires spielen.

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