Eishockey, Eishockey und noch einmal Eishockey. Momentan gibt es im Leben von Alain und Pascal Berger nur ein Thema. Selbst dann, wenn Stock und Schlittschuh schon längst in der Ecke stehen und Erholung angesagt ist: «Es ist schon ein wenig extrem im Moment. Aber auf der anderen Seite sind die Playoffs die schönste Eishockey-Jahreszeit», erzählt Alain Berger lachend.
Während der jüngere der beiden Berger-Brüder in den Reihen des SC Bern oft ein Lächeln auf den Lippen trägt, blickt der ältere immer ein wenig nachdenklicher in die Weltgeschichte. Alain (25) hat seinen Vertrag bei den Mutzen im vergangenen November gleich um vier Jahre verlängert. Bruder Pascal (27) hingegen verlor mangels Angebot der Berner im Herbst die Geduld und unterschrieb bei den SCL Tigers.
Dabei ist gerade der ältere Berger schon fast eine Institution beim SCB. In der Halbfinalserie gegen den HC Davos bestritt er bereits sein 500. Meisterschaftsspiel im Dress der Berner. Nun verbleiben noch minimal deren vier, maximal deren sieben Gelegenheiten. «Dass wir wohl für längere Zeit das letzte Mal zusammenspielen, ist natürlich speziell», sagt Pascal Berger und fügt schon fast ein wenig wehmütig an: «Ich habe immer gesagt, dass ich in Bern einen schönen Abschluss erleben möchte.»
Die ganz spezielle Mission
Es scheint in der Tat fast so, als ob die beiden Bergers auf einer ganz speziellen Mission sind. Zusammen mit Gian-Andrea Randegger bilden sie den – auf dem Papier – vierten Sturm. Und überzeugten sowohl beim sensationellen Sturmlauf gegen Qualifikationssieger ZSC Lions im Viertelfinal als auch im Halbfinal gegen Titelverteidiger HC Davos. «Das Pensum, welches diese drei Spieler abspulen, ist unglaublich. Ich kann sie ohne Bedenken gegen alle gegnerischen Linien laufen lassen. Es ist sogar so, dass diese Formation die anderen drei Sturmlinien mit ihrer Energie förmlich mitzureissen vermag», lobt SCB-Headcoach Lars Leuenberger sein Trio, welches bisweilen schier Berge zu versetzen vermag, in den höchsten Tönen.
Es gehört zu den Charaktereigenschaften der Berger-Brüder, dass sie sich und ihre eigenen Errungenschaften nur ungern in den Vordergrund rücken. Im Gegenteil. «Auch alle anderen Spieler geben alles für dieses Team. Das gibt einem selber noch einmal einen Kick», gibt sich Alain bescheiden. Immerhin: Bei Pascal ist ein wenig Trotz herauszuhören, wenn man die starken Leistungen während der Playoffs plötzlich in den Fokus rückt: «Wir akzeptieren unsere Rolle und versuchen das umzusetzen, was der Trainer von uns verlangt. Das machen wir momentan sehr gut. Vielleicht werden wir auch ein wenig unterschätzt. Wir haben alle unsere Qualitäten.»
Hand in Hand Richtung Titel?
Die beiden Burgdorfer, die zwar nicht zusammen wohnen, aber auch in der Freizeit viel zusammen unternehmen, geniessen den unerwartet grossartigen Lauf der Dinge in vollen Zügen. Umso mehr, als sie ihn quasi Hand in Hand auf dem Eis mitgestalten dürfen. «Es ist natürlich cool. Wie viele Spieler dürfen mit ihrem eigenen Bruder in derselben Linie zusammenspielen? Wir verstehen uns sowohl auf als auch neben dem Eis extrem gut», sagt Alain – und betont immer wieder, dass da auch Gian-Andrea Randegger dazu gehört. «Es ist sicher ein Vorteil, dass wir uns sehr gut kennen und verstehen», unterstreicht auch Pascal.
Für die beiden Bergers ist klar, dass die Reise für den SC Bern noch lange nicht zu Ende ist. «Wir sind stolz auf das, was wir bisher erreicht haben. Aber wir wollen mehr», sagt Alain. Und Pascal bestätigt: «Wir wollen noch eine Stufe höher.»
Will heissen: Der Meisterpokal soll in dieser Saison in Bern bleiben. Ein Gedanke, der noch vor ein paar Wochen, als die Mannschaft nur schon um die Playoff-Qualifikation zittern musste, völlig abwegig schien. «Man darf den Glauben an sich und das Team nie verlieren. Alle haben einen Schritt vorwärts gemacht», versucht Alain die Wende zum Guten in Worte zu fassen. «Wir haben schon während der Saison immer alles gegeben und alles versucht. Aber erst jetzt, wo es läuft, sieht man, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt.»
Für Pascal Berger war immer klar, wie viel in dieser Mannschaft stecken würde, wenn sie mal in die Gänge kommt: «Wir haben immer an uns geglaubt. Nun sind wir zum richtigen Zeitpunkt erwacht und haben auch das Glück auf unsere Seite gezwungen.» Jetzt soll auch der HC Lugano die geballte Kraft und Energie des «SC Berger» zu spüren bekommen.
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