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Ski alpin

Wendy Holdener - und wer sonst?

Wendy Holdener ist die konstanteste und erfolgreichste Schweizer Fahrerin. In Sölden muss die 26-Jährige mehr über ihren noch fehlenden Slalomsieg als über den Saisonauftakt im Riesenslalom sprechen.
Bereit für die neue Skisaison: Wendy Holdener in Sölden
Bild: KEYSTONE/EPA/CHRISTIAN BRUNA

Nein, Verzweiflung, dass sie in ihrer Paradedisziplin noch ohne Triumph dastehe und es eine dominierende Konkurrentin wie Mikaela Shiffrin gebe, sei es "noch nicht", sagt Wendy Holdener. Genau 22 Mal stand sie in ihrer Karriere nach einem Weltcup-Slalom auf dem Podest und musste sie einer Konkurrentin - zumeist eben Shiffrin - zum Sieg gratulieren. Wenn sie sehe, dass die anderen Fahrerinnen einfach besser gewesen seien, "dann kann ich damit leben".

Von den vielen Rennen zwischen den Kippstangen, die die Schwyzerin nicht gewinnen konnte, "taten mir letztlich nur wenige wirklich weh". Ein solches Rennen sei beispielsweise der Slalom beim Weltcup-Finale im März in Andorra gewesen. "Dort habe ich kurz vor dem Ziel ein bisschen Tempo weggenommen." Die Folge: Shiffrin - wer denn sonst? - siegte mit sieben Hundertsteln Vorsprung vor Holdener.

Die Schwyzerin verweist in Sölden spasseshalber auf den Rücktritt von Marcel Hirscher, dem Überflieger bei den Männern, und darauf, "dass ich einfach länger fahren muss als Shiffrin. Dann ist mir aber in den Sinn gekommen, dass sie zwei Jahre jünger ist als ich". Das mit dem Aussitzen sei deshalb vielleicht doch nicht der richtige Plan. Ernsthaft spricht die siebenfache Olympia- und WM-Medaillengewinnerin dann aber davon, "die Herausforderung anzunehmen. Ich will in dieser Saison mehr mit dem Ziel zu gewinnen im Slalom am Start stehen." Sie nimmt sich vor, "schnell zu sein und für schöne Sportmomente zu sorgen. Das ist es, was mich antreibt".

Die Ungewissheit vor Sölden

Mit nicht geringen Ambitionen wird Holdener auch zu den Riesenslaloms starten. In dieser Disziplin hängen die Trauben für die dreifache Weltcupsiegerin allerdings höher als im Slalom. Eine bestimmte Rangierung, welche sie mindestens erreichen muss, um zufrieden zu sein, hat sie sich für den Saisonauftakt auf dem Gletscher nicht vorgenommen. Zufrieden sei sie dann, "wenn ich von ganz oben bis unten Vollgas gegeben und das Beste erreicht habe". Im Idealfall reiche das dann, "um möglichst weit vorne dabei zu sein", hofft Holdener.

Sölden sei immer speziell, sagt die Schweizerin, die in den vergangenen zwei Saisons mit jeweils über 1000 gewonnenen Punkten im Gesamtweltcup Zweite und Dritte wurde. Nach den vielen Monaten Training "kommen die Spannung und der Druck zurück. Man weiss nicht, wo man steht". Teamintern sei sie nicht die Gejagte gewesen, "mit den Bestzeiten haben wir uns abgewechselt", so die Innerschweizerin. Ob das ein gutes Zeichen ist, bleibt bis am Samstagnachmittag und nach dem zweiten Lauf auf dem Rettenbach-Gletscher offen.

Während sich die Schweizer Männer im letzten Winter gerade im Riesenslalom deutlich verbessert präsentierten, war Holdener im Team der Frauen meist alleine auf weiter Flur. Im vergangenen Weltcup-Winter gelang es ihr als einziger Swiss-Ski-Riesenslalomfahrerin, in die Top 10 vorzustossen.

Nicht Hundertstel oder Zehntel, sondern jeweils zweieinhalb und mehr Sekunden fehlten hingegen Lara Gut-Behrami zur Spitze. Die ehemalige Gesamtweltcupsiegerin, die im Riesenslalom immerhin vier Siege und acht weitere Podestplätze vorzuweisen hat, vermochte sich in der Saison 2018/19 genau einmal in den Top 15 zu klassieren - als 14. beim Gletscher-Auftakt in Sölden. Zweimal verpasste Gut-Behrami gar die Qualifikation für den zweiten Lauf.

Weitere Fortschritte erhofft sich Beat Tschuor in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer auch von Andrea Ellenberger. Die 26-jährige Nidwaldnerin, welche ab 2016 keinem Swiss-Ski-Kader mehr angehört hatte, war im WM-Riesenslalom in Are als Zehnte beste Schweizerin.

Im Kampf um den Sieg stehen andere Fahrerinnen im Mittelpunkt. Zuerst natürlich Mikaela Shiffrin. Fünf ihrer 17 Saisonsiege feierte die Amerikanerin im Riesenslalom, was zum erstmaligen Gewinn der kleinen Kristallkugel ausreichte. Als härteste Konkurrentin auch in dieser Disziplin erwies sich Petra Vlhova. Die Slowakin gewann im Weltcup drei Riesenslaloms und zudem WM-Gold in Are. Je einmal triumphierten Tessa Worley und Federica Brignone. Mehrmals ganz nahe dran war auch die WM-Zweite Viktoria Rebensburg. (sda)

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