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Flandern-Rundfahrt

Weltmeister Tadej Pogacar landet einen Paukenschlag vor Königin der Klassiker – Stefan Küng wird Siebter

Sein grosses Ziel ist der erste Triumph bei Paris–Roubaix am folgenden Wochenende. Mit seinem zweiten Sieg bei der Flandern-Rundfahrt hat Tadej Pogacar seine Ambitionen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Tadej Pogacar gewinnt zum zweiten Mal die Flandern-Rundfahrt.
Bild: Olivier Matthys / EPA

Am Ende konnte Tadej Pogacar es kaum glauben, als er auf der langen Zielgeraden und nach einer 18 Kilometer langen Solofahrt doch einmal einen Blick nach hinten wagte. Zu sehen war: nichts. Kein Mathieu van der Poel, kein Mads Pedersen, auch kein Wout van Aert, die sich davor kaum hatten abschütteln lassen. Mit über einer Minute Vorsprung erreichte Pogacar das Ziel der 109. Flandern-Rundfahrt und feierte den zweiten Sieg nach 2023.

Der 26-Jährige nahm damit auch erfolgreich Revanche am Niederländer Mathieu van der Poel, der vor drei Wochen seinen ersten Sieg bei Mailand–Sanremo verhindert hatte. Mit einem vierten Erfolg nach 2020, 2022 und 2024 hätte sich van der Poel zum alleinigen Rekordsieger der «Ronde van «Vlaanderen» machen können. Nun teilt er sich dieses Prädikat weiterhin mit sechs anderen Fahrern, darunter dem Schweizer Fabian Cancellara.

Mads Pedersen gewinnt den Sprint um Platz zwei vor Mathieu van der Poel und Wout van Aert.
Bild: Olivier Matthys / EPA

Pogacars Attacke am Kwaremont

Seine letzte und entscheidende Attacke beim 269 Kilometer langen Rennen im Norden Belgiens setzte Pogacar rund 18 Kilometer vor dem Ziel bei der dritten und letzten Passage des gepflasterten Anstiegs zum Oude Kwaremont. Am Ende des 2,2 Kilometer langen Abschnitts mit bis zu elf Prozent Steigung hatte er zwölf Sekunden Vorsprung herausgefahren.

Nach vier Siegen in Folge bei der Lombardei-Rundfahrt und nun je zwei Siegen bei Lüttich–Bastogne–Lüttich und der Flandern-Rundfahrt steht Pogacar nun bei acht Siegen bei einem der fünf Monumente des Radsports – einer mehr als van der Poel und mehr als jeder andere aktive Fahrer.

Start bei Paris–Roubaix als Rarität

«Ich könnte nicht stolzer auf das Team sein, so wie wir heute gefahren sind. Ich bin so glücklich, in diesem Trikot zu gewinnen. Das Ziel war der Sieg, aber am Ende ist es schwer, das alles zu realisieren», sagte Pogacar. Sein Schweizer Teamchef Mauro Gianetti schwärmte: «Einmal mehr hat Tadej eine unglaubliche Leistung abgeliefert. Er hat einige Male attackiert. Es war ein wichtiger Sieg und eine grossartige Show für den Radsport.»

Pogacars Sieg ist ein echter Paukenschlag im Hinblick auf das kommende Wochenende, wenn er erstmals bei Paris–Roubaix an den Start geht. Es ist eine Rarität. Letztmals hatte mit dem Franzosen Bernard Hinault 1981 ein aktueller Tour-de-France-Sieger bei der Königin der Klassiker gewonnen.

Dass er sich auch auf Pflastersteinen wohlfühlt, hat Pogacar bei Etappen der Tour de France schon unter Beweis gestellt.
Bild: Bernard Papon / AP Pool L’Equipe

Neben Mailand–Sanremo ist es das einzige der fünf Monumente des Radsports, das Tadej Pogacar bislang noch nicht gewonnen hat. Und das einzige, bei dem er – abgesehen von zwei Teilnahmen 2015 und 2016 bei den Junioren mit den Rängen 30 und 13 – noch gar nie angetreten ist.

Paris–Roubaix führt über 259,2 Kilometer, 55 davon über 20 Sektoren verteilt über Kopfsteinpflaster, was bei Nässe zum Härtetest für Material und Moral wird. Gefordert sind Ausdauer, Tempohärte und Fahrtechnik.

Auf den Leib geschneidert ist die Strecke eher kräftigen Fahrern wie dem zweifachen Sieger Mathieu van der Poel oder Jasper Philippsen, der zuletzt zweimal Zweiter wurde. Sie bringen beide 75 Kilogramm auf die Waage und damit rund zehn Kilogramm mehr als Pogacar. Auch die Topografie spielt dem Slowenen nicht in die Karten. Insgesamt sind nur rund 1200 Höhenmeter zu bewältigen. Abschnitte – wie der Oude Kwaremont –, auf denen er seine Explosivität in Steigungen ausspielen könnte, fehlen.

Stefan Küng mit starkem Auftritt

Pogacar sagt: «Es ist ein komplett anderes Rennen, aber ich nehme diese Herausforderung an. Mit der Form, in der ich mich derzeit befinde, sollte ich es probieren.» Bis vor wenigen Wochen hatte sein Team Emirates UAE versucht, Pogacar von seinem Vorhaben abzubringen. Zu gross ist die Gefahr eines Sturzes kurz vor dem Start der Tour de France (ab 5. Juli).

Bei Paris–Roubaix ist die Strecke topografisch weniger selektiv, was das Feld der Anwärter auf den Sieg, neben Pogacar und van der Poel, grösser macht. Zu ihnen gehört auch der Schweizer Stefan Küng, der in der «Hölle des Nordens» schon zweimal Fünfter und einmal Dritter geworden war.

Bei der Flandern-Rundfahrt zeigte der 31-Jährige ein aktives Rennen. Rund 110 Kilometer vor dem Ziel schloss er zu einer achtköpfigen Spitzengruppe auf. Zwar konnte er im Final nicht mit den Besten mithalten, klassierte sich aber im starken siebten Rang, 1:53 Minuten hinter Tadej Pogacar.

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