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Fussball

Christian Constantins toxische Mixtur: Darum muss der FC Sion in die Barrage 

Aufsteiger Winterthur schafft trotz einer 1:2-Niederlage den Klassenerhalt, was Trainer Bruno Berner als Wunder bezeichnet. Sion indes muss nachsitzen und gegen Lausanne-Ouchy um den Verbleib in der Super League spielen.
Konsternation bei den Sion-Spielern Gaëtan Karlen und Luca Zuffi.
Bild: Bild: Freshfocus / Carsten Harz

Bruno Berner ist schon vor dem Spiel klar, dass nach den Deutschen 1954 auch sein FC Winterthur ein «Wunder von Bern» braucht, um die Barrage zu umdribbeln, sollte Sion in St. Gallen gewinnen. Denn vor der letzten Runde liegen die Zürcher nur einen Punkt vor den Wallisern. Also hofft Winterthurs Trainer nicht nur auf Hilfe von oben, sondern auch aus dem Osten.

Nachbarschaftshilfe ist das Wort, das Berner vor dem Anpfiff wählt. Aber Berner wäre nicht Berner, wenn er sich vom Druck des letzten Spieltags verrückt machen lassen würde. Er spricht nicht von Existenzkampf, von Sein oder Nichtsein wie andere Trainer in einer ähnlichen Situation. Stattdessen lässt er vor dem Auftritt beim Meister Stolz und Begeisterung darüber durchschimmern, weil es für den Aufsteiger am letzten Spieltag noch um etwas geht.

Spätestens zur Pause kann Berner aufatmen

Dass es auch für den FC Sion noch um etwas geht, ist kaum zu erahnen. Zwar vergibt Giovanni Sio in der 25. Minute eine vorzügliche Kopfball-Chance. Aber zu diesem Zeitpunkt entsprechen die Ostschweizer längst Berners Wunsch. Emmanuel Latte Lath trifft zweimal. 2:0 in der 21. Minute:

Auch Niederlagen können schön sein: Der FC Winterthur feiert nach dem 1:2 bei Meister YB den Klassenerhalt. 
Bild: Bild: Urs Lindt / freshfocus

Über fehlende Nachbarschaftshilfe kann sich Berner nicht beklagen. Als Julian von Moos in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem phänomenalen Tor das 3:0 erzielt, besteht schon zur Pause kein Zweifel, dass Berner seine Spieler in den Urlaub verabschieden kann, während die Walliser in der Barrage nachsitzen müssen.

Gegner dort ist der FC Stade Lausanne-Ouchy. Läuft alles normal, setzt sich Sion in der Barrage durch. Aber der FC Sion und die Normalität sind sich spinnefeind. Allein, dass der aktuelle Trainer Paolo Tramezzani schon zum vierten Mal von Christian Constantin eingestellt wurde, ist ein eindeutiges Indiz für die Konzeptlosigkeit beim FC Sion.

Die Baisse hat viel mit Constantin und dessen Schwäche zu tun, sich von Emotionen leiten zu lassen. Läuft es gut, kann sein hochemotionaler Führungsstil die Mannschaft beflügeln, weil er jedem das Gefühl vermittelt, der Beste, Schönste und Grösste zu sein. Läuft es aber schlecht, sind alle ahnungslose Versager. Nur er nicht. Dass er mit diesem Schwarz-Weiss-Denken eine toxische Atmosphäre schafft, hat er auch nach vielen Jahren noch immer nicht kapiert.

Sion hat die letzten zwei Spiele gegen Ouchy verloren

Was den Wallisern nach dem 0:4 in St. Gallen bleibt, sind Durchhalteparolen. «Es gibt noch zwei Spiele», sagt Numa Lavanchy. Damit konfrontiert, dass Sion in den letzten sechs Jahren zweimal im Cup gegen Ouchy verloren hat, entgegnet Constantins Sohn und Sportchef Barth: «Bauchschmerzen habe ich deswegen keine. Wir werden uns richtig vorbereiten. Ich habe viel Hoffnung.»

Woher er die Zuversicht nimmt, bleibt sein Geheimnis. Der Zustand der Mannschaft kann es nicht sein. 0:4 verliert diese in St. Gallen. Und lässt dabei kaum ein Auflehnen gegen die Niederlage erkennen. Einzige Ausnahme ist Gora Diouf. Aber wenn nun ein 19-jähriger Senegalese, der bislang kaum eingesetzt worden ist, zum Hoffnungsträger wird, muss ziemlich viel schief laufen in diesem Klub.

Küsschen vor dem Spiel: Christian (links) und Barth Constantin.
Bild: Bild: Patrick B. Kraemer / KEYSTONE

Vielleicht glauben die Constantins einmal mehr, dass es das Geld richten wird. Sion hat etwa sechs Mal mehr zur Verfügung als Ouchy und leistet sich die Extravaganz Mario Balotellis. Aber nicht Tore und Punkte sind der Gegenwert für die 1,5 Millionen Franken, die der Italiener pro Jahr verdienen soll, sondern mediale Aufmerksamkeit. Dass sich Balotelli zusätzlich Privilegien herausnimmt, entgiftet die Stimmung im Team keineswegs. Im Gegenteil. Aber Constantin will es so. Sein Wort ist Gesetz. Zumindest beim FC Sion.

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