Die Wege ans Ziel aller Träume sind oft kompliziert und verschlungen. Andrew Ebbett kann ein Liedchen davon singen. Aufgewachsen in Vernon, einer Kleinstadt in der kanadischen Provinz British Columbia, musste er sich gedulden, ehe sich sein Traum von der NHL verwirklichte. Er spielte nie in der höchsten Juniorenliga, wurde folglich auch nicht gedraftet und entschied sich schliesslich, am US-College in Michigan seine Eishockey-Karriere voranzutreiben.
Unter den Fittichen des legendären Red Berenson, der das Uni-Team seit 1984 (!) bis zum heutigen Tag coacht, entfaltete Ebbett während vier Jahren seine Qualitäten als Eishockey-Spieler. «Dort habe ich gelernt, was es braucht, um auf höchstem Level zu bestehen. Red hat mir gezeigt, dass nicht nur der offensive Output wichtig ist, sondern auch die defensive Arbeit. Man muss beides beherrschen, wenn man heutzutage im Eishockey erfolgreich sein möchte», erzählt der 33-Jährige von seinen prägenden Jahren in den USA.
Nebenbei schloss der Kanadier auch noch sein Literatur- und Kunststudium ab, um bereit zu sein, falls sich seine Eishockey-Karriere nicht im gewünschten Masse entwickeln sollte. «Meine Eltern haben darauf gedrängt, dass ich dieses zweite Standbein habe», erzählt Ebbett.
Lars Leuenbergers Lob
Dieses Sicherheitsdenken ist typisch für Andrew Ebbett – und es widerspiegelt sich auch in seiner Spielweise. Der Center ist keine offensive Zaubermaus mit überragender Stocktechnik. Aber er ist einer dieser Spieler, die sehr vieles richtig und noch weniger falsch machen. Spieler, die unerlässlich sind für eine erfolgreiche Mannschaft.
In Bern merkte man schnell, was man an ihm hatte – beziehungsweise eben nicht. Als er sich in der letzten Saison nach ein paar Wochen schwer verletzte (Bruch des Schienbeinkopfes) und vier Monate ausfiel, war das einer der Hauptgründe dafür, dass der SCB bös ins Taumeln geriet und um ein Haar die Playoffs verpasste. Und als die Berner zu ihrem Sturmlauf Richtung Meistertitel ansetzten, da war der wieder genesene Ebbett einer der Schlüsselspieler. Es erstaunt nicht, wenn Berns Meistertrainer Lars Leuenberger sagt: «Ohne ihn hätten wir den Titel nicht geholt.»
Sieben NHL-Organisationen...
...hatten Andrew Ebbett zwischen 2006 und 2015 unter Vertrag: Die Ottawa Senators, Anaheim Ducks, Chicago Blackhawks, Minnesota Wild, Phoenix Coyotes, Vancouver Canucks und Pittsburgh Penguins.
Andrew Ebbetts Leader-Qualitäten, die während der Playoffs besonders zum Tragen kamen, kommen nicht von Ungefähr. Nach dem Ende seiner Universitätskarriere setzte der Kanadier zu einer fast zehn Jahre dauernden Tour quer durch Nordamerika an, welche ihn zu sieben verschiedenen NHL-Organisationen manövrierte.
Seine beste Zeit erlebte er zu Beginn bei den Anaheim Ducks, wo er in seiner ersten vollen NHL-Saison einen Sturm zwischen dem legendären finnischen Superstar Teemu Selänne und dem US-Amerikaner Bobby Ryan führen durfte. «Da ging für mich ein Traum in Erfüllung», erinnert er sich lächelnd.
Die NHL kann aber auch gnadenlos sein. Eben war er noch ein wichtiger Teil der Ducks, ein paar Monate später wurde er aussortiert. Die Enten hatten den Finnen Saku Koivu als Nummer-2-Center verpflichtet. Da war für Ebbett kein Platz mehr. Der landete in Chicago, wurde nach Minnesota weitergereicht und von Phoenix verpflichtet. Dann unterschrieb er in Vancouver und schliesslich noch in Pittsburgh.
Doch so rastlos seine NHL-Karriere verlief, so sehr konnte er auch vom stetig wechselnden Umfeld profitieren. Die Liste der Superstars, mit denen Andrew Ebbett länger oder kürzer zusammenspielen durften, liest sich wie das «Who is who» des Welteishockeys. Am meisten beeindruckte ihn Pittsburghs Superstar Sidney Crosby. «Er ist der beste Spieler der Welt. Er ist jeden Tag im Kraftraum, immer der erste Spieler auf dem Eis. Er will immer noch besser werden, achtet auf kleinste Details, die er verändern will. Das ist unglaublich beeindruckend.»
Ebenso beeindruckt haben Ebbett Minnesota-Captain Mikko Koivu und Vancouver-Captain Henrik Sedin: «Wie sie mit ihren Mitspielern umgegangen sind, wie sie alles über deren Familien wussten und wie sie sich um die Teamneulinge gekümmert haben, war vorbildlich.»
Andrew Ebbett hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Bern auf den Spuren seiner Vorbilder zu wandeln. Als Assistent von SCB-Captain Martin Plüss gehört er zu der Leader-Gruppe des Meisters. Und möchte dies noch lange bleiben. Geht es nach dem Wunsch des 33-Jährigen, dann wird sein Ende Saison auslaufender Vertrag verlängert. In den kommenden Wochen will er weitere Argumente zu seinen Gunsten sammeln. Nötig wäre es eigentlich nicht.
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