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Sport

Überwältigende Solidarität mit Biathletin Lena Häcki, die ihre Krankheit publik macht

Die Olympiateilnehmerin erhält viel Zuspruch für ihren mutigen Schritt, über die Essstörung zu sprechen.
Lena Häcki kehrt mit vielen aufregenden Eindrücken aus ihren dreiwöchigen Ferien in Südafrika zurück. (ZVG)

Rainer Sommerhalder

Eine Woche ist vergangen, seit Lena Häcki erstmals öffentlich über ihren langjährigen Kampf gegen die sogenannte Binge-Eating-Störung sprach. Wie hat die 26-jährige Biathletin aus Engelberg die Reaktionen der ersten Tage erlebt?

Persönlich wurde Lena Häcki erst vereinzelt auf ihr «Outing» angesprochen. Das hat einen guten Grund. Erst am Mittwoch kehrte die Innerschweizerin von einer dreiwöchigen Ferienreise aus Südafrika zurück. Sie blickt mit Begeisterung auf die Zeit im Süden zurück. «Ich habe mich ein wenig in das Land verliebt.»

Zudem verbringt sie die ersten Tage nach der Reise bei ihrem Verlobten Marco Gross in Ruhpolding. «Hier hat das Interview natürlich nicht die gleichen Wellen geschlagen wie in der Schweiz», sagt Lena Häcki.

Ehemalige Sportler und aktuelle Teamkolleginnen

Dass ihre Schilderungen in der Heimat für grosses Aufsehen sorgten, bekam die zweimalige Olympiateilnehmerin aber selbst im fernen Afrika mit. «So viele SMS, WhatsApp-Nachrichten und Mails aufs mal habe ich selten erhalten», sagt Häcki beeindruckt. «Und sie waren ausnahmslos positiv.»

Die beste Schweizer Biathletin der letzten Jahre erzählt von ehemaligen Athleten, die sich gemeldet haben – auch solche, mit denen sie seit langem keinen Kontakt mehr hatte. «Sie haben mir zu meinem Schritt gratuliert und teilweise auch von eigenen Erfahrungen mit Essstörungen berichtet», sagt Lena Häcki.

Auch Kolleginnen aus dem Nationalkader und Bekannte aus dem privaten Umfeld schrieben der Engelbergerin, wünschten ihr alles Gute auf dem weiteren Weg und betonten die Wichtigkeit, das Thema des ungesunden Essverhaltens im Leistungssport an die Öffentlichkeit zu tragen. Lena Häcki freut sich über diesen Support, war doch die Sensibilisierung für diese Krankheit ein Hauptgrund für ihre persönlichen Schilderungen.

Die grosse Solidarität mit ihr und ihrer Geschichte deckt sich mit den Erfahrungen, die Lena Häcki gemacht hatte, als sie ihre Essstörung dem persönlichen Umfeld offenbart hatte. Als erstes erfuhr ihr Partner Marco davon. «Für mich war das bereits ein sehr positives Zeichen, keine Angst mehr zu haben, es vor ihm weiter verstecken zu müssen», sagt Häcki. «Er akzeptiert mich so, wie ich bin.»

Ihre Eltern waren sehr überrascht, wie ernsthaft dieses Problem für ihre Tochter war. Glücklich war Lena Häcki in jenem Moment auch über den Support ihrer Schwester. «Sie hat einfach nur zugehört. Das tat mir damals sehr gut.»

Das nächste grosse Ziel heisst Hochzeitsfeier

Gespannt ist Lena Häcki auf die persönlichen Reaktionen der Menschen, wenn sie am kommenden Wochenende zurück in ihre Heimat nach Engelberg fährt. Viel Zeit für tiefsinnige Gespräche wird die 26-Jährige aber nicht haben, denn der Junggesellinnenabschied steht an. «Ich habe meinen Kolleginnen gesagt, dass ich nichts Verrücktes wünsche», sagt ausgerechnet jene Frau, die sich selbst auch schon als «ein wenig verrückt» bezeichnet hat.

Der nächste Höhepunkt im Leben von Lena Häcki ist nicht ein wichtiger Wettkampf, sondern die Hochzeit am 2. Juli. Nach acht gemeinsamen Jahren heiratet sie den gleichaltrigen deutschen Biathleten Marco Gross. Der Sommer nach Olympia sei übrigens für Leistungssportler ein sehr beliebter Heiratstermin, verrät Häcki. «Dann fällt der mehrjährige Fokus auf ein Grossereignis weg und man kann einen solch privaten Anlass so richtig geniessen.»

Und auf keinen Fall beim Verzehr der Hochzeitstorte ein schlechtes Gewissen haben. So wie hoffentlich nie mehr beim Thema Essen. Dies zumindest wünschen der mutigen Sportlerin ganz viele Menschen. Um es mit den Worten im Feedback eines ehemaligen Mitstreiters auszudrücken: «Es ist stark von Lena, so an die Öffentlichkeit zu gehen. Es passt zu ihr, sie wird es schaffen!»

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