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Champions League

Torfall von Madrid jährt sich zum 20. Mal

Der Torfall von Madrid ist 20 Jahre her, aber immer noch in aller Munde. Unvergessen ist die schier endlose Suche nach einem Ersatz-Tor im Estadio Santiago Bernabéu am 1. April 1998.
Der Torfall von Madrid ereignete sich vor dem Halbfinal-Hinspiel zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund am 1. April 1998
Bild: KEYSTONE/AP/KARL-HEINZ KREIFELTS

"Das erste Tor ist schon gefallen!" Als TV-Moderator Günther Jauch bei RTL seinen mittlerweile legendären Kalauer zum Besten gab, standen die Fussballer von Real Madrid und Borussia Dortmund noch unverrichteter Dinge in den Katakomben des Estadio Santiago Bernabéu und wussten nicht weiter. Denn zwei Minuten vor dem geplanten Anpfiff zum Champions-League-Halbfinal zwischen Real Madrid und dem damaligen Titelverteidiger Dortmund war am 1. April vor 20 Jahren ein Tor umgekippt.

Der Grund: Spanische Fans hatten einen Schutzzaun erklommen, dieser knickte in Richtung der Tribünen um und riss das daran befestigte Tor mit. Da auf die Schnelle kein Ersatz herbeigeschafft werden konnte, begann der Match mit 76-minütiger Verspätung.

"Wir konnten es uns nicht vorstellen, dass es so lange dauert, bis ein neues Tor installiert war. Darauf war natürlich auch keiner vorbereitet", erinnerte sich der damalige BVB-Captain und heutige Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc. Die Anhänger der "Königlichen" hätten seinerzeit ganze Arbeit geleistet, meinte Zorc: "Das Tor ist ja nur umgefallen, weil die Fans am Tribünenzaun so lange gerüttelt haben."

Keiner der beteiligten Akteure habe damals gewusst, ob und wann es an dem Abend weitergeht. "Das Schlimmste in solchen Situationen ist die Ungewissheit. Und du musst trotzdem die Spannung hoch halten. Offensichtlich gelingt es der Heimmannschaft besser als den Gästen", befand der einstige Mittelfeldakteur. Denn nachdem das Ersatz-Tor endlich ins Stadion gebracht worden war, wurde doch gespielt. Der BVB als Champions-League-Sieger von 1997 verlor das erst kurz vor Mitternacht beendete Halbfinal-Hinspiel mit 0:2 - und schied nach einem 0:0 im Rückspiel gegen die Madrilenen aus.

"Ich weiss nicht, ob das in ähnlicher Form noch mal passieren könnte. Heute muss ja ein Ersatz-Tor da sein", erklärte Zorc. Doch mit dem Abpfiff um Mitternacht war der Spuk noch nicht vorüber. Denn als die gefrustete BVB-Delegation längst wieder im Hotel war, kam man auf die Idee, die Masse des Tores nachzumessen. Der damalige Mediendirektor Josef Schneck machte sich mit BVB-Organisationsleiter Christian Hockenjos mit einem im Hotel geliehenen Massband auf den Weg.

"Wir haben uns nachts wieder in das Bernabeu geschlichen. Das war gar nicht so einfach. Wir haben uns als UEFA-Mitarbeiter ausgegeben und gesagt, wir müssten die Masse der Tore ausmessen", berichtete Schneck. Und verriet: "Das neue Tor hatte die richtigen Masse. Kurioserweise aber war das andere nicht hoch genug. Das hat aber logischerweise keinen interessiert", fügte der heutige Pensionär grinsend hinzu.

Ein ähnliches Ereignis hat es lange vor dem Madrider Torfall gegeben - am 3. April 1971 beim Pfostenbruch vom Bökelberg. Damals knickte im Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen ein seinerzeit noch aus Holz gefertigtes Tor ein. Der Match wurde abgebrochen, und die Bundesliga-Klubs setzten fortan auf Tore aus Aluminium.

Dennoch kam es zum Torfall im BVB-Spiel, das wegen seines Vorspiels auch in die TV-Geschichte einging. Studio-Moderator Jauch und Stadion-Reporter Marcel Reif waren für RTL im Einsatz und mussten die Zeit überbrücken. Das Duo lief zu Höchstform auf, spielte verbale Doppelpässe und unterhielt das TV-Publikum, ohne dass auf dem Rasen etwas passierte.

"Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan wie heute", witzelte Reif. Jauch konterte mit dem bekannten Wortspiel vom schon gefallenen ersten Tor. Als Lohn gab es nicht nur Zuschauerzahlen im zweistelligen Millionenbereich während der Unterbrechung, sondern als Auszeichnung den Bayerischen Fernsehpreis. (sda/dpa)

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