Tausendmal trainiert, tausendmal darüber sinniert. Nie hat es gepasst. Doch nun, nun hat Belinda Bencic sich ein Herz gefasst und ihn gefragt: «Und er hat sofort Ja gesagt.» Mitte August ist es endlich so weit: Bencic und der Deutsche Alexander Zverev treten erstmals als Paar auf. Natürlich nur im gemischten Doppel bei den US Open.
Wie 15 andere hochkarätige Paarungen spielt das Duo an zwei Tagen um ein Preisgeld von einer Million Dollar. Am meisten Aufmerksamkeit erhalten dabei Carlos Alcaraz, fünffacher Grand-Slam-Sieger, und Emma Raducanu, die vor vier Jahren in New York sensationell als Qualifikantin triumphiert hatte.
Traumpaar Raducanu und Alcaraz
Nicht erst seit ihrer Ankündigung wird über ein Knistern zwischen den beiden spekuliert. Das britische Boulevardblatt «The Sun» will beim Dreh eines Werbespots zärtliche Blicke beobachtet haben. Raducanu besuchte Alcaraz beim Turnier im Queen’s Club. In Wimbledon erklärte sie mit einem Lächeln: «Wir sind nur gute Freunde.»
Während sich die beiden auf natürliche Weise gefunden haben, wurden Jannik Sinner und Emma Navarro – er die Nummer 1 der Welt, sie die Nummer 10 – verkuppelt. Nachdem seine erste Wahl ihm offenbar einen Korb gegeben hatte, legten ihm die Veranstalter eine Liste möglicher Partnerinnen vor.
Sinner bekam einen Korb
Am Ende entschied er sich für Navarro. Ein Blind Date, wie er in Wimbledon verriet. «Wir kannten uns kaum, aber wir haben uns dann geschrieben. Ich hoffe, es passt», sagte Sinner zur BBC. Navarro ergänzte trocken: «Jannik ist ein super Spieler. Ich glaube, das wird gut.»
Davon überzeugt ist auch Belinda Bencic. Sie und Zverev kennen sich seit Kindertagen, wurden im selben Jahr geboren, spielten bei denselben Juniorenturnieren, verbrachten sogar gemeinsam Ferien auf den Malediven. «Als Kinder haben wir manchmal zusammen trainiert. Und der Verlierer hat danach geweint. Wir kennen uns wirklich schon ewig, aber gemeinsam gespielt haben wir noch nie.»
Bencic: «Fast wie bei Tinder»
Wie die Partnerbörse für Tennisstars funktioniert? Die Spielerinnen und Spieler konnten jeweils einen Wunschpartner angeben. Wer – wie Sinner – niemanden fand, klickte sich durch eine Liste mit Vorschlägen. «Fast wie bei Tinder», sagte Bencic, die 2024 Martin Hromkovic geheiratet und dessen Namen angenommen hat.
Wichtigste Mitgift im Werben um einen Mixed-Partner? Die Klassierung in der Einzelweltrangliste. Acht der 16 Teams qualifizieren sich über diesen Weg, die anderen hoffen auf das Wohlwollen des Turnierdirektors – der Amor spielt.
Ärger bei Doppel-Spezialisten
Das gemischte Doppel hat eine lange Tradition: Seit 1892 ist es Teil der US Open. Doch meist war es nicht mehr als ein sportliches Mauerblümchen. Das soll sich nun ändern. Allerdings zum Missfallen all jener, die nun vom Liebeskarussell abgeworfen wurden.
Für sie ist das Mixed kein Schaulaufen, sondern Existenzgrundlage. «Ich habe dafür überhaupt kein Verständnis. Uns wird die Chance genommen, unser Geld zu verdienen», sagte Laura Siegemund in Bad Homburg. Die Deutsche gewann bereits in Paris und New York.
Titelverteidiger nicht bei US Open?
Paradox: Mit Andrea Vavassori und Sara Errani fehlen Stand jetzt die Sieger des vergangenen Jahres. Auf entsprechend wenig Gegenliebe stösst das Format beim Duo. Die Italienerin bezeichnete es als «grosse Ungerechtigkeit» und schimpfte es «Pseudo-Veranstaltung».
Früher nahmen 32 Paare teil, nun sind es nur noch 16. Ausserdem findet das Turnier auch noch während der Einzel-Qualifikation statt – eine eigene Qualifikation für das Mixed gibt es nicht.
Kritik von Martina Navratilova
Tennislegende Martina Navratilova (68) bezeichnete das neue Format in «The Athletic» eine «Verhöhnung». Keine Liebeserklärung ans Mixed also, sondern eine billige Romanze. Zehn ihrer 59 Grand-Slam-Titel gewann Navratilova im gemischten Doppel.
Die Veranstalter sehen das anders. Endlich bekomme das ehemalige Mauerblümchen jene Aufmerksamkeit, das es verdiene. Und die gebe es nun einmal nur mit grossen Namen.
Der Erfolg gibt ihnen Recht: Noch bevor in New York der erste Ball geschlagen wurde, wird über das Format diskutiert. Tinder für Tennisstars sei Dank.
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