Markus Brütsch, Crans-Montana
Es hingen kaum noch Wolken über dem Himmel von Crans-Montana, als die Schweizer Fussballer ihren neunten Tag der unmittelbaren WM-Vorbereitung in Angriff nahmen. Und das Wetter mochte für einmal auch symbolhaft für den Stand der Dinge im Lager der Schweizer Nationalmannschaft gewesen sein. Die Wölklein, um bei diesem Vergleich zu bleiben, wurden von Hakan Yakin, Mario Eggimann und Jabulani dargestellt.
Doch weil die beiden Spieler nach leichten muskulären Problemen lediglich einer Schonung bedürfen und auch alle anderen Mannschaften mit Jabulani fertig werden müssen, ist der Himmel über dem Schweizer Team alles andere als dunkel. «Ich bin sehr zufrieden mit der aktuellen Situation», meldet Ottmar Hitzfeld am Tag vor dem zweitletzten Testspiel, auch wenn für heute neben Yakin und Eggimann auch Valon Behrami fraglich ist, der gestern einen Schlag auf den Knöchel erhielt. Kommt er zum Einsatz, werden gegen Costa Rica jene elf Akteure ins Sittener Tourbillon einlaufen, die zwei Wochen später auch im ersten WM-Spiel gegen Spanien auf dem Rasen von Durban stehen sollen.
An die Leistungsgrenze gehen
Auch wenn der Formaufbau natürlich so gesteuert wird, dass die Schweizer an jenem 16.Juni in Bestverfassung sind, so ist es wünschenswert, wenn sie vorher auch noch mal ein Spiel gewinnen. Nach dem 0:0 gegen Israel, dem 0:1 gegen Norwegen und dem 1:3 gegen Uruguay, muss gegen Costa Rica nun ein Sieg her. «Wir wollen nicht mit einem unguten Gefühl nach Südafrika fliegen», sagt Captain Alex Frei. Hitzfeld verlangt, dass die Mannschaft trotz der Müdigkeit nach einer harten Trainingswoche in der Höhe der Walliser Berge an die Leistungsgrenze geht.
Auch wenn sich die Costa Ricaner im Wallis nebst ein paar Trainingseinheiten mit Racletteessen, Schneeballwerfen und Sightseeing nur halbprofessionell auf das Spiel vorbereitet haben, wird dies nötig sein. Unter der Regie von Captain Ruiz sowie Antreiber und Torschütze Hernandez zeigten die Mittelamerikaner vor einer Woche gegen Frankreich trotz der 1:2-Niederlage eine ansprechende Leistung. Weil sie in ihrer Art zu spielen den Honduranern ähneln, wurden sie von den Schweizern als Sparringpartner auserkoren. «Die Zeit des Experimentierens ist vorbei. Wir wollen uns für die WM einspielen», sagt Hitzfeld.
«Ich hoffe, dass die Automatismen zu greifen beginnen», sagt Alex Frei. Die Gefahr, dass im Team kein erbitterter Konkurrenzkampf aufkommt, weil die Mannschaftsaufstellung so gut wie steht, sieht Frei nicht. «Dies ist bei Hitzfeld gar nicht möglich. Jene, die nicht Vollgas geben, sehen sich umgehend um ein paar Positionen zurückversetzt», sagt Frei.
Und Jabulani? Dieser wird bis zum WM-Start in unveränderter Form bleiben. Zum Leidwesen der Goalie-Zunft. «Der Ball hat eine enorm unruhige Flugbahn», sagt Nationalgoalie Diego Benaglio. Er kennt die neue, extra für die Weltmeisterschaft fabrizierte Kugel zwar schon aus der Bundesliga, aber er sagt: «Für die Torhüter wird die Aufgabe nicht leichter.»
Benaglio und Jabulani: Keine Freunde
Auch Frei hat dies erkannt: «Wir werden Tore sehen, die man mit einem anderen Ball nicht sehen würde.» Allerdings ist der Torjäger weit davon entfernt, sich darüber zu freuen. «Der Torschuss ist schwieriger geworden», sagt Frei. Benaglio will das Thema schnell ad acta legen: «Ändern lässt sich eh nichts. Also ist es schlecht, sich viele Gedanken darüber zu machen.»
Auf der anderen Seite: Drücken die Schweizer keine grösseren Sorgen als die Unwägbarkeit eines Flatterballs, dürfen sie der WM gewiss zuversichtlich entgegenblicken,
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