
Gleich bei seiner ersten Teilnahme bei den Swiss Indoors Basel triumphiert der Brasilianer João Fonseca (ATP 46). Der 19-Jährige setzte sich im Final mit 6:3, 6:4 gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina durch und kürte sich zum jüngsten Sieger seit Jim Courier. Als der Amerikaner 1989 in Basel gewann, war Fonseca noch nicht einmal auf der Welt.
Für Fonseca zeitigt der Turniersieg auch unangenehme Folgen. «Ich muss meine geliebten Haare abrasieren. Das ist eine Abmachung mit meinem Coach. Das gleiche Schicksal ereilte mich bereits bei meinem Next-Gen-Titel in Saudi-Arabien», sagte der Brasilianer bei der Siegerehrung.
Nachdem er im Februar in Buenos Aires seinen ersten Turniersieg gefeiert hatte, durchlebte Fonseca eine Formbaisse. Sowohl bei den French Open als auch in Wimbledon erreichte er «nur» die dritte Runde. Und bei den US Open bedeutete sogar schon die zweite Runde Endstation.
Nun gewann er in Basel als erster Brasilianer ein Turnier auf ATP-500-Stufe. Der Aufstieg des Next-Gen-Gewinners ist beachtlich: Der aus Rio de Janeiro stammende Rechtshänder startete das Jahr als Weltnummer 145. Dank seines Erfolges in Basel stösst er nun erstmals in die Top 30 vor.

Ein Turnier vor der Tür weckt die Tennisbegeisterung
Der Sohn eines Hedgefonds-CEO wuchs in unmittelbarer Nähe des ATP-Turniers von Rio de Janeiro auf. Auf den Sandplätzen der zweitgrössten brasilianischen Stadt beobachtete er bereits im Kindesalter Tennisgrössen wie Rafael Nadal.
Dabei durfte er sich stets auf die Unterstützung seiner Nächsten verlassen. Das gefestigte familiäre Umfeld ist laut Fonseca ein Hauptgrund für seine starken Leistungen: «Meine Eltern wären eigentlich in Paris, sind aber extra für den Final nach Basel geflogen.»
Neben dem Tennis spielte Fonseca in seiner Jugend Fussball. Im Alter von 12 Jahren entschied sich der Brasilianer aber fürs Tennis. Als 17-Jähriger gewann er das Junioren-Turnier der US Open, was ihm den ersten Platz in der Weltrangliste einbrachte. Und im Alter von 18 Jahren gewann er die Next Gen Finals in Saudi-Arabien, ohne ein Match zu verlieren – ein Kunststück, das zuvor nur Jannik Sinner und Carlos Alcaraz gelungen war.
Die Swiss-Connection bringt Glück
Fonseca ist bekennender Fan von Roger Federer und wird vom Schweizer Sportausrüster On ausgestattet. «Du spielst bei Rogers Turnier», hätten seine Freunde in Brasilien ehrfürchtig gesagt, als er erzählt habe, dass er in Basel spiele.

Auf seinem Weg zum Titel bezwang Fonseca Vorjahressieger Giovanni Mpetshi Perricard (ATP 33). Anschliessend profitierte er zweimal in Folge von einem Forfait: Bernet-Bezwinger Jakub Menšík (ATP 19) trat gar nicht erst an, Denis Shapovalov (ATP 23) warf im dritten Satz das Handtuch.
Ein Hauch der Seleção auf dem Center Court
Fonseca fügte dem Spanier Davidovich Fokina (ATP 18) in dessen fünftem Final die fünfte Niederlage zu. Dank seines explosiven Grundlinienspiels und seiner offensiven Spielweise eroberte er die Herzen des Basler Publikums. Über die Woche waren zahlreiche Fonseca-Fans im Stadion wahrzunehmen. Wer den 19-Jährigen unterstützt, der erscheint im Heimtrikot der Brasilianischen Nationalmannschaft.
Der Teenager zeigte sich überrascht ob der Stimmung auf dem Center Court: «Ehrlich gesagt hatte ich die Erwartung, dass die Schweizer Tennisfans eher ruhiger sind. Der Vibe ist jedoch grossartig, ich geniesse die Atmosphäre sehr.»
Manch einer fragt sich, wohin der Weg des jungen Fonseca noch führen wird. Der Titelgewinn auf Anhieb bei nur einem verlorenen Satz über das gesamte Turnier ist in Anbetracht seines Alters eine gewaltige Leistung.

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