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Swiss darts Trophy

«Am liebsten will ich den Titel verteidigen»: Die deutsche Nummer Eins Martin Schindler vor dem zweiten Turnier in Basel

Vom Freitag bis Sonntag macht die PDC-Europe-Tour zum zweiten Mal in der Geschichte Halt in Basel für die Swiss Darts Trophy. Was dem Vorjahres-Sieger besonders in Erinnerung geblieben ist, wie es ist, wöchentlich vor einem Haufen trinkfreudiger Kostüme zu spielen und welche Schweizer Produkte seinen Puls höher schlagen lassen.
1,68 Meter pure Power: Der 29-jährige Deutsche Martin Schindler ist der Vorjahres-Turniersieger der Swiss Darts Trophy in Basel.
Bild: Urs Flueeler/Keystone

Es gibt wohl kaum einen Sport, der in den letzten Jahren einen so steilen Aufschwung hingelegt hat wie Darts. Nach dem Premieren-Erfolgsanlass in Basel im vergangenen Jahr heisst es von Freitag bis Sonntag in der St. Jakobshalle wieder: «Onehundred and Eighty.» Prächtige Feststimmung, bunte Kostüme und internationale Superstars garantieren Spektakel pur. Mittendrin steht auch wieder der deutsche Vorjahres-Sieger Martin Schindler als aktuelle Weltnummer 17 und Nummer Eins aus Deutschland.

Der ewige Eintrag in die Geschichtsbücher

Vor genau einem Jahr krönte sich Schindler alias «The Wall» in einem nervenaufreibenden Final zum ersten Champion der Swiss Darts Trohpy – 8:7 gegen den Engländer Ryan Searle stand es am Ende in einem Match, das bis zum letzten Dart auf Messers Schneide stand: «Der Sieg hat mich tierisch gefreut, denn es war ein riesiger Kampf. Auch wenn es verhältnismässig das schlechteste Spiel von mir war an dem Turnier, so war ich hintenraus gnadenlos auf die Doppel», erinnert sich der 29-Jährige aus Strausberg (Brandenburg).

Schindler nahm auch das Schweizer Publikum als äusserst erfrischend wahr: «Es war eine tolle Atmosphäre das ganze Wochenende über. Gerade im Final wurden sowohl Searle, als auch ich abwechselnd angefeuert.» Klar habe es auch mal das eine oder andere Buhen und Pfeifen für die Gegner der Schweizer Spieler gegeben, doch das sei alles «Part of the game».

Vom Abitur direkt auf die Bühne

Dass er eines Tages selbst Teil der Welt-Darts-Elite sein würde, kam für ihn durchaus überraschend: «Profi zu werden hab ich eigentlich nie angestrebt. Bis ich 17 war habe ich sowohl Fussball, Tischtennis als auch etwas Darts gespielt.» Doch als er sich erstmals deutschlandweit für Turniere qualifizierte, rückten die anderen Sportarten schnell in den Hintergrund.

Mit nur 20 Jahren sicherte er sich 2017 seine erste Tourcard – der Startschuss für das Abenteuer Profidasein. «Verstanden, was es bedeutet Profi zu sein, habe ich damals noch nicht. Da musste ich erst reinwachsen», erklärt Schindler, der direkt nach dem Abitur alles auf die Darts-Karte setzte und aus Zeitgründen sein Studium abbrach.

Zeit ist für den modernen Darts-Profi das vielleicht wichtigste Kapital. Wenn Schindler zu Hause ist, versucht er täglich zwei bis drei Stunden am Dartboard zu stehen – doch nicht jeder Tag erlaube diesen Rhythmus: «Am Tag der Abreise oder wenn ich gerade ankomme, ergibt es sich zeittechnisch nicht», erklärt er. Wichtig sind für ihn deshalb auch Phasen der Regeneration, in denen die Batterien neu aufgeladen werden – etwa beim entspannten Zocken am Hochleistungs-Rechner.

Nebst den Erholungsphasen spielen auch Fitness und Ernährung eine wichtige Rolle: «Aktuell achte ich sehr drauf. Ich hab auch schon ein bisschen was an Gewicht verloren, aber insgesamt müsste ich konsequenter sein», sagt er. Entscheidend für seine Fitness sei, dass er jung ist, viel Kraft und Energie habe und das im Spiel ausleben könne. «Und natürlich trinke ich privat auch mal ein Bier oder sonst was– nur weil man Profisportler ist, heisst das nicht, dass man keinen Alkohol trinken darf.»

Ausgelassene Atmosphäre garantiert

Auch unter den Fans gehöre Bier einfach als fester Bestandteil zum Darts: «Dadurch werden die Leute lockerer und singen mehr mit», so Schindler. Gerade diese ausgelassene Atmosphäre schätzt er besonders, wenn er Woche für Woche in einer ausverkauften Halle performt: «Am einen Tag kann man als Iron Man verkleidet kommen und am nächsten Tag als kleine Hummel», sagt er und lacht.

Dementsprechend freut sich Schindler auf das Publikum in Basel. Wenn er an die Schweiz denkt, sind Käse und Schokolade seine ersten Assoziationen – neben dem unvergesslichen Turniersieg im letzten Jahr.  Die Schweiz sei ja bekanntlich ein teures Land, und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: «Da könnte Rolex mir ruhig mal eine Uhr als Anerkennung schicken.»

Kein Littler aber trotzdem internationale Superstars

Ein Wermutstropfen für das Turnier: Superstar Luke Littler wird an diesem Wochenende nicht im Teilnehmerfeld stehen und sich eine Pause von den wöchtentlichen Reisestrapazen gönnen. Am Donnerstag haben ausserdem kurzfristig noch Michael van Gerwen (Niederlande), Gerwyn Price (Wales) und Gary Anderson (Schottland) aufrund einer Erholungspause im dicht gedrängten Darts-Kalender abgesagt. Trotzdem dürfen sich die Fans auf ein hochkarätiges Feld freuen: Mit dabei sind unter anderem die Engländer Luke Humphries, Stephen Bunting, Nathan Aspinall, Chris Dobey, Rob Cross und der Schotte Peter Wright.

Mit Rocco Fulciniti, Ansh Sood, Stefan Bellmont und Denis Schnetzer haben auch vier Schweizer Spieler über die Qualifikation am Donnerstag den Sprung ins Teilnehmerfeld geschafft. Gespielt wird im Modus Best of 11 Legs, im Halbfinale Best of 13 Legs und im Finale Best of 15 Legs.

Nach dem Premieren-Erfolgsjahr 2024, als an einem Wochenende 20'000 Besucherinnen und Besucher die St. Jakobshalle füllten, rechnet die Pressesprecherin der Swiss Darts Drophy, Sonja Metzler, auch dieses Jahr mit ähnlich hohen Zuschauerzahlen. Der Grossteil an Tickets sei bereits direkt nach Verkaufsstart weg gewesen. Auf den Sieger des Turniers wartet ein Preisgeld von 30'000 Pfund. Ob Schindler seinen Titel verteidigen kann, bleibt spannend – eines ist sicher: Mit der Unterstützung der Fans und der einzigartigen Stimmung in Basel dürfte es erneut ein spektakuläres Darts-Wochenende werden.

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