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Super League

Nach einem 3:3 ist Schluss: YB entlässt Trainer Contini – und holt einen alten Bekannten zurück

Giorgio Contini ist nicht mehr Trainer der Young Boys. Der Berner Klub zieht einen Tag nach dem 3:3 gegen die Grasshoppers die Reissleine und stellt den 51-Jährigen mit sofortiger Wirkung frei. Nachfolger wird ein früherer YB-Meistertrainer.

Irgendwie hatte es Christoph Spycher schon am Sonntag gespürt. Dass es mit Giorgio Contini nicht mehr lange gut gehen würde. Zwar hatten die Young Boys eben das Auswärtsspiel gegen den FC Zürich 3:2 gewonnen, aber zufrieden waren die Berner damit nicht. Zu sehr hatten sie trotz langer Dominanz am Ende das Glück in Anspruch nehmen müssen. Der FCZ-Stürmer Juan José Perea hatte in der letzten Sekunde einen Penalty über das Tor geschossen.

Der neue und alte YB-Trainer: Gerardo Seoane.
Bild: Maximilian Koch /Imago

Fünf Tage später erzählte Spycher, der Chief Sports bei den Bernern, dass er nach dem FCZ-Spiel den Kontakt zum Management von Gerardo Seoane gesucht habe. In der Nacht auf gestern machte Spycher dann Nägel mit Köpfen. Wieder nach einem Auswärtsspiel in Zürich. Wieder nach einem Auftritt voller Schwankungen – und einem 3:3, das nach zweimaligem Rückstand und spätem Ausgleich so überhaupt nicht den Ansprüchen von YB entsprach.

Contini nicht mehr zu halten, Seoane rasch willig. So schlugen die Young Boys gestern ein atemberaubendes Tempo an. Kurz nach dem Mittag wurde die Trennung von Contini verkündet, keine zwei Stunden später Seoane als Nachfolger präsentiert. Die «Wunschlösung», wie Spycher sagte, kaum waren die Unterschriften unter dem Vertrag trocken. Als solche werden die neuen Trainer zwar meist bezeichnet. Doch im Fall von YB ist es wohl tatsächlich so.

Denn Gerardo Seoane weckt in Bern Phantasien. Hoffnungen. Wünsche. Es ist eine romantische Personalie, weil dieser Seoane zwischen 2018 und 2021 dreimal Meister wurde, einmal Cupsieger und YB auch in die Champions League führte. Seoane war der Trainer, unter dem sich die Young Boys nach dem ersten Meistertitel seit 32 Jahren als Schweizer Branchenprimus etablierten.

Der Kontakt zu YB sei nach seinem Abgang vor etwas mehr als vier Jahren nach Deutschland nie abgebrochen, sagte Seoane. Er sprach von «schönen Gefühlen», welche den Prozess der Rückkehr offenbar vereinfacht haben. Von einer klassischen Rückkehr wollen sie in Bern aber nichts wissen. «Die Situation ist anders als 2018. Gerry hat viel erlebt, er hat seinen Rucksack gefüllt», so Spycher.

Seoane machte in Deutschland auch unschöne Erfahrungen. Bei Bayer Levekusen hatte er ein gutes erstes Jahr, wurde aber in der zweiten Saison nach wenigen Runden entlassen. Ähnlich war es später bei Borussia Mönchengladbach. Auf eine solides erstes Jahr, in welchem die Gladbacher zwischenzeitlich auf die Europacup-Plätze schielten, folgte in diesem Sommer der Absturz ans Tabellenende und die Entlassung Seoanes nach nur vier Pflichtspielen.

Viele Trainer Fehlgriffe seit Seoanes Abgang

Das absolute Glück hat der 47-jährige Innerschweizer in der Bundesliga nicht gefunden. Genauso erging es YB in den letzten Jahren nach der Ära Seoane. Dass man sich am Donnerstag von Contini vorzeitig und nach nicht einmal einem Jahr trennte, entspricht schon fast einem Muster. Auch Seoanes unmittelbarer Nachfolger David Wagner und im letzten Herbst Patrick Rahmen mussten nach wenigen Monaten gehen.

Im Vergleich zu diesen beiden Vorgängern liest sich die Bilanz Continis weniger schreckhaft – aber eben auch nicht gut genug. Seit Monaten bemängeln sie in Bern die fehlende Konstanz unter dem Zürcher, der im letzten Winter seinen Job als Assistent von Nationaltrainer Murat Yakin für den Posten bei YB opferte.

Auf eine Phase der Stabilisierung und einem Vorrücken in der Tabelle folgte zuletzt keine weitere Entwicklung mehr. Diese Stagnation bedeutet in Zahlen: 5. Platz in der Super League, sieben Punkte Rückstand auf Leader und Aufsteiger Thun, 22 Gegentore - und damit so viele wie keiner in der Liga ausser dem abgeschlagenen FC Winterthur. Dazu: Ausgeschieden im Cup gegen den unterklassigen FC Aarau.

YB spielte nie wirklich gut und die Resultate waren so unstet wie die Leistungen innerhalb eines einzelnen Spiels. Und wer, wenn nicht YB nach den Jahren mit Seoane, weiss besser, was es bedeutet, Konstanz in Leistungen und Resultaten, aber auch beim Personal zu haben. Und deshalb sagte Spycher: «Mit Gerry streben wir auf dem Posten des Cheftrainers die Kontinuität an, die uns zuletzt auf dieser Position gefehlt hat.»

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