notifications
Super League

Die neue Zeitrechnung beginnt mit einer Nullnummer: So lief das Comeback von Gerardo Seoane als YB-Trainer

In Unterzahl holen die Young Boys gegen den FC Basel im ersten Spiel nach der Rückkehr von Meistertrainer Gerardo Seoane ein 0:0. Weshalb dem Trainer damit ein kleines Wunder geglückt ist und weshalb er trotzdem nicht ganz zufrieden war.

Manchmal folgen die grossen Worte erst nach den grossen Taten. So zumindest war es in diesen Tagen in Bern. Am Freitag gab es die grosse Tat. Die Young Boys holten ihren früheren Meistertrainer Gerardo Seoane als Nachfolger von Giorgio Contini zurück. Zwei Tage später dann sprach YB-Chef Christoph Spycher die oben erwähnten, grossen Worte. Eine «neue Zeitrechnung» sei es, sagte der Chief Sports der Berner vor dem Spiel gegen Meister FC Basel.

Gerardo Seoane bei seinem Comeback als YB-Trainer. (Bern, 02.11.2025)
Bild: Zamir Loshi

Und vielleicht ist das nicht einmal falsch. Denn wer sich am Sonntag rund um das Wankdorf umhörte und umsah, der machte vieles aus, das eigentlich gerade nicht so zur Grosswetterlage, sprich: Tabellensituation, bei YB passt. Strahlende Gesichter, optimistische Fans, eine prickelnde Atmosphäre. Solches wurde in letzter Zeit schmerzlich vermisst in Bern.

Gerardo Seoane ist der Mann, welcher für diesen Stimmungswandel verantwortlich ist. Der YB in eine neue, schönere und bessere Zeit führen soll. Die Hoffnungen fussen auf handfesten Zahlen. Denn es fand ein Trainer zu YB zurück, der für Rekorde steht – in Bern, aber auch sonst im Schweizer Fussball.

Seoane hat schon einmal die Abwehr stabilisiert

In Bern, weil Seoane zwischen 2018 und 2021 der erste Trainer seit über 60 Jahren und dem Deutschen Albert Sing war, dem der Titel-Hattrick gelang. In der Schweiz, weil er mit einem Punkteschnitt von 2,26 das Trainer-Ranking der Super League beziehungsweise der früheren Nationalliga A anführt. Von den derzeit in der Super League engagierten Trainern folgt als Nächster Luganos Mattia Croci-Torti. Er wird auf Platz 48 geführt. Und weil Seoane 2021, in seiner letzten YB-Saison vor dem Wechsel zu Bayer Leverkusen, mit 31 Punkten Vorsprung auf den FC Basel Meister wurde. Auch das: Rekord!

Doch zurück zur Gegenwart. Wenn Spycher sagte, die Situation sei nicht mehr vergleichbar mit damals, als Seoane erstmals Trainer in Bern war, dann stimmt das. Es sind keine 31 Punkte Vorsprung mehr auf die Konkurrenz. Fünfter ist YB vor dem Anpfiff, zehn Punkte hinter Leader Thun. YB kämpft mit personellen Problemen. Weil es verletzte und gesperrte Stammspieler hat und eine zu flache Hierarchie im Kader. Wohl auch deshalb meinte Spycher kurz vor dem Duell mit dem FCB. «Wir erwarten keine Wunderdinge von Gerry.»

Dann kam das Spiel und als der Schiedsrichter Fedayi San nach 96 umkämpften, aber in keiner Phase fussballerisch guten Minuten abpfiff, hatte Seoane vielleicht doch ein zumindest kleine Wunder geschaffen. Denn ausgerechnet gegen den Meister, gegen die Offensive um Xherdan Shaqiri, spielte YB erstmals seit acht Meisterschaftsspielen und fast drei Monaten wieder zu null.

Dies ist umso erstaunlicher, weil Seoane in der Verteidigung «eine prekäre Situation» antraf, wie er es beschrieb. Tanguy Zoukrou sowie Saidy Janko waren gesperrt und Loris Benito musste in letzter Minute Forfait erklären. Der Captain spürte nach dem Aufwärmen ein Ziehen im Oberschenkel.

Doch damit nicht genug: Der für Benito eingesprungene Edimilson Fernandes musste schon nach 20 Minuten verletzt augewechselt werden und die ganze zweite Halbzeit spielte YB in Unterzahl, nachdem Armin Gigovic in der 48. Minute für ein Foul an Shaqiri die Gelb-Rote Karte sah.

Die Fans waren zufrieden, Seoane nicht ganz

So durfte Seoane nach dem 0:0 das «unglaubliche Engagement und die Solidarität der Mannschaft» loben. Doch wer ein Rekordmann ist, der gibt sich nicht mit wenig zufrieden. Und deshalb sagte Seoane hinterher auch dies: «Mir hat gefehlt, dass wir das Feuer, das ich zuvor in der Kabine gespürt habe, nicht auf den Platz brachten.» Letztlich hätten für ein besseres Resultat «zu viele Spieler nicht auf ihrer Ideal-Position» gespielt, so Seoane.

Zufrieden waren dafür die Zuschauenden. Als Seoane das Spielfeld verliess, wurde er begleitet von warmem Applaus. Das Publikum war mit dem ersten Spiel der neuen Zeitrechnung einverstanden. Kein Sieg, keine Tore und trotzdem zufriedene Fans: Vielleicht schafft dies in Bern im Moment tatsächlich nur Gerardo Seoane.

Kommentare (0)