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Fussball

Franz Beckenbauer ist tot – der «Kaiser» wurde 78-jährig

Beckenbauer war die wohl prägendste Persönlichkeit im deutschen Fussball. Die Fussballwelt trauert um eine seiner grössten Legenden. 
Beckenbauer war Ehrenpräsident von Bayern München.  Der 78-Jährige ist am Sonntag verstorben. 
Bild: Bild: Andreas Gebert / dpa

Franz Beckenbauer ist tot. Die grösste deutsche Fussball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Montag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Auch weltweit gehörte Beckenbauer zu den Allergrössten im Fussball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte Lichtgestalt. «In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist», teilte die Familie mit. «Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen.»

Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Beckenbauer trat zurück - nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten.

Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.

Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.

Bundeskanzler und Bundespräsident würdigen Beckenbauer

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz haben den am Sonntag gestorbenen Franz Beckenbauer gewürdigt. Scholz bezeichnete ihn als einen der «grössten Fussballer in Deutschland». Beckenbauer sei für «viele «der Kaiser»» gewesen - «auch, weil er über Generationen für den deutschen Fussball begeistert hat. Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden», schrieb der SPD-Politiker bei X.

Auch Bundespräsident Steinmeier kondolierte Heidrun Beckenbauer zum Tod ihres Mannes. «Wohl niemand hat den deutschen Fussball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fussballgeschichte geschrieben. Er war eine Ausnahmeerscheinung, das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein», schrieb Steinmeier.

Beckenbauers Eleganz am Ball habe Fussballfreunde in der ganzen Welt begeistert. «Mit seinem Führungsstil und seiner Spielphilosophie hat Franz Beckenbauer die deutsche Nationalmannschaft in der ganzen Welt zu einem herausragenden Botschafter unseres Landes gemacht», teilte Steinmeier weiter mit. «Dafür werden wir ihm immer dankbar sein. Und auch das Sommermärchen in unserem Land 2006 wäre ohne ihn undenkbar gewesen. Wie an vielen anderen Stellen hat er sich hier in den Dienst nehmen lassen.»

Zudem würdigte der Bundespräsident Beckenbauers soziales Engagement: «Mit seiner Stiftung unterstützte er Menschen mit Behinderung und Personen, die krank und unverschuldet in Not geraten sind», schrieb Steinmeier. «Mit Franz Beckenbauer verlieren wir den bekanntesten und in aller Welt beliebten Repräsentanten des deutschen Sports. Wir werden ihn nicht vergessen.»

Hoeness: «Geschenk an uns alle»

Der FC Bayern München hat Franz Beckenbauer als wichtigste Figur für den Verein geadelt. Nach der Nachricht über den Tod der einstigen Fussball-Lichtgestalt sagte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeness am Montag in einer Mitteilung: «Franz Beckenbauer ist die grösste Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte. Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen. Die Menschen können sagen, sie haben Fussball gesehen zu Zeiten von Franz Beckenbauer. Er war mir ein Freund, ein einzigartiger Weggefährte – und ein Geschenk an uns alle. Lieber Franz, Ruhe in Frieden!»

Hoeness war zusammen mit Beckenbauer Welt- und Europameister geworden, sie waren Teamkollegen bei den Bayern und arbeiteten später auf Funktionärsebene gemeinsam an der Säbener Strasse. Beckenbauer starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Montag bekannt gab.

«Franz Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fussballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt», sagte Bayerns ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. «Er war mein Kapitän beim FC Bayern, mein Trainer bei der Nationalmannschaft, unser Präsident bei Bayern und in all diesen Rollen nicht nur erfolgreich, sondern einzigartig. Als Persönlichkeit beeindruckte er mit seinem grossen Respekt vor allen Menschen - denn vor Franz waren alle gleich. Der deutsche Fussball verliert die grösste Persönlichkeit in seiner Geschichte. Wir werden ihn mehr als schmerzlich vermissen. Danke für alles, lieber Franz!»

«Die Welt des FC Bayern ist nicht mehr die, die sie mal war - plötzlich dunkler, stiller, ärmer», hiess es auf der Homepage des deutschen Fussball-Rekordmeisters. Vereinspräsident Herbert Hainer sagte: «Es gibt keine Worte, um auszudrücken, wie gross unsere Trauer ist - und dafür, welche Lücke Franz Beckenbauer hinterlässt. Als Spieler kam mit ihm Leichtigkeit aufs Feld, Eleganz und Magie: Franz Beckenbauer brachte den Glanz.» (dpa)

Szenen aus dem Leben von Franz Beckenbauer:

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