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Spektakel in den Bergen: Oscar Onley gewinnt die 5. Etappe der Tour de Suisse, Kevin Vauquelin ist der neue Leader

Die Königsetappe der Tour de Suisse von La Punt nach Santa Maria im Calancatal sorgt für einen Umsturz im Gesamtklassement. Und lässt auf einen spannenden Schlussspurt hoffen.
Kevin Vauquelin lässt sich im gelben Trikot feiern.
Bild: Gian Ehrenzeller / AP

Als sich morgens um 10 Uhr zahlreiche Fahrer zur Einweihung des Denkmals für den verunglückten Gino Mäder auf dem Albulapass einfanden , war die Hektik der folgenden Tour-de-Suisse-Etappe noch ganz weit weg. Doch nur wenige Stunden später lieferten sich die Radprofis auf dem schwierigsten Abschnitt der Schweizer Rundfahrt, Ausgabe 2025, einen begeisternden Abnützungskampf.

Man ahnte bereits im Vorfeld, dass die beiden relativ kurzen, aber sehr anspruchsvollen Steigungen im Calancatal für eine Zäsur sorgen könnten. Und aus der Vorahnung wurde schliesslich Realität. Das grösste Opfer der beiden Bergpreise war schliesslich der bisherige Leader Romain Grégoire. Der Franzose wurde, als ganz vorne die Favoriten das Tempo verschärften, schon früh distanziert und verlor bis ins Ziel fast 7 Minuten auf den Etappensieger, den Briten Oscar Onley. Im Gesamtklassement wurde Grégoire damit auf Platz 13 durchgereicht.

Der Franzose wurde auf dem Leaderthron durch einen Landsmann ersetzt. Kevin Vauquelin zeigte auf dem Weg nach Santa Maria eine bärenstarke Leistung und holte sich das gelbe Trikot. Der 24-Jährige lieferte sich auf den letzten Kilometern ein packendes Duell mit Tudor-Star Julian Alaphilippe, der jedoch die Pace Vauquelins zum Schluss nicht mehr mitgehen konnte und diesem das Leadertrikot um 29 Sekunden überlassen musste.

Oscar Onley (l.) setzt sich hauchdünn gegen João Almeida durch.
Bild: Marusca Rezzonico / Freshfocus

Leadertrikot als Lohn für die ganze Arbeit

Vauquelin nahm seine Parforceleistung äusserlich recht cool und meinte: «Das Leadertrikot ist für mich der Lohn für die ganze Arbeit. Es hat bis jetzt immer etwas gefehlt in den Bergen. Ich habe mich heute so lange gequält wie möglich, mit dem gelben Trikot als Motivation. Umso glücklicher bin ich, dass es jetzt geklappt hat.»

Klar ist auch: Kevin Vauquelin ist jetzt ein ganz heisser Anwärter auf den Gesamtsieg. Im Gesamtklassement führt er nun 29 Sekunden vor Alaphilippe und deren 39 vor dem Topfavoriten, dem Portugiesen João Almeida, der sich im Kampf um seinen zweiten Etappensieg nur hauchdünn von Onley hatte schlagen lassen müssen.

Am Freitag und am Samstag stehen zwei mehr oder weniger flache Etappen auf dem Programm. Entscheiden dürfte mit allergrösster Wahrscheinlichkeit das abschliessende Bergzeitfahren vom Sonntag von Beckenried hoch nach Stockhütte. Den Gesamtsieg dürfte das Spitzentrio Vauquelin/Alaphilippe/Almeida unter sich ausmachen. Vauquelin sagte zu seinen Chancen: «Ich muss einfach dranbleiben, solange es reicht mit meinen Kräften. Ich bin kein richtiger Kletterer, aber ich werde alles geben. Ich kann jetzt schon stolz sein auf das, was ich erreicht habe.»

Tudor-Star Julian Alaphilippe kämpfte wie ein Löwe.
Bild: Gian Ehrenzeller / EPA

Das Tudor-Team hält die Schweizer Fahne hoch

Und die Schweizer? Die spielten leider sowohl auf der Königsetappe als auch im Kampf um den Gesamtsieg nur absolute Nebenrollen. In Santa Maria fuhr Mauro Schmid als bester Einheimischer mit über 6 Minuten Rückstand auf den Etappensieger auf Platz 23.

In der Gesamtwertung sieht es noch zappendusterer aus: Bester Schweizer ist der angeschlagene Jan Christen, der im Teilstück vom Donnerstag Helferdienste für Teamleader Almeida verrichtete und am Ende fast eine halbe Stunde auf die Spitzenfahrer verlor. Christen ist damit auf den 36. Rang zurückgefallen.

Der positivste Aspekt aus einheimischer Optik bleibt das Schweizer Tudor-Team mit seinem designierten Star Julian Alaphilippe, der nach einem schwierigen Saisonstart auf Schweizer Strassen nun endlich gute Werbung in eigener Sache betreiben konnte. «Ich bin glücklich, konnte ich an der Spitze mithalten und mich im Gesamtklassement noch mal verbessern.» Ob seine Zeitfahr- und Kletterqualitäten für den ganz grossen Coup reichen, muss man anzweifeln. Aber eines ist gewiss: Julian Alaphilippe ist immer für eine Überraschung gut.

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